Vierte Niederlage: VfL Osnabrück ist nur noch Mittelmaß
So hatte sich der VfL Osnabrück seinen Samstagnachmittag wahrlich nicht vorgestellt: Beim SV Wehen Wiesbaden sollten die vergangenen drei Niederlagen vergessen gemacht werden, aber schon nach zehn Minuten war ein Auswärtssieg fast außer Reichweite. Weil danach eine unverhoffte Führung noch verspielt wurde, sieht sich Lila-Weiß einer schweren Woche gegenüber.
SVWW nimmt Osnabrück neun Punkte in drei Wochen ab
Vor etwa drei Wochen besaß der VfL Osnabrück noch 14 Punkte Vorsprung vor dem SV Wehen Wiesbaden und rangierte auf dem zweiten Tabellenplatz, während die Gastgeber vom Samstag auf einen Abstiegsplatz zurückgefallen waren. Seitdem hat sich vieles gewandelt, denn während die Niedersachsen um Trainer Joe Enochs ein riesiges Tal durchschreiten müssen, ist Wiesbaden lebendiger als je zuvor: Mit einem 2:1-Erfolg klettert die Mannschaft von Rüdiger Rehm bis auf den 14. Platz und hat in kurzer Zeit neun Zähler auf den VfL aufgeholt, der seinerseits auf den achten Tabellenplatz zurückgefallen ist – so tief war er in dieser Spielzeit noch überhaupt nicht platziert. Klar: Vom Aufstieg bracht zunächst nicht mehr geredet zu werden, andere Teams überzeugen derzeit mit deutlich konstanteren Leistungen. Stattdessen beginnt in Osnabrück die Phase der Aufarbeitung. Denn die Niederlage in der Landeshauptstadt Hessens hatte mehrere Gründe.
Rote Karte durchkreuzt alle Pläne
Zugegeben: Wirklich glücklich verlief schon der Start in die Begegnung nicht. Denn es dauerte nur wenige Minuten, ehe mit Anthony Syhre ein Defensivmann die Rote Karte aufgrund einer Notbremse sah – alle Pläne waren schon dort über den Haufen geworfen, ein Auswärtssieg plötzlich hinreichend unwahrscheinlich geworden. Und doch zappelte das Leder nach 22 Minuten im Netz – Marc Heider versenkte nach reichlich Pingpong im SVWW-Strafraum eiskalt zur überraschenden Führung. Waren trotz Unterzahl Punkte möglich? Ja! Aber der Druck der Hausherren nahm minütig weiter zu und resultierte schon vor dem Seitenwechsel in guten Chancen, die Marius Gersbeck entschärfte. Schon zur Pause war klar, welch hartes Stück Arbeit dem zuletzt kriselnden Drittligisten an Ort und Stelle noch bevorstehen würde.
Wann endet die Krise?
Nach weiteren vergebenen Hochkarätern brauchte es eine unglückliche Aktion von Bastian Schulz, die zum Elfmeter führte – Steven Ruprecht netzte ein (77.). Und als wäre das nicht genug, drehte Manuel Schäffler die Begegnung in der Schlussminute gar komplett (90.). "Ein absolut verdienter Sieg, Wiesbaden hatte zahlreiche gute Torchancen nicht genutzt“, konstatierte Enochs enttäuscht, an dem die Kritik der Anhänger stetig zunimmt. Und nicht nur er steht im Kreuzfeuer der Kritik: Ob die Qualität der Mannschaft, des Sportdirektors Lothar Gans oder gar des Co-Trainers – alles wird hinterfragt. Die Niederlagenserie zehrt am VfL Osnabrück und droht, in einer Selbstzerfleischung zu münden. "Wir stehen wieder auf und arbeiten daran, die Ergebnisse zum Positiven zu verändern“, kündigte Enochs immerhin an – es klang mehr nach einer Durchhalteparole denn nach einem wirklichen Plan. Im kommenden Heimspiel gegen Holstein Kiel muss eine überzeugende Wende her, tatsächlich würde ein Erfolg bereits die Rückkehr ins Aufstiegsrennen bedeuten. Nach der aktuellen Gefühlslage ist der VfL im Jetzt-Zustand aber meilenweit von einer Siegerelf entfernt.