Vor Saisonstart: 3. Liga zwischen "Erfolgsstory" und Finanzsorgen

Am Freitag startet die 3. Liga mit einem hochattraktiven Teilnehmerfeld in ihre 15. Saison – und bewegt sich dabei einmal mehr zwischen einer "Erfolgsstory" und Finanzsorgen. 

"Die Vorfreude ist groß"

Über zwei Jahre lang war Corona nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch im Fußball sowie der 3. Liga das vorherrschende Thema. Ganz vorbei ist die Pandemie zwar noch nicht und könnte im kommenden Herbst und Winter erneut für Spielabsagen sorgen, doch erstmal ist alles so wie vor Corona. "Die Vorfreude ist groß", sagte Manuel Hartmann, Geschäftsführer Spielbetrieb DFB, am Montag bei einer Medienrunde. Auch im Hinblick auf die Zuschauerzahlen in den Stadien sei ein "gewisser Optimismus" vorhanden, die Entwicklung diesbezüglich sei "sehr gut". Anders als in den letzten beiden Spielzeiten wird es dieses Mal auch kein vereinsübergreifendes Hygienekonzept geben, der Infektionsschutz liegt nun in den Händen der Vereine. Für den Notfall wäre die 3. Liga aber gerüstet und könne auf die bewährte Verfahrensweise zurückgreifen.

Dass die Vorfreude so groß ist, liegt aber nicht nur an der deutlich abgemilderten Corona-Situation, sondern auch an den Teilnehmern: Zwar sind mit dem 1. FC Magdeburg, Eintracht Braunschweig und dem 1. FC Kaiserslautern gleich drei Zugpferde aufgestiegen, dafür kamen mit Dynamo Dresden und Rot-Weiss Essen aber zwei Zuschauermagnete neu hinzu. Während RWE, dessen Coach Christoph Dabrowski von einer "hochattraktiven Liga" sprach, über 9.000 Dauerkarten verkauft hat, steht Dynamo bislang bei über 11.500 Jahrestickets, wie Geschäftsführer Jürgen Wehlend verkündete. Zwar hatten sich die Verantwortlichen an der Elbe mehr erhofft – angepeilt waren 14.000 bis 15.000 Dauerkarten -, dennoch fiebert auch Wehlend dem Saisonstart am kommenden Wochenende entgegen: "Die 3. Liga ist eine Erfolgsstory und kann auf ein unglaubliches Wachstum zurückblicken." Vor allem die gestiegenen Zuschauerzahlen und Erträge in den letzten Jahren (Corona ausgenommen) bestätigen das.

Eine finanzielle Gratwanderung

Doch so positiv die Entwicklung der 3. Liga aus sportlicher Sicht auch ist: Finanziell gesehen kommt die Durchführung des Spielbetriebs für viele Vereine einer Gratwanderung zwischen Aufstiegsambitionen auf der einen und vernünftigem Wirtschaften auf der anderen Seite gleich. Selbst Dynamo rechnet laut Wehlend für diese Saison – trotz eines riesigen Zuschauerzuspruchs, Transfer-Einnahmen in Millionen-Höhe und einem Rettungsschirm für Absteiger – mit einem Fehlbetrag.

Dass Hartmann bei der Medienrunde explizit erwähnen musste, dass die Liga dieses Mal doch bitte mit allen 20 Mannschaften zu Ende gebracht werden soll, war bezeichnend. In der vergangenen Spielzeit war das nach dem Aus von Türkgücü München Ende März erstmals nicht der Fall. Die Münchner waren der zehnte Drittligist in den letzten zehn Jahren, der pleite gegangen ist. Und das, obwohl jeder Klub vor der Saison ein umfangreiches Zulassungsverfahren durchlaufen muss. Doch eine 100-prozentige Sicherheit gebe es eben nicht, wie Hartmann betonte. Schon gar nicht, wenn einzelne Vereine wie Türkgücü derart über die Stränge schlagen würden und statt drei plötzlich fünf Millionen Euro für das Personal ausgeben.

Um die Klubs zu mehr Vernunft in finanziellen Aspekten zu bewegen, greifen ab der Saison 2023/24 verschiedene Maßnahmen – unter anderem wird die Eigenkapitalauflage deutlich verschärft. Ein Schritt, der gerade nach dem Fall Türkgücü "sehr wichtig" sei, wie der DFB-Geschäftsführer betonte. Zudem ließ Hartmann durchblicken, dass die Maßnahmen durch die Pleite der Münchner nochmal nachgeschärft werden sollen. Bis zum Herbst sollen die konkreten Aspekte ausgearbeitet sein.

Warum während der WM nicht gespielt wird

Sollte die Corona-Lage wieder Hygienekonzepte erforderlich machen und sollten die Energiepreise weiter durch die Decke gehen, drohen auch an anderer Stelle steigende Ausgaben. Angesichts der Energiekrise will der DFB ebenfalls an neuen Vorgaben arbeiten. Dazu gehört stromsparendes LED-Licht in Flutlichtanalgen und Fernwärme statt Erdgas in den Rasenheizungen. In diesem Zusammenhang verwies Hartmann auf einen Aktionsspieltag Mitte/Ende August, betonte aber gleichzeitig, dass man noch "lange nicht perfekt" sei und es noch Zeit brauche, ehe die Maßnahmen umgesetzt werden könnten.

Zeit besteht unter anderem während der achtwöchigen Winterpause aufgrund der WM in Katar. Laut Hartmann wäre es zwar grundsätzlich möglich gewesen, dass die 3. Liga während dieser Zeit durchspielt, da die Drittligisten vermutlich keine WM-Fahrer stellen werden, allerdings habe sich der Ausschuss 3. Liga einstimmig dagegen entschlossen. Der Grund: An einigen Tagen würden die Drittliga-Partien parallel zu WM-Spielen laufen, sodass es im TV zu einer für Sender und Vereine ungewollten Konkurrenzsituation kommen würde.

Stichwort TV: Nach der laufenden Saison endet der aktuelle Fernsehvertrag. Ende September soll der neue Kontrakt geschlossen werden, der dann bis 2026/27 gilt. Wer den Zuschlag erhält, ist noch offen. Sicher ist nur, dass die Montagsspiele dann Geschichte sind. Über mögliche Szenarien wollte Hartmann nicht spekulieren ("Dafür ist es noch zu früh"), sagte aber: "Wir sind optimistisch, dass wir am Markt eines gutes Interesse hervorgerufen haben." Diesbezüglich kann die 3. Liga in den nächsten Wochen und Monaten weiter Werbung für sich machen – zumindest auf dem Platz.

   
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