VfL Osnabrück: Keine Nebenkriegsschauplätze im Aufstiegskampf

Ein Kommentar von Christopher Bredow

Wer hätte das vor der Saison gedacht? Drei Spieltage vor dem Ende der laufenden Drittliga-Spielzeit 2012/13 ist der VfL Osnabrück noch mittendrin im Aufstiegskampf und hat sogar die Chance, einen direkten Aufstiegsplatz zu erreichen. Für das ehrgeizige Ziel der Rückkehr in die 2. Bundesliga braucht es aber mit Sicherheit drei Siege in drei Spielen – dann ist der VfL im nächsten Jahr wohl im Bundesliga-Unterhaus dabei. Bei diesem Vorhaben ist es umso wichtiger, die volle Konzentration auf die kommenden drei Wochen zu legen – und keine Nebenkriegsschauplätze aufzumachen. So in etwa hatte es Trainer Claus-Dieter Wollitz in dieser Saison des Öfteren ausgedrückt – hat sich selbst aber eher weniger oft dran gehalten.

Bekommt der VfL keine Drittliga-Lizenz?

So auch beim relativ ungefährdeten 2:0-Sieg am vergangenen Samstag in der heimischen osnatel ARENA gegen den VfB Stuttgart II. Ein Sieg, der zwar keine ausufernde Euphorie bei der Mannschaft und den Fans hervorrief, dafür aber enorm wichtig war für das Aufstiegsrennen. Schließlich ließ der SC Preußen Münster zwei Punkte in Erfurt liegen, noch immer streiten sich fünf Mannschaften um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Für VfL-Coach Claus-Dieter Wollitz hätte es an diesem Tag nicht vieles geben dürfen, über das er sich öffentlich hätte aufregen müssen. Klar, die Lila-Weißen verschliefen die ersten 20 Minuten etwas und ließen den Stuttgarter Jungspunden ein ums andere Mal etwas zu viel Platz – letztendlich sicherte man sich aber dennoch die wichtigen drei Zähler. Die in der vergangenen Woche beim VfL eingetrudelten Bescheide zu den Lizenzauflagen des DFB für die kommende Saison aber waren Grund genug für "Pele" Wollitz, die Professionalität des gesamten Vereins und sogar das Weiterbestehen über die Saison hinaus in Frage zu stellen. So machte er am Samstag angebliche brancheninterne Gerüchte öffentlich, die besagen, dass der VfL bei einem Nicht-Aufstieg keine Drittliga-Lizenz erhält. Dazu befand der Fußballlehrer es als unprofessionell, wie der Verein derzeit agiert. Ihm fehle die Planungssicherheit, um mit aktuellen und neuen Spielern verhandeln zu können, dies sei so nicht akzeptabel. Aussagen, die mit Sicherheit irgendwo ihren Sinn haben und auch angesprochen werden müssen. Aber genau so etwas in der derzeitigen Situation des VfL in Sachen Aufstiegskampf öffentlich zu machen, ist nicht nachvollziehbar und unnötig. Die Spieler wissen selbst um ihre persönlichen Situationen, die derzeitigen Probleme innerhalb des Vereins immer und immer wieder nach außen zu kehren, kann in der aktuellen Situation nicht der richtige Weg sein. Solche Nebenkriegsschauplätze sind nicht zielführend. Vor allem dann nicht, wenn man als Trainer den Aufstieg versprochen hat und selbst sagt, dass man den Fokus auf das Sportliche legen müsse. Derartige Aussagen sind in der derzeitigen Situation aber wohl nicht zielführend und andere Thematiken als der Aufstieg sollten in den nächsten drei Wochen außen vor gelassen werden.

Sportlich alles noch drin

Auch wenn manche Aussagen von Claus-Dieter Wollitz nicht immer nachvollziehbar sind, so kann man an seinen Qualitäten, eine Mannschaft im Aufstiegsrennen zu begleiten, nicht zweifeln. Er wird wissen, wie er mit dem Team im Training umzugehen hat. Drei Spiele stehen noch aus, drei Siege sind noch drin. Am kommenden Samstag ist der SV Wacker Burghausen zu Gast in Osnabrück, eine Woche später steht die spannende Auswärtsfahrt zum Aufstiegsspiel bei Arminia Bielefeld an. Am letzten Spieltag empfängt der VfL schließlich die fast sicher abgestiegene Alemannia Aachen. Ein machbares Restprogramm, wenngleich die Partie in Bielefeld zur Schlüsselpartie werden dürfte. Die Lila-Weißen hätten dann die Möglichkeit, an der Arminia vorbeizuziehen und sich so zumindest den Relegationsplatz sichern zu können – ganz davon abhängig, wie die Konkurrenz spielt. Fähig für den Aufstiegskampf ist die Mannschaft, das hat sie zuletzt bewiesen. Nach der Krise ist der VfL inzwischen wieder da. Alle Beteiligten wissen um die außergewöhnliche Situation, die sich in diesem Jahr bietet. Ein Aufstieg in die 2. Bundesliga wäre nicht nur sportlich ein voller Erfolg, sondern würde auch die Finanzen enorm entlasten – damit sich der VfL Osnabrück dann auch verstärken und mit aktuellen Spielern Vertragsverhandlungen aufnehmen kann, um im nächsten Jahr einen Klassenerhalt anzupeilen. All das sollte bis zum Ende der Saison aber vorerst keine Rolle mehr spielen.

FOTO: Flohre Fotografie

   
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