Osnabrück: Ernüchternde Zahlen – Optimistische Vereinsführung

248 Mitglieder des VfL Osnabrück informierten sich gestern bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung über die angespannte Finanzlage und die sportlichen Aussichten der kommenden Spielzeit. So zeigte sich Präsident Christian Kröger äußerst zuversichtlich, dass die Verpflichtung von Wunschtrainer Maik Walpurgis (SF Lotte) gelingen wird. Einen Tag später unterschrieb der 39-Jährige zusammen mit Co-Trainer Ovid Hajoueine einen Zwei-Jahresvertrag bei den Lila-Weißen. Doch einen Großteil der rund dreieinhalbstündigen Versammlung nahm der Vortrag über das finanzielle Minus in Höhe von etwa 1,9 Millionen Euro sowie die Präsentation des neu konzipierten Sanierungskonzeptes von Geschäftsführer Wehlend in Anspruch.

,,Die Gespräche mit ihm waren problematisch"

Auch über den Ex-Coach des VfL, Claus-Dieter Wollitz, wurde anfangs gesprochen. ,,Die Gespräche mit ihm haben sich problematisch gestaltet. Herr Wollitz darf als sportlicher Leiter nicht sagen, dass die Lizenz in Gefahr ist. Das tut dem Verein nicht gut“, so Kröger, der nochmals betonte, dass alle eingereichten Lizenzunterlagen vom DFB akzeptiert wurden. Wollitz forderte nach der fristlosen Kündigung eine Abfindung von 150.000 Euro, was in der Fanlandschaft der Niedersachsen für viel Unverständnis sorgt. Dieser Betrag soll jedoch inzwischen schon etwas reduziert worden sein. Der wirtschaftliche Verlust der gesamten Saison dagegen ist ernüchternd. Allein in der Hinrunde schrieb der VfL rote Zahlen von etwa 900.000 Euro, in der Rückrunde beträgt das Minus knapp 925.000 Euro, sodass insgesamt 1,8 Millionen Euro Verlust in der abgelaufenen Spielzeit zu Buche stehen – so kann es in Zukunft nicht mehr weitergehen, darüber waren sich alle Beteiligten sichtlich einig. Zu möglichen Geldgebern, die nach der erfolgreich vollzogenen Ausgliederung der Profifußballabteilung in eine Kapitalgesellschaft einsteigen könnten, äußerte sich der optimistisch auftretende Präsident zum Interesse der Mitglieder ebenfalls. ,,Wir überlegen eine Bewertung des VfL vorzunehmen. Daran möchten wir die Beträge der möglichen Investoren abschätzen.“ Eine in der Satzung verankerte Passage, die eine Mitbestimmung bei zustimmungspflichtigen Geschäften verweigert, hat die Bereitschaft der Investoren zunächst verringert. Doch schon bald soll diese ungünstige Regelung behoben werden.

Restverein bleibt nicht schuldenfrei

Ein weiterer Fakt, der am Sonntag zum ersten Mal ans Tageslicht gekommen ist, dreht sich um die anderen Abteilungen des Vereins, sprich den eingetragenen Verein. Hier wurde entgegen Behauptungen des alten Vorstandes von vor einigen Monaten klargestellt, dass den Restverein Schulden in Höhe von 1,6 Millionen Euro belasten und der Verein für die Verbindlichkeiten der gegründeten Stadion KG voll haftet. Falls also die neue Kapitalgesellschaft scheitern sollte, würde sie die Schwimmer und Tischtennisspieler des VfL genauso in den Ruin mit hinein ziehen. Doch dieses Szenario spielt in den Köpfen der Verantwortlichen der Lila-Weißen keine Rolle, zu sehr überwog die Zuversicht es in den nächsten Jahren besser zu machen. Mit dem Sportartikelhersteller ,,adidas" hat der Traditionsklub einen attraktiven Ausrüster gewonnen, mit dem gleich ein Fünf-Jahresvertrag geschlossen wurde. Geschäftsführer Wehlend berichtete außerdem von den Potentialen des VfL, wenn es um Einsparungen (z.B. Senkung der Personalkosten um rund 250.000 Euro) und Generierung neuer Einnahmen (Erlöspotentiale von etwa 700.000 Euro z.B. durch Mitgliedergewinnung, effektive Vermarktung, etc.) geht. Der Leitsatz nicht nur des gestrigen Tages, sondern auch der Zukunft, klang immer wieder an verschiedenen Tagesordnungspunkten durch: ,,Maximaler Erfolg, ohne neue Schulden“. Es wird wohl auf einen mittelfristigen Weg hinauslaufen, den der Verein zusammen mit seiner Anhängerschaft zu bewältigen versucht. Abschließend, nach gut drei langen Stunden, die notwendig, aber sicher nicht für jedes Mitglied angenehm waren, ging Vize-Präsident Christoph Ehrenberg noch auf die Fanabteilung ein, die Ende des Monats voraussichtlich ihre erste Abteilungsversammlung einberufen wird. Es soll ein lebendiges Vereinsleben entstehen, bei dem die Fans aller Gruppierungen zusammenkommen und ihren Input zur Stärkung der Gemeinschaft untereinander beitragen. Bleibt abzuwarten, ob den positiven Signalen, die auf der Mitgliederversammlung von allen Seiten versendet wurden, auch eine kontrollierte Umsetzung des eingeschlagenen Weges folgen wird. Das Vertrauen in die neue Führung scheint vorhanden, dieses wertvolle Gut gilt es jetzt zu nutzen.

FOTO: Flohre Fotografie

   

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