Verl in 45 Minuten demontiert: "Ich weiß nicht, was passiert ist"
Am Ende war es ein Scheibenschießen in Köln Höhenberg. Fünf Gegentreffer kassierte der SC Verl nach einer 1:0-Halbzeitführung, sodass die Ostwestfalen beim Kellerduell deutlich ins Hintertreffen gerieten. Qualität und Mentalität waren laut Cheftrainer Guerino Capretti eigentlich vorhanden – aber nur im ersten Abschnitt.
"Überrascht und überfordert"
"Wir gehen mit einem 1:0 in die Pause, was nicht schlimm ist. Das ist ja etwas Gutes", hielt der Übungsleiter der Ostwestfalen in der Pressekonferenz nach der Begegnung mit Viktoria Köln fest. Gehadert hatte Capretti nur kurz, weil es keine höhere Führung war. Dabei war Verl in der ersten Hälfte dicht dran: "Wir haben gedrückt, wir hatten Präsenz und eine gewisse Wucht. Ich hatte das Gefühl, dass der Gegner verunsichert war", blickte der SCV-Coach zurück. Dann folgte die Demontage, denn Köln macht Verl die Bude voll – und zwar fünffach.
"Meine Mannschaft wirkte überrascht und überfordert", gestand Capretti schonungslos ein. Eine gewisse Zufriedenheit habe er bei seinem Team durch die Pausenführung festgestellt, daraus konnte sich der SC Verl aber offenbar nicht mehr befreien. "Ich weiß nicht, was passiert ist", zeigte sich auch SCV-Torschütze Cyrill Akono nach 90 Minuten am "MagentaSport"-Mikrofon ratlos. Der 21-Jährige hielt lediglich fest: "Ich glaube nicht, dass es in der Höhe so ausgehen muss. Generell nicht, dass wir hier als Verlierer vom Platz gehen müssen."
Bei eigenem Ballbesitz schwach
Doch woher kam der plötzliche Einbruch? "Ich habe keine Ahnung", wiederholte Akono, der zumindest den verpatzten Start in die zweite Hälfte mit dem Ausgleich als Kriterium ausmachte. "Ich glaube, das Spiel wurde durch die ersten 15 Minuten in der zweiten Halbzeit entschieden", so der Stürmer. Der Coach pflichtete ihm bei, weil Köln den reiferen Auftritt zeigte. Zu oft stand die gegnerische Offensive zu frei, fand Capretti. "Ich will niemandem absprechen, dass er nicht wollte, aber die Ordnung ist verloren gegangen und die Tore waren viel, viel zu einfach", erklärte er in Bezug auf die eigene Spielweise.
In Köln kassierte Verl somit die zehnte Niederlage in der Saison, steht aber mit 22 Punkten noch über dem Strich – allerdings haben mit Türkgücü (21 Punkte) und Duisburg (20) noch Nachholspiele in der Hinterhand. Von der defensiven Stabilität, die zum Auftakt ins Jahr noch gegen Würzburg angedeutet wurde, war nicht viel zu sehen. "Die zweite Halbzeit war erschreckend schwach, das müssen wir ehrlich auf den Punkt bringen", hielt Capretti daher fest. Gerade bei eigenem Ballbesitz. "Ich bin überzeugt, dass wir die Qualität und eine gute Mentalität haben, aber das müssen wir immer wieder auf den Platz bringen, in beiden Halbzeiten." Nur dann könne Verl den Klassenerhalt schaffen, das letzte Ziel von Capretti als scheidender SCV-Coach. Mit vielsagenden Worten gab er in der Pressekonferenz an Köln-Pendant Markus Brzenska ab: "Ich bin fertig."