Strittige Szenen am 8. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Das 1:0 für Kaiserslautern, die nicht gegebenen Elfmeter für Jena und Würzburg, das 1:1 für Unterhaching, das Foul von Morys an Lindenhahn und die gelb-rote Karte für Scherder. Am 8. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de sechs Szenen genauer angeschaut.

[box type="info"]Hintergrund: Babak Rafati war viele Jahre Bundesliga & FIFA Schiedsrichter. Insgesamt leitete der heute 48-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit-, 13 Drittliga- und zahlreiche internationale Spiele. Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Szenen, die durch die Redaktion im Vorfeld ausgewählt werden. Zudem ist er Kolumnist und TV-Experte für Bundesliga-Spiele. Im Hauptberuf ist Rafati heute Mentalcoach für Profifußballer und Manager sowie ein viel gefragter Referent in der freien Wirtschaft, u.a. bei DAX-Unternehmen zum Thema Stressmanagement und Motivation (www.babak-rafati.de).[/box]

Szene 1: Nach einem Pass von Mads Albaek trifft Christian Kühlwetter zum 1:0 für den 1. FC Kaiserslautern. Jena reklamiert Abseits, Schiedsrichter Bastian Börner gibt den Treffer dennoch. [TV-Bilder – ab Minute 1:00]

Babak Rafati: Zum Zeitpunkt des Abspiels von Albaek steht Kühlwetter tendenziell mit dem Ball auf einer Höhe, nimmt erst danach den Fuß heraus und schiebt den Ball anschließend ins Tor. Aus der vorliegenden Kameraperspektive eine richtige Entscheidung, den Treffer für Kaiserslautern anzuerkennen.

Szene 2: Einen Schuss von Guillaume Cros (Carl Zeiss Jena) bekommt Mads Albaek (1. FC Kaiserslautern) im Strafraum an die Hand. Kein Elfmeter, sagt Börner. [TV-Bilder – ab Minute 53:00]

Babak Rafati: Albaek springt der Ball beim Abwehrversuch im eigenen Strafraum zwar vom Fuß an die eigene Hand, jedoch hat er die Arme vorher in Torwartmanier und nicht in natürlicher Körperhaltung eingesetzt. Damit hat er billigend in Kauf genommen, den Ball an die Hand zu bekommen. Schutzhand gibt es auch nicht, sodass es eine Fehlentscheidung ist, keinen Strafstoß für Jena zu pfeifen.

 

Szene 3: Christoph Greger verlängert den Ball per Kopf auf Stefan Schimmer, der zum 1:1 für die SpVgg Unterhaching trifft. Abseits, monieren die SVM-Verteidiger, doch Schiedsrichter Pascal Müller gibt den Treffer. [TV-Bilder – ab Minute 1:35]

Babak Rafati: Bei der Kopfballverlängerung von Greger steht Schimmer nach den vorliegenden Bildern knapp im Abseits. Das Standbild zeigt, dass Schimmer mit dem rechten Bein weiter entfernt zur Strafraumlinie und somit gleichzeitig näher zur Torlinie steht als der vorletzte Verteidiger, der mit dem Rücken zum eigenen Tor postiert ist.

Der Assistent wird sich in dieser Rein-/Rausrücken-Aktion möglicherweise auf die beiden zentral stehenden Angreifer konzentriert haben. Diese befinden sich zwar im Abseits, greifen aber nicht. Der Treffer für Unterhaching hätte nicht zählen dürfen, es liegt eine Fehlentscheidung vor.

 

Szene 4: Gustav Valsvik (Eintracht Braunschweig) bringt Orhan Ademi (Würzburger Kickers) im Strafraum zu Fall, Schiedsrichter Oliver Lossius lässt das Spiel weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 2:40]

Babak Rafati: Bei diesem Angriff ist der Schiedsrichter sehr gut dem Spielgeschehen gefolgt und hat einen optimalen sowie freien Blick zum entscheidenden Zweikampf vor dem Tor. Valsvik und Ademi springen am Ball vorbei und treffen beide ins Leere. Bei dieser Aktion wird Ademi von Valsvik zwar ein bisschen behindert, jedoch ist diese Zweikampfführung absolut regelgerecht. Ein Foulspiel liegt nicht vor, sodass der Schiedsrichter das Spiel richtigerweise weiterlaufen lässt.

 

Szene 5: Matthias Morys (VfR Aalen) geht abseits des Balls mit dem Arm in einen Zweikampf mit Toni Lindenhahn (Hallescher FC) und sieht von Schiedsrichterin Dr. Riem Hussein Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 1:29:35]

Babak Rafati: Die Aktion von Morys ist völlig unnötig und gehört sich natürlich nicht. Im Laufduell abseits des Balles stößt er seinem Gegenspieler mit dem Arm vor die Brust. Diese Aktion ist kein Schlagen oder überhartes Einsteigen und somit keine Tätlichkeit. Es handelt sich um rücksichtsloses Spiel und ist daher vollkommen richtig von der Schiedsrichterin mit Gelb zu ahnden. Kompliment auch, dass sie auf der Szene fokussiert bleibt und die Aktion überhaupt sieht, obwohl sich das Spielgeschehen woanders hin verlagert.

 

Szene 6: Simon Scherder (Preußen Münster) bringt Marcel Baude (Energie Cottbus) im Mittelfeld zu Fall und wird von Schiedsrichter Nicolas Winter mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. [TV-Bilder – ab Minute 2:15]

Babak Rafati: Die Grätsche von Scherder ist nur gegen den Ball gerichtet. Er trifft Baude auch nicht am Fuß, sondern beide prallen mit ihren Knien unglücklich gegeneinander. Das ist natürlich ein Foulspiel, aber kein taktisches Foul und auch vom Vergehen her nicht gelbwürdig. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor, Scherder mit der gelb-roten Karte des Feldes zu verweisen.

   
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