Strittige Szenen am 17. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Die Aktion von Bohl, der Platzverweis für Ajani, ein nicht gegebener Treffer für Hansa, das 3:2 für Rostock, die nicht gegebenen Elfmeter für Jena, Meppen und Bremen II, das 1:0 für Meppen, das 1:1 für Großaspach und der Strafstoß für Paderborn. Am 17. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de zehn strittige Szenen genauer angeschaut.

[box type="info"]Hintergrund: 25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Seit Februar 2015 hat er eine neue Aufgabe: Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab. [/box]

Szene 1: Daniel Bohl (Hallescher FC) und Philip Türpitz (1. FC Magdeburg) liegen nach einem Zweikampf am Boden, Bohl schnappt mit dem Mund in Richtung Türpitz‘ Oberarm. Türpitz wehrt sich und schlägt Bohl mit dem Ellenbogen ins Gesicht. Die rote Karte gegen Türpitz ist unstrittig, jedoch soll er von Bohl gebissen worden sein, wie er nach dem Spiel zu Protokoll gab. [TV-Bilder]

Babak Rafati: Ein Biss von Bohl ist nicht zu sehen, jedoch provoziert er allein durch sein Verhalten, sodass eine gelbe Karte wegen Unsportlichkeit angemessen ist.

Szene 2: Marvin Ajani (Hallescher FC) schubst Björn Rother (1. FC Magdeburg) zur Seite, dieser geht zu Fall. Ajani sieht von Schiedsrichter Sven Jablonski glatt Rot. [TV-Bilder – ab Minute 3:50]

Babak Rafati: Ajani schiebt seine Gegenspieler mit beiden Armen zur Seite. Rother lässt sich in dieser Aktion theatralisch fallen. Hier hätte es die gelbe Karte gegen Ajani wegen Unsportlichkeit geben müssen, sodass die rote Karte eine Fehlentscheidung ist.

.

Szene 3: Christopher Quiring (Hansa Rostock) trifft nach Vorlage von Selcuk Alibaz zum 2:2, Schiedsrichter Henry Müller gibt den Treffer aufgrund einer vermeintlichen Abseitsstellung jedoch nicht. [TV-Bilder – ab Minute 2:45]

Babak Rafati: In dieser Szene liegt die Schwierigkeit für den Assistenten darin, dass der Angreifer räumlich näher als der Verteidiger zum Assistenten steht und er diesen  deshalb viel eher wahrnimmt als den Verteidiger. Der Kölner steht mit einem Bein näher zur eigenen Torlinie. Somit steht Quiring von Rostock beim Zuspiel von Alibaz nicht im Abseits. Eine Fehlentscheidung, dieses Tor nicht anzuerkennen.

Szene 4: Bei einem Zweikampf zwischen Selcuk Alibaz (Hansa Rostock) und Cedric Mimbala (Fortuna Köln) geht der Rostocker zu Fall und bekommt einen Freistoß, daraus entsteht das 3:2 für Rostock. [TV-Bilder – ab Minute 1:21:50]

Babak Rafati: Der Schiedsrichter steht gut und kann aus guter Position entscheiden. Mimbala stellt Alibaz mit seinem Fuß das Bein und bringt ihn dadurch zu Fall. Diesen Freistoß zu pfeifen, ist berechtigt.

.

Szene 5: Marc Wachs (VfL Osnabrück) klärt in höchster Not vor Firat Sucsuz (Carl Zeiss Jena), bringt seinen Gegenspieler dabei jedoch auch zu Fall. Einen Elfmeter für Jena gibt Schiedsrichter Steffen Brütting aber nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:40]

Babak Rafati: Der Schiedsrichter steht optimal und sieht, dass Wachs sauber den Ball spielt und seinen Gegenspieler überhaupt nicht berührt. Dieser tritt ins Leere und kommt dadurch anschließend zu Fall. Eine richtige Entscheidung des Schiedsrichters, weiterspielen zu lassen.

.

Szene 6: Bei einem Angriff des SV Meppen wird Kai Gehring (Sonnenhof Großaspach) im Mittelfeld von Thilo Leugers (SV Meppen) zu Fall gebracht, Schiedsrichter Tobias Fritsch lässt das Spiel weiterlaufen. Direkt danach fällt das 1:0 für Meppen. [TV-Bilder – ab Minute 1:15]

Babak Rafati: Gehring hebt schon vorher ab und kommt dann zu Fall. Ob ein Kontakt mit Leugers stattfindet, ist nicht erkennbar, zumal Leugers sofort wieder aufsteht und weiterläuft. Es scheint, als hätte tatsächlich kein Kontakt vorgelegen. Eine richtige Entscheidung des Schiedsrichters, weiterspielen zu lassen.

Szene 7:  Nioc Granatowski (SV Meppen) kommt im Strafraum zu Fall, einen Elfmeter gibt es nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:55]

Babak Rafati: In dieser Szene liegt ein ganz normaler Zweikampf vor, der fußballtypisch ist. Dabei sind derartige Zusammenstöße im Kampf um den Ball und im Bewegungsablauf immer wieder zu sehen und nicht strafbar. Daher lässt der Schiedsrichter hier richtigerweise weiterspielen.

Szene 8: Kurz vor dem Strafraum geht Joseph-Claude Gyau (Sonnenhof Großaspach) im Zweikampf mit Markus Ballmert (SV Meppen) zu Fall, aus dem folgenden Freistoß entsteht das 1:1. [TV-Bilder – ab Minute 1:46:55]

Babak Rafati: Ballmert verhindert, dass Gyau kurz vor dem eigenen Strafraum an ihm vorbeiläuft, indem er ihn mit seinem Oberschenkel stoppt und zu Fall bringt. Der Schiedsrichter steht erneut gut, entscheidet erneut richtig und gibt einen Freistoß für Großaspach.

.

Szene 9: Sven Michel (SC Paderborn) geht im Duell mit David Pisot (Karlsruher SC) im Strafraum zu Fall, Schiedsrichter Benedikt Kempkes zeigt auf den Punkt. [TV-Bilder – ab Minute 2:50]

Babak Rafati: Der Schiedsrichter steht etwas zu weit weg vom Geschehen und versäumt es früher in Richtung Strafraum durchzustarten, um sich gut in Position zu bringen. Daher hat er einen sehr ungünstigen Blickwinkel, zudem versperrt ihm Daniel Gordon die Sicht. Die Flugbahn des Balles ist aber ein klares Indiz dafür, dass Pisot nur den Ball gespielt haben kann. Der Schiedsrichter gibt trotzdem einen Strafstoß für Paderborn, was eine Fehlentscheidung ist.

.

Szene 10: Nach einem Kontakt von Jens Möckel (Rot-Weiß Erfurt) kommt Johannes Eggestein (Werder Bremen II) im Strafraum zu Fall, einen Elfmeter gibt Schiedsrichter Patrick Schult jedoch nicht. [TV-Bilder – ab Minute 0:30]

Babak Rafati: Möckel bemerkt im eigenen Strafraum, dass er von Eggestein ausgespielt ist, zieht sein Bein nochmal hoch und trifft somit seinen Gegenspieler, der anschließend zu Fall kommt. Der Schiedsrichter steht eigentlich gut, lässt jedoch fälschlicherweise weiterspielen. Es hätte Strafstoß für Bremen geben müssen, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt.

 

   
Back to top button