Vier Cluster haben sich gebildet: Die Knotenpunkte der 3. Liga

Wer auf die künftige Drittliga-Landkarte blickt, der staunt vielleicht: In manchen Gegenden Deutschlands tummeln sich die Vereine förmlich, genauso gibt es aber auch acht Bundesländer, durch die Auswärtsfahrer ab dem 22. Juli allenfalls durchfahren wird. Wir stellen die vier regionalen Cluster vor – und auch die Regionen, die leer ausgehen.

Der Nordwesten

Er bildet den mit Abstand größten Schwerpunkt der Saison 2022/23, gleich acht Vereine tummeln sich nämlich auf den 300 Kilometern zwischen Köln und Oldenburg. Langjährig in der 3. Liga verwurzelt ist allen voran der VfL Osnabrück, der bereits in seine elfte Saison gehen wird, sowie auch der MSV Duisburg im immerhin siebten Jahr, der SV Meppen ist zum sechsten Mal im Teilnehmerfeld.

Ganz neu dabei ist ein Traditionsverein, von dem einiges erwartet werden darf: Rot-Weiss Essen ist nach vielen vergeblichen Anläufen zurück auf der großen Bühne – und wird sich mit dem MSV Duisburg mehr als 15 Jahre nach den letzten Aufeinandertreffen heiße Derbys liefern. Auch die Fanlager von Meppen und Oldenburg haben eine gepflegte Abneigung zueinander vorzuweisen. Ergänzt wird dieser Cluster von der Reserve des BVB sowie des SC Verl, der auch im dritten Jahr nur um den Klassenerhalt spielen wird. Mit fünf Vereinen stellt NRW auch das Bundesland mit den meisten Drittligisten.

Der Südwesten

Fünf Klubs kommen künftig aus dem Südwesten, wobei vier in relativer Nähe zueinander liegen und um den SC Freiburg II ergänzt werden – dieser muss selbst zu dem nächsten Liganachbarn nach Mannheim gut zwei Stunden fahren. Die Brisanz, die diese Region durch Derbys erlebt hat, wird allerdings deutlich abnehmen: Der Verlust des 1. FC Kaiserslautern, der künftig wieder zweitklassig spielt, kostet sowohl den 1. FC Saarbrücken als auch den Waldhof Spiele vor ausverkauftem Haus. Immerhin gibt es künftig wieder ein Saarland-Derby, die SV Elversberg ist schließlich neu dabei und dürfte mit einem für Aufsteiger sehr ansehnlichen Kader sofort das Potenzial haben, den "großen" FCS zu ärgern.

Der Osten

Ostdeutsche Fußballvereine gehören zum festen Inventar der 3. Liga, in der Saison 2022/23 wird der Verlust von Meister Magdeburg durch die sächsischen Neuankömmlinge Dynamo Dresden und Erzgebirge Aue mehr als kompensiert. Überhaupt liegt der Klubschwerpunkt damit einmal mehr im östlichsten Bundesland, aus dem ja auch der FSV Zwickau stammt. Am längsten dabei ist allerdings der Hallesche FC, der einzige nicht-sächsische Ostverein. Weit entfernt vom anderen Trio ist der HFC allerdings auch nicht angesiedelt, fährt etwa anderthalb Stunden nach Dresden, Aue und auch Zwickau.

Der Süden

Türkgücü München ist weg, die Reserve des FC Bayern tauchte schon 2021 in die Niederungen des bayrischen Amateurfußballs ab. So ist das südliche Cluster zugleich das kleinste: 1860 München als einziger Klub der Landeshauptstadt, der FC Ingolstadt als bereits prominent aufgerüsteter Absteiger sowie die SpVgg Bayreuth, die der Liga einen angenehmen, neuen Anstrich verleiht: Schon ist das bayrische Trio komplettiert. Die Spielvereinigung hätten wir dabei auch dem Osten zuordnen können, die kürzesten Auswärtsfahrt zumindest sind mit 120 respektive 135 Kilometern Strecke die nach Zwickau und Aue, erst dann folgt Ingolstadt mit 160 Kilometern.

Wer ausgespart bleibt

Aus dem Nordosten – sprich Schleswig-Holstein, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern – hat sich der Drittliga-Fußball vorerst verabschiedet. Ein Ballungsgebiet war diese Region, in der sich nur wenige Vereine mit professionellen Ambitionen angesiedelt haben, ohnehin nie. Nun klafft aber nach dem Abschied des 1. FC Magdeburg und Viktoria Berlin sowie dem Relegations-Scheitern des BFC Dynamo erstmals seit längerer Zeit eine riesige Lücke. Zumal sich im Sommer 2021 ja auch der FC Hansa Rostock nach acht Drittliga-Jahren am Stück anders orientierte, derzeit ein solider Zweitligist ist. Schon länger nicht mehr auf der Karte stehen die Standorte Babelsberg und Cottbus: Babelsberg stieg 2013 aus der 3. Liga ab, der FC Energie im Jahr 2019. Und Holstein Kiel (2017) sowie der VfB Lübeck (2021) verschwanden durch Auf- respektive Abstieg vor kürzerer oder längerer Zeit aus der schleswig-holsteinischen Drittliga-Welt.

Auch die Mitte des Landes ist nur noch äußerst dünn vertreten. Nun ist zwischen Thüringer Wald, Rhön und Spessart ja ohnehin nie der Nabel der Fußballwelt gewesen. Manch ein Verein, etwa Hessen Kassel, versucht seit Einführung der eingleisigen 3. Liga vergeblich den Aufstieg in diese, scheiterte einmal in der Relegation. Andere wie Carl Zeiss Jena, zuletzt Zweiter der Regionalliga Nordost, sind näher dran an der Rückkehr. Oder weiter wie Zeiss-Rivale Rot-Weiß Erfurt, abgestürzt bis in die Fünftklassigkeit, in der Saison 2022/23 aber als südlichstes Mitglied immerhin wieder zurück in der traditionsreichen Nordost-Staffel.

Ein letzter freier Fleck liegt schließlich über der Mitte und dem Osten Baden-Württembergs: Einst war Schwaben mit wechselnden Klubs gut vertreten, Sonnenhof Großaspach schrieb als klarer Außenseiter jahrelang Wundergeschichten, die Reserve des VfB Stuttgart und die Stuttgarter Kickers füllten die Neckar-Metropole üppig in der 3. Liga aus. Und an der Grenze zu Bayern duellierten sich der 1. FC Heidenheim und der VfR Aalen, verbrachten einige Jahre im Drittliga-Fußball, ehe es für die Einen dauerhaft weiter nach oben ging und die Anderen, die Aalener, aufgrund fehlender Finanzkraft nur noch ein durchschnittlicher Viertligist sind.

   
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