VfL Osnabrück zeigt anderes Gesicht – Enochs enttäuscht
Das nennt man dann wohl ein Dejavu: Der VfL Osnabrück hat am Freitagabend gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten FSV Mainz 05 II einen Big-Point verpasst und eine verdiente 1:2-Niederlage einstecken müssen. Die einzig gute Nachricht: Aufgrund der wiederholten Schwächen der Konkurrenz freut sich Lila-Weiß unverhofft weiterhin über den zweiten Tabellenplatz.
Ein vielversprechender Beginn
Dennoch benötigen die 90 Minuten, die der VfL im ersten Flutlicht-Heimspiel an der Bremer Brücke seinen Fans angeboten hatte, einer Aufarbeitung. Was war geschehen? Der Favorit hatte seine Rolle in der ersten Halbzeit angenommen, zwar kein Spektakel gezeigt, aber sich für das leichte Plus an Spielanteilen mit einem 1:0-Vorsprung belohnt. Vieles deutete in die richtige Richtung, auch weil ausgerechnet der in der bisherigen Saison hinter seinen Erwartungen zurückgebliebene Ahmet Arslan per Kopf die Führung besorgt hatte (25.). Er war aufgrund des verletzungsbedingten Fehlens von Torjäger Kwasi Wriedt in die Startelf gerutscht und schien den Stürmer ersetzen zu können. Mit zartem Applaus wurde Osnabrück in die Halbzeitpause begleitet, warum sollte er sich den Vorsprung auch noch nehmen lassen? Mainz hatte schließlich in seinen zehn bisherigen Auswärtspartien kümmerliche zwei Pünktchen geholt, folglich noch kein einziges Spiel gewonnen.
"Eine Mannschaft hat gekämpft, die andere sich ausgeruht"
Die bittere Ernüchterung folgte nach dem Seitenwechsel. Denn auch wenn der Ausgleich der Mainzer erst in der 62. Minute fiel, so hatte er sich fast mit dem Beginn der zweiten Spielhälfte angedeutet. Der VfL Osnabrück fand nicht in die Zweikämpfe, schenkte seine Vorteile gegenüber dem Letzten leichtfertig her. Was war das für ein Auftritt? "Ich hatte das Gefühl, dass wir dachten, spielerisch alles regeln zu können. Mainz zeigte sich intensiver, wollte auf keinen Fall verlieren. Da hätten wir besser gegenhalten müssen, da sein müssen. Eine Mannschaft hat ums Überleben gekämpft – die andere hat sich ausgeruht“, beschrieb Trainer Joe Enochs etwas resigniert das Spiel auf der Pressekonferenz nach Abpfiff. Die Strafe folgte Mitte der Halbzeit: Philipp Klement nutzte erst einen verhängnisvollen Patzer des sonst so soliden Marcel Appiah, um zum 1:1-Ausgleich einzuschieben (62.), fünf Minuten später legte er mit seinem starken Linksfuß sehenswert ins untere linke Eck nach (67.). Das Spiel war gedreht, und das ging in Ordnung. Mainz hätte durch Konter sowie einen Elfmeter von Klement gar nochmals nachlegen können (87.), diesen wohl einfachsten Schuss verlegte die Offensivkraft der jungen Rheinland-Pfälzer aber deutlich über den Kasten.
"Vielleicht passiert die Niederlage aus einem guten Grund"
Osnabrück taumelte ohne wirkliche Ausgleichschancen dem Abpfiff entgegen – der Aufstiegsanwärter hatte gegen den fast schon designierten Absteiger kein Mittel gefunden. "Ich bin mit unserer Leistung nicht einverstanden, sondern sehr enttäuscht. Wenn wir weitergemacht hätten wie in der ersten Halbzeit, wären wir als Sieger vom Platz gegangen. Wir müssen 90 Minuten Fußball spielen, haben aber nach der Pause viele falsche Entscheidungen getroffen“, äußerte sich Enochs gegenüber dem Vereins-TV, hofft aber auf einen Hallo-Wach-Effekt: "Vielleicht passiert das aus einem guten Grund, jetzt zu verlieren. Dass wir noch einmal hellwach werden für die kommenden Wochen.“ Eine wache Mannschaft kann der VfL gut gebrauchen, am kommenden Wochenende steht das Spitzenspiel beim 1. FC Magdeburg an. "Dort brennt der Baum, das kann ich versichern“, blickt Enochs voraus. Umso mehr braucht es dort einen VfL Osnabrück, der sein besseres Gesicht zeigt…