"Unverschämtes Verhalten": KFC will nicht mehr in Düsseldorf spielen

Weil der KFC Uerdingen die fällige Miete für die Merkur Spiel-Arena in Düsseldorf nicht gezahlt hatte, bekam der Klub vom Stadionbetreiber ein Hausverbot ausgesprochen. Eine Tatsache, über die sich der Klub "äußert verärgert" gezeigt hatte – seitdem ist das Tischtuch zerschnitten. Künftig will der KFC nicht mehr Düsseldorf spielen.  

KFC sucht neue Spielstätte

Kommt Corona nicht erneut dazwischen, spielt der KFC Uerdingen im 13. Februar gegen den FSV Zwickau – ein Heimspiel für die Krefelder. Wo es stattfinden wird, ist allerdings noch völlig offen. Klar ist nur: "Auf jeden Fall nicht mehr in Düsseldorf", stellt Investor Mikhail Ponomarev in einem Interview mit der "SportBild" klar und sagt: "Das war ganz schlechter Stil dort, ein unverschämtes Verhalten." Was der scheidende KFC-Boss meint: Nachdem der KFC seine Miete nicht gezahlt hatte, bekam der Klub vom Stadionbetreiber Ende Januar ein Hausverbot ausgesprochen – sehr zum Unverständnis des Klubs, der damit argumentierte, dass die anstehende Partie aufgrund von Corona-Fällen ohnehin nicht stattfinde könne. Zudem habe Ponomarev der Stadion-­Gesellschaft bereits vor der Saison gesagt: "Wir können den Preis nicht mehr stemmen, weil wir nicht einmal mehr Zuschauer haben. Er wird uns in die Insolvenz treiben."

Bei rund 1,65 Millionen soll die jährliche Stadionmiete liegen. Doch die Bitte des KFC um eine Minderung der Miete sei auf taube Ohren gestoßen: "Die Betreiber sagten, das sei ihnen völlig egal. Null Entgegenkommen, null Verständnis. Wir haben ihnen dann zuletzt mitgeteilt, dass wir aussteigen." Laut Ponomarev habe der KFC den Vertrag mit der Stadion-Gesellschaft schon vor einem Jahr kündigen wollen. Da der Klub aber offenbar keine alternative Spielstätte fand, konnte der Klub nicht kündigen: "Weil wir sonst keine Lizenz vom DFB bekommen hätten", so der 47-Jährige. Nun soll eine andere Lösung gefunden werden: "Wir verhandeln gerade mit anderen Klubs und werden eine Lösung finden."

Gespräche gab es unter anderem mit dem Betreiber der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena, wo der KFC bereits in der Saison 2018/19 spielte – dabei allerdings verbrannte Erde hinterließ. Sollte es dennoch zu einem erneuten Deal kommen, müsste der KFC die Mietzahlungen im Voraus entrichten: "Ich will nicht in die Situation kommen, dass ich den KFC in der Schlussphase der Saison aus der Arena aussperren muss, um dann mit dem Vorwurf konfrontiert zu werden, ich würde das nur machen, um den MSV im Kampf um den Klassenerhalt zu helfen", so Dirk Broska, der Geschäftsführer der Duisburger Stadionprojektgesellschaft, der "WAZ". Darüber hinaus müsste auch der MSV zustimmen: "Ohne die geht das nicht", betont Broska. Ebenfalls im Rennen um den künftigen KFC-Heimspielort sollen die Stadien in Oberhausen, Wattenscheid, Köln (Südstadion) und Lotte sein.

"Verkaufe meine Anteile auch für 1 Euro"

Derweil läuft die Suche nach einem neuen Investor, bekanntlich wird Ponomarev spätestens zum Saisonende aussteigen. Klar scheint: Ohne neuen Geldgeber wird der KFC in der kommenden Saison wohl nicht in der 3. Liga antreten können. Ein Szenario, das der 47-Jährige unbedingt verhindern will – daher kündigt er an: "Ich verkaufe meine Anteile am Verein auch für einen Euro." Zudem will Ponomarev im Vertrag mit dem neuen Inhaber eine Verpflichtung verankern, "dass er dafür sorgen muss, dass der Klub die Lizenz erhält". Laut dem KFC-Boss, der über die KFC Uerdingen Entertainment GmbH etwa 97,5 Prozent Anteile an der Fußball GmbH hält, hätten die Gespräche mit einem neuen Investor im Dezember vor dem Abschluss gestanden. Allerdings sei der Deal doch noch geplatzt. "Ich bin mir aber sicher, dass wir schon bald zu einem Abschluss mit einem anderen Investor kommen werden." Bis dahin würden die Dinge erst einmal "ganz normal weiter bis Saisonende" laufen. Mit der Anmeldung auf Insolvenz in Eigenverwaltung wollte der KFC der Gefahr aus dem Weg gehen, "dass uns Insolvenzverschleppung vorgeworfen werden kann." Am Dienstag bestellte das Amtsgericht einen vorläufigen Insolvenzverwalter. Der Spielbetrieb soll aufrechterhalten werden, allerdings wird das Verfahren nun doch nicht in Eigenverwaltung durchgeführt.

Dass für Ponomarev beim KFC Schluss sein würde, habe er für sich bereits im vergangenen Juli beschlossen – aus drei Gründen. "Zum einen die sportliche Situation: Wir hatten den größten und besten Kader in der vergangenen Saison, doch haben trotzdem den Aufstieg nicht geschafft (Platz 13, d. Red.). Zweitens: die Unterstützung der Fans. Und da müssen wir ehrlich sein. Unsere Fangemeinde ist zerstört. Vor 30 Jahren war das Stadion ausverkauft, da kamen junge Fans zum KFC. Und heute? Da kommen zu wichtigen Spielen 4000 Zuschauer. Da bin ich schon schockiert." Und drittens: die Infrastruktur: "Die Trainingsbedingungen sind katastrophal, im Winter ist kein Training möglich. Ich habe mich dafür der Mannschaft gegenüber geschämt. Doch bei der Stadt Krefeld ist eine Modernisierung nicht einmal ein Thema", schimpft der KFC-Boss, der in den letzten drei Jahren nach eigenen Angaben jedes Jahr ein Minus von fünf Millionen Euro ausgleichen musste.

Kritik an Großkreutz

"Die Spieler haben von meinem Geld gelebt, haben mich aber immer nur beschuldigt", erklärt Ponomarev derweil die zahlreichen Gerichtsprozesse der letzten Jahre. Auch mit Weltmeister Kevin Großkreutz befand sich der KFC im Clinch, nachdem der KFC die Gehaltszahlungen eingestellt und ihm fristlos gekündigt hatte. Der Grund laut Ponomarev: "Er wollte gar kein Fußball mehr spielen. Allein sein Fitnesszustand – der war gerade mal ein bisschen besser als meiner. Entschuldigung, dass ich das so hart sagen muss." Mittlerweile ist das Kapitel abgeschlossen, Großkreutz bekam vom Arbeitsgericht rund 450.000 Euro zugesprochen.

Die großen Ambitionen, die Transfers und die Negativschlagzeilen – Ponomarev polarisiert. "Egal was ich mache, ich werde dafür kritisiert. Das war von Anfang an so. Ich hätte Cristiano Ronaldo verpflichten können, es wäre auch falsch gewesen. Ich bin immer für Kompromisse zu haben, aber viele Personen hatten daran überhaupt kein Interesse. Sie haben immer nur Druck auf mich ausgeübt, aber das funktioniert bei mir nicht." Nun will er das Projekt beim KFC "zu Ende" bringen und sich danach einer neuen Aufgabe widmen: "Das war es noch nicht."

   
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