SV Wehen Wiesbaden: Nachholbedarf in der Offensive

Nach der Saison ist vor der Saison: Auch für den SV Wehen Wiesbaden sind es nur noch knapp sechs Wochen bis zum Beginn der neuen Spielzeit. 2015/16 soll das große Jahr der Schwarz-Roten werden, in welchem der erhoffte Aufstieg endlich klappen soll. Doch die Konkurrenz steht ebenfalls in den Startlöchern. Umso wichtiger ist folglich eine gute Transferpolitik der Vereinsoberen um den neuen Sportlichen Leiter Christian Hock, dem die Mammutaufgabe vergönnt ist, dem zuletzt im Mittelmaß versinkenden Kader der abgelaufenen Runde mit neuen Spielern frisches Blut einzuimpfen.

Doch leicht wird es für den SVWW wahrlich nicht: Überraschend kehrten mit Jose Pierre Vunguidica, der sich dem SV Sandhausen anschließen wird, sowie dem Rostock-Rückkehrer Tobias Jänicke zwei absolute Leistungsträger der Offensivabteilung dem Verein den Rücken zu. Mit Michael Wiemann verlässt auch in der Abwehr eine etablierte Kraft den Club, während die Abgänge vom zuletzt wenig überzeugenden Robert Müller und den zumeist auf der Bank oder Tribüne sitzenden Alexander Nandzik, Florian Fromlowitz, Raphael Laux und Julian Grupp schnell verschmerzt sein dürften.

Wer sind die Neuen?

Wie auch bei zahlreichen andere Drittligisten drehte sich das Transferkarussell beim SV Wehen Wiesbaden bisher eher schleppend: Drei Neuzugänge wurden verpflichtet, welche allesamt Defensivpositionen bekleiden. Mit Maximilian Reule angelten sich die Hessen beispielsweise ein vielversprechendes Torhütertalent vom Chemnitzer FC. Der 21-Jährige, der in seiner Jugendzeit lange Jahre beim Karlsruher SC verbrachte, wurde zu Beginn der vergangenen Spielzeit vom sächsischen Fußballclub verpflichtet, musste sich aber zumeist hinten anstellen – zu fest saß der routinierte Philipp Pentke im Torwart-Sattel des CFC.

Fünf Einsätze bestritt Reule Ende 2014 dennoch und überzeugte dort offensichtlich die Verantwortlichen in Taunusstein. Zur neuen Saison wird sich Reule jedoch einer ähnlichen Situation entgegensehen müssen: Mit Markus Kolke steht einer der wohl stärksten und reaktionsschnellsten Drittliga-Keeper zwischen den Pfosten des SVWW. Für Reule wird die Devise lauten: Erfahrung mitnehmen, lernen und auf die passende Chance lauern.

Vitzthum: Erfolg dank Rückschritt?

Deutlich mehr Augen dürften da wohl bei der Verpflichtung von Michael Vitzthum aufgeleuchtet haben. Zuletzt beim 1.FC Heidenheim aktiv, schaffte es der 23-jährige Blondschopf in der vergangenen Serie nicht, sich als Stammkraft durchzusetzen und absolvierte lediglich 225 Spielminuten in drei Einsätzen. Eine Risikoverpflichtung? Wohl kaum, denn Vitzthum hat seine Stärken in bereits mehreren Spielzeiten unter Beweis gestellt. Trotz des jungen Alters hat der gelernte Linksverteidiger jüngst bereits seine fünfte Saison im Profifußball absolviert.

Den vorläufigen Höhepunkt der Karriere erreichte er in der Saison 2012/13, als er für die Reserve des VfB Stuttgart mit sieben Torbeteiligungen und über 3000 Spielminuten zu einem Eckpfeiler der Mannschaft heranwuchs. Sowohl beim Karlsruher SC (13/14) als nun auch beim 1.FC Heidenheim glückte ihm der Versuch im Bundesliga-Unterhaus nicht. Während der Wechsel zu den vom neuen Cheftrainer Sven Demandt betreuten Rheinhessen auf den ersten Blick einen Rückschritt darstellt, ist er zumindest für Vitzthum beim genaueren Betrachten eine Maßnahme, die sich auszahlen könnte.

Franke: Kein Profi-Einsatz 2014/15

Zu guter Letzt gab der SV Wehen Wiesbaden vor kurzem auch noch die Vertragsunterschrift von Innenverteidiger Fabian Franke bekannt, der bis zuletzt bei RB Leipzig unter Vertrag gestanden hatte. Dieser fiel jedoch zum einen lange verletzt aus und mutierte dann zum Opfer der aggressiven Leipziger Transferpolitik. Dank diverser Millioneninvestitionen des von Dietrich Mateschitz geführten Brausekonzerns in den sächsischen Klub waren die Roten Bullen nicht mehr auf die Dienste von Franke angewiesen, der sich zuletzt 2012/13 in der viertklassigen Regionalliga Nordost Stammspieler nennen durfte. Ohne Zweitligaeinsatz und mit lediglich 23 Drittligaeinsätzen weist der 26 Jahre alte Hüne nur wenig hochklassige Erfahrung auf, soll aber trotzdem den in den letzten Monaten oft wackelnden Laden bei den Rot-Schwarzen zusammenhalten.

Franke, Vitzthum, Reule. Ist das der Maßstab eines SV Wehen Wiesbaden, eines Aufstiegsaspiranten? Insgesamt bringen es die Spieler auf acht Profi-Einsätze in der vor kurzem beendeten Spielzeit. Auch wenn das Potenzial aller Verpflichtungen unbestritten ist, muss wohl allen eine Eingewöhnungszeit zugesprochen und abgewartet werden, ob die ehemals etablierten Kräfte wieder zu alter Form finden können. Fest steht jedoch auch: Bis zum Laktattest am 16. Juni wird auch in Wiesbaden kaum ein Team zusammengestellt worden sein, welches die Ambitionen auch nur ansatzweise auf dem Platz umsetzen kann. Vor allem die Offensive bereitet den Fans noch Magenschmerzen: Während sich Luca Schnellbacher auf den Durchbruch wartend weiter konstant entwickelt, wusste Soufian Benyamina bisweilen kaum zu überzeugen. Hier muss dringend nachgelegt werden.

Lorenz auf dem Weg

Doch wer die Vita des Sportvereins aus der Rhein-Main-Region kennt, weiß genau, dass Christian Hocks Vorgänger schon oftmals plötzlich prominente Neuzugänge aus dem Hut zauberten, welche jedes Team der Dritten Liga erheblich verstärken würden. Marc Lorenz von Aufsteiger Arminia Bielefeld wäre ein derartiger Kandidat, und nicht nur die Spatzen pfeifen von den Dächern, dass eine Unterschrift des linken Mittelfeldspielers kurz bevorsteht. Er würde den zwanzigsten Spieler im Kadergerüst des SVWW bilden, welches bereits drei Torhüter beinhaltet. Anhänger der Taunussteiner dürfen sich folglich freuen: Mindestens drei bis vier Akteure dürften in den nächsten Wochen noch den Weg an die Berliner Straße finden.

   

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