SV Meppen: Darauf darf sich die 3. Liga einstellen
Neben der SpVgg Unterhaching und Carl Zeiss Jena hat auch der SV Meppen den Weg zurück ins Profigeschäft erreicht: Im kommenden Jahr macht die 3. Liga Station im Emsland – die Fans des SVM können den Auftakt schon jetzt kaum abwarten. Doch was erwartet die Gäste-Anhänger überhaupt? Sportlich winken heiße Partien, abseits des Platzes sind die Blau-Weißen ein friedliches Volk.
Ein gastfreundliches wie kritisches Publikum
Längst nicht überall kann heutzutage noch mit Heim- und Gästefans an einem Tisch ein Bierchen getrunken werden, zu ernst nehmen verschiedene Fangruppierungen den Fußball, stilisieren ihn hoch. Entwickeln grundlos Hass und Aggressionen, die weit über normale Rivalitäten hinausgehen. Der SV Meppen bietet in der Regel eine erfrischende Abwechslung (außer, der VfB Oldenburg kommt…da verstehen die Emsländer wenig Spaß). Gäste sind gern gesehene Leute, rund um das Stadion wie in der eigenen Gaststätte. Sie schlagen selten über die Stränge, können dafür aber mit ihren eigenen Farben durchaus auch überkritisch umgehen. Ja, Meppens Fans waren selbst in einer Phase, als die hochsouveräne Qualifikation für die Aufstiegsspiele bereits feststand, nicht immer vollends zufrieden mit den Auftritten. Dann wird es lauter auf den Tribünen, da müssen die Spieler durch. „Wir sind ein sehr ehrliches, vielleicht auch anspruchsvolles Publikum“, stellte ein Anhänger vor dem Relegationsspiel gegen Waldhof Mannheim selbstreflexiv fest.
Halb-Profitum statt Stars und Sternchen
Dort zeigten sich die positiven Seiten, als eine grandiose Aufbruchsstimmung in der Verlängerung mehrfach durch das Stadion schwappte und sich fast jeder anstecken ließ. Meppen ist sich für nichts zu schade, der SVM besitzt kein klassisches „Schnittchen-Publikum“. Diese Attitüden lassen sich im Übrigen auch auf das Team übertragen, denn Stars gibt es in der Elf von Coach Christian Neidhart nicht. Wie auch? Kein Spieler soll allein vom Fußball leben, so lautete die oberste Devise des Vereins in der Regionalliga – und auch künftig eine Etage höher. Ähnlich dem Prinzip der SG Sonnenhof Großaspach absolvieren die Kicker ein duales Pensum, um auch nach der Karriere einen festen Abschluss in den Händen zu halten und nicht unsanft auf dem Boden der Tatsachen zu landen. Entwickelt hat sich daraus – wieder ist eine Parallele zu Großaspach zu ziehen – eine homogene, auf dem Boden gebliebene Elf, deren Teamgedanke manch individuelle Schwäche kompensieren kann.
Emsland-Messi in der Offensive
Spätestens in der Offensive, und darauf müssen sich die Drittligisten gefasst machen, ist jedoch einzig von individueller Stärke die Rede. Martin Wagner wurde dank seiner Dribbelkünste auf den Namen „Emsland-Messi“ getauft, Stürmer Benjamin Girth erzielte vor seinem Fußbruch 20 Tore. Wirbelwind Marius Kleinsorge, der sich beim SV Wehen Wiesbaden in zwei Jahren nicht durchsetzen konnte, ist zum Shootingstar gereift – nur Linksaußen Mirco Born muss nach seinem Abgang zum SV Sandhausen ersetzt werden, für ihn steht Devann Yao (Berliner AK) bereit. Gesucht werden noch ein, zwei gestandene Kräfte für die Defensivpositionen sowie ein Torhüter mit Stammpotenzial: Publikumsliebling Benjamin Gommert verlässt den SVM in Richtung seiner Heimat Lübeck, das steht bereits seit Monaten fest. Er reißt sportlich wie menschlich eine Lücke, deren Füllung nun allerhöchste Priorität an der Lathener Straße besitzen wird.