Stephan Andrist: Vom Fliesenleger zum CL-Teilnehmer

In unserer neuen Storyserie "Vorgestellt" stellen wir die Spieler der 3. Liga einmal genauer vor. Welche Menschen stecken hinter den Fußballern? Was machen die Profis, wenn Sie nicht gerade auf dem Platz stehen? Wir sprechen mit den Drittliga-Kickern und werfen einen Blick hinter die Kulissen des Alltags eines Fußballers. Heute: Stephan Andrist vom SV Wehen Wiesbaden.

"Bin sicher, dass die Entscheidung erst am Saisonende fällt"

Erst seit Sommer 2017 gehört Stephan Andrist zum Kader des SV Wehen Wiesbaden. Aber schon jetzt ist der 30-jährige Neuzugang vom Ligakonkurrenten F.C. Hansa Rostock beinahe unverzichtbar für SVWW-Trainer Rüdiger Rehm. Der gebürtige Schweizer ist mit acht Saisontoren und fünf Vorlagen einer der torgefährlichsten Mittelfeldspieler der Liga. Beim letzten Heimspiel gegen den VfL Osnabrück (5:1) glänzte er beispielsweise mit einem Tor und zwei Vorlagen.

Andrist trägt mit seinen konstanten Top-Leistungen dazu bei, dass Wiesbaden in der neunten Drittliga-Saison in Serie Chancen auf eine Rückkehr in die 2. Bundesliga hat. Der SVWW rangiert nach 22 Spieltagen auf Relegationsplatz drei und hält Anschluss zum zweitplatzierten 1. FC Magdeburg, der nur fünf Zähler entfernt ist. Andrist bleibt aber auf dem Boden und betont im Gespräch mit liga3-online.de: "In der sehr engen 3. Liga ist alles möglich. Ich bin mir sicher, dass sich erst am Ende der Saison entscheidet, wer aufsteigt und wer nicht. Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht abheben. Wir wollen in jedem Spiel das Maximum herausholen. Mal schauen, was dann im Mai dabei herausspringt.“

Vom Fliesenleger zum Champions-League-Teilnehmer

Bevor Andrist 2015 nach Deutschland kam, war der 1,76 Meter große Rechtsfuß ausschließlich in seinem Heimatland am Ball. Als Nachwuchskicker hatte er parallel eine Ausbildung als Fliesenleger absolviert, um sich beruflich abzusichern. "Vielleicht werde ich auch nach meiner Fußball-Karriere wieder als Fliesenleger arbeiten. Das schließe ich nicht aus“, sagt Andrist, der aber noch längst nicht an sein Karriereende denkt.

Seinen Durchbruch als Fußball-Profi schaffte Andrist 2007 bei seinem Heimatverein FC Thun. Er rückte von der U 21 in die erste Mannschaft auf und erkämpfte sich bereits im Laufe der ersten Saison einen Stammplatz. 2011 folgte dann der Wechsel zum großen FC Basel, mit dem Andrist zweimal Meister wurde und Champions-League-Luft schnuppern durfte.

Besondere Momente in der Königsklasse

Auch wenn sich Andrist beim 20-fachen Schweizer Meister nie wirklich durchsetzen konnte, erinnert er sich gerne an die Zeit dort zurück. "Der FC Basel ist in der Schweiz das Maß aller Dinge. Wir sind Meister und Pokalsieger geworden und für Spiele in der Champions League durch ganz Europa gereist. Wenn du auf einmal gegen Stars spielst, die du sonst nur aus dem TV kennst, ist das schon gigantisch. Das sind Momente, die ich genossen habe und nie vergessen werde", sagt Andrist.

Unter anderem beim Achtelfinal-Hinspiel der Champions-League-Saison 2011/12 gegen den deutschen Rekordmeister Bayern München (1:0) gehörte Andrist zum Kader, blieb aber ohne Einsatz. Beim Rückspiel in der Allianz-Arena gab es übrigens ein deutliches 0:7 für Basel gegen den späteren Finalisten. Im Endspiel verlor Bayern 4:5 nach Elfmeterschießen gegen den englischen Spitzenklub FC Chelsea.

Neues Abenteuer in Deutschland

Nach seiner Zeit in Basel zog es den Hobbygolfer und begeisterten Darts-Spieler, der genau wie sein ehemaliger Mannschaftskollege Fabian Holthaus tägliche Trainings-Sessions am Dartboard einlegt, im Februar 2014 zum Ligakonkurrenten FC Aarau, wo er wieder regelmäßig zum Einsatz kam. 2015 war es dann Zeit für etwas Neues. Andrist fasste den Entschluss, nach Deutschland zu wechseln und schloss sich dem FC Hansa Rostock an.

"Ich wollte immer mal im Ausland spielen. Es hat mich gereizt, eine neue Herausforderung anzunehmen und ein Abenteuer weit weg von zuhause zu beginnen. Für Deutschland sprach auch, dass der Fußball hier höher angesehen ist und Spiele bis runter in die 4. Liga im TV übertragen werden. In der Schweiz kann man nicht einmal die 2. Liga im Fernsehen verfolgen", erklärt Andrist seinen Schritt in die Hansestadt, mit dem auch der Abschied von seiner gesamten Familie verbunden war. Sowohl seine Frau als auch seine Eltern leben auch heute noch in der Schweiz. "Wir sehen uns aber in der Regel alle zwei Wochen. Aus Wiesbaden ist der Weg in die Schweiz ja auch nicht allzu weit“, sagt Andrist, der mit dem Auto rund dreieinhalb Stunden in die Heimat braucht.

Golf in der Schweiz, Entspannung in Thailand

Wenn Andrist in der Schweiz ist und nicht auf dem Fußballplatz steht, ist er hin und wieder auf dem Golfplatz zu finden. Gemeinsam mit Familie und Freunden spielt er gerne eine entspannte Runde auf dem Grün. "Viel Zeit dafür bleibt zwar nicht. Aber wenn es hinhaut und ich mal zum Golfen komme, macht es mir immer noch riesigen Spaß“, so der SVWW-Leistungsträger, der das Golfspielen allerdings nicht mit Urlaub verbindet und grinsend sagt: "Im Urlaub will ich gar nichts machen müssen, auch kein Golf spielen.“

Am liebsten lässt der Schweizer seine Seele in Thailand baumeln. In den letzten Jahren war er regelmäßig im südostasiatischen Land, das für seine tropischen Traumstrände bekannt ist. Auch in diesem Sommer könnte Thailand wieder das Reiseziel sein. "Oder es geht in die USA. Noch habe ich mich nicht entschieden“, so Andrist. Aber ob USA oder Thailand: Ein Traumurlaub wird es ganz sicher, wenn er mit Wiesbaden vorher in die 2. Bundesliga aufsteigt.

   

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