Unter der Lupe! 5 Fragen an den 30. Spieltag
Mit zwei Freitags- und acht Samstagsspielen kommt in raschen Schritten der 30. Spieltag auf die Fans der 3. Liga zu. Und durch die Ergebnisse der letzten Wochen kann fast jedes der 20 Teams noch von sich behaupten, nicht um die goldene Ananas spielen zu müssen: Wer 40 oder mehr Punkte besitzt, ist automatisch mindestens im Rennen um den Relegationsrang in Richtung 2. Bundesliga dabei. Wer weniger als diese 40 Zähler aufweist, der muss im Falle einer Negativserie immer einen vorsorglichen Blick auf die Kellerkinder werfen.
Denn diese begannen, in den letzten Wochen teils regelmäßig zu punkten: Die Stuttgarter Kickers holten zuletzt beispielsweise sogar einen Zähler bei Dynamo Dresden – mehr als nur ein Achtungserfolg für Tomislav Stipic und seine Spieler. Energie Cottbus siegte derweil in Kiel, der VfR Aalen beim SV Wehen Wiesbaden. Dort muss nun ebenso wie in Chemnitz das ausgerufen werden, was sich vor der Saison dort niemand erwartet, geschweige denn gewünscht hätte: Der Abstiegskampf in Reinkultur. Unsere Vorschau auf den 30. Spieltag:
Frage 1: Rückt der 1. FC Magdeburg auf Platz 3 vor?
Mit dem Erreichen der 45-Punkte-Marke hat der 1. FC Magdeburg sein Saisonziel bereits zehn Spieltage vor Schluss erreicht. Warum also nicht nach neuen Zielen Ausschau halten? Der Aufstieg ist zwar nach wie vor nicht das erklärte Ziel, doch angesichts von nur zwei Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz sollte man auch als Aufsteiger nichts unversucht lassen. Gewinnt der FCM am Samstag in Cottbus, könnte sich die Härtel-Elf schon an diesem Wochenende auf den dritten Rang vorschieben. Die Vorzeichen stehen nicht schlecht, schließlich holte Magdeburg aus den bisherigen elf Ost-Derbys starke 22 Punkte. Einfach wird die Aufgabe in der Lausitz aber nicht: Nach zum Teil katastrophalen Auftritten stoppte die Mannschaft von Trainer Vasile Miritua den Abwärtstrend mit vier Punkten aus den letzten beiden Spielen. Noch steht Energie aufgrund der schlechteren Tordifferenz zwar unter dem Strich, doch die Auftritte gegen Aue (0:0) und Kiel (2:1) haben Hoffnung gemacht. Knüpft der FCE daran an, sind auch gegen Magdeburg Punkte möglich. Schon im Hinspiel stand Cottbus kurz vor dem Sieg, wurde aber mit einem umstrittenen Elfmeter spät um drei Punkte gebracht.
Frage 2: Fällt in Osnabrück eine Vorentscheidung über den Relegationsplatz?
Die Augen einiger Drittligisten werden am Samstagnachmittag auf die osnatel-Arena in Osnabrück schauen: Der aktuelle Inhaber des wertvollen dritten Platzes, der heimische VfL Osnabrück, empfängt die SG Sonnenhof Großaspach – Tabellenfünfter und direkter Verfolger. Das Problem für die Lila-Weißen ist, dass ihnen die direkte KO-Runde um die Zweitliga-Teilnahme in den vergangenen Jahren stets weniger gut bekam. Sowohl als Zweitligist als auch als Drittligist scheiterten die Osnabrücker, Angstgegner Dynamo Dresden ist diese Spielzeit glücklicherweise nicht in der Verlosung. Mit 45 Punkten, zwei Zählern Rückstand auf den VfL, kann sich allerdings auch Großaspach noch berechtigte Hoffnungen machen, in wenigen Monaten auf den 1. FC Kaiserslautern, den Karlsruher SC oder den VfL Bochum treffen zu dürfen.
Frage 3: Versetzt Hansa dem taumelnden SV Wehen Wiesbaden den nächsten Stoß?
Eigentlich ist es nichts Neues, dass der SV Wehen Wiesbaden in einer Drittliga-Saison mindestens einen Cheftrainer entlässt, möchte man sarkastisch formulieren. Sven Demandt traf es nach dem 29. Spieltagen und einer wochenlangen Negativserie – der Klassenverbleib ist zwischen Rhein und Main in höchste Gefahr geraten. Damit verbunden ist das Wegbleiben der Zuschauer, knapp 1500 Anhänger des SVWW fanden sich zur 0:1-Niederlage gegen den VfR Aalen noch in der Brita-Arena zu Wiesbaden ein. Berappelt sich der Verein, der bisher noch keinen Nachfolger präsentierte, nicht bald, dann könnte das Gastspiel in Rostock vorerst eines der letzten vor größerer Kulisse sein. Verlieren ist aus Wiesbadener Sicht dort ein absolutes Tabu – zumal die letzten acht Spiele für den SVWW ein echtes Mammutprogramm darstellen. Dresden, Aue und Magdeburg inklusive.
Frage 4: Wird auch Rot-Weiß Erfurt wieder vom Abstiegsstrudel erfasst?
Ein weiteres direktes Duell im hinteren Mittelfeld findet zwischen Werder Bremen II und Rot-Weiß Erfurt statt. Zwölfter gegen Dreizehnter – die tabellarische Situation hatte für beide Mannschaften im Saisonverlauf schon deutlich schlechter ausgesehen. Nur trügt der vermeintlich komfortable Schein, zu gering ist der Vorsprung von einem (RWE) respektive zwei (Bremen II) Punkten auf den ersten Abstiegsplatz. „Wir hören auf, Fußball zu spielen“, äußerte sich Trainer Stefan Krämer nach dem jüngsten 1:1 gegen den Halleschen FC ernüchtert. Drei Spiele in Folge ist RWE sieglos, und damit wieder eine Chance vertan, sich entscheidend abzusetzen. Am Samstag in Bremen sowie eine Woche später gegen den Chemnitzer FC wird somit in direkten Duellen über die nahe Zukunft der Erfurter entschieden.
Frage 5: Kann Holstein Kiel Erzgebirge Aue im Aufstiegskampf ein Bein stellen?
Holstein Kiel gegen Erzgebirge Aue: Das hätte um ein Haar bereits die Relegationsbegegnung zwischen 2. Bundesliga und 3. Liga in der vergangenen Spielzeit dargestellt – wenige Tore fehlten den Veilchen zum 16. Tabellenplatz, der direkte Abstieg war die Konsequenz. Der ist allerdings längst verdrängt, denn Aue klopft an das Tor zum Wiederaufstieg. Und das, obwohl die FCE-Offensive im Saisonvergleich nur drei Tore mehr erzielte, verrückte Drittligawelt. Die Kieler Störche hätten durchaus gerne ebenfalls ein Wörtchen oben mitgeredet, nun geht es aber einzig und allein um den Klassenverbleib. Verlieren ist im heimischen Stadion verboten – aber da die Elf von Trainer Karsten Neitzel in der Heimtabelle sogar auf einem Abstiegsrang rangiert und nur 15 Zähler aus 14 Heimspielen ergatterte, ist für Pavel Dotchev und Erzgebirge Aue im Holstein-Stadion sicherlich etwas Zählbares zu holen.