Krämer zurück beim KFC: Unüblich, aber vielleicht goldrichtig
Geschmunzelt haben viele, als sie am Dienstag gelesen haben: Stefan Krämer kehrt nur 13 Monate nach seinem Aus zum KFC Uerdingen zurück. Tatsächlich ist das Vorgehen der Klubführung mindestens ungewöhnlich. Nicht immer aber sollte man im Profifußball vor solchen Maßnahmen zurückschrecken. Ein Kommentar.
Erste Amtszeit höchst erfolgreich
Das hat es im deutschen Profifußball selten gegeben: Ein Trainer, der bereits ein Jahr nach seiner Entlassung zu seinem alten Verein zurückkehrt. Dem KFC Uerdingen hat das – mal wieder – Häme und Spott beschert, auch weil zumindest grundsätzliche Zufriedenheit mit dem Trainerduo Stefan Reisinger/Daniel Steuernagel vorhanden zu sein schien. Besser als Stefan Krämer aber hatte die bunt zusammengewürfelte Millionenmannschaft vom Niederrhein bislang keiner im Griff. Und daher könnte die unpopuläre Entscheidung, die im ersten Moment für eher kuriose Schlagzeilen und wenig Verständnis sorgt, doch goldrichtig sein. Denn wer hatte in jüngerer Vergangenheit ein besseres Händchen für einen Kader, der weitestgehend auf Basis individueller Fertigkeiten aufgestellt sein schien?
Die erste Amtszeit des Stefan Krämer beim KFC mag zwar nur 39 Spiele angedauert haben, doch sie verlief höchst erfolgreich. Er brachte den damaligen Aufsteiger aus der Oberliga in der Regionalliga West mit einer Siegesserie auf Aufstiegskurs, schaffte damals den Durchmarsch in den Relegationsspielen gegen Waldhof Mannheim. Auch in der 3. Liga hielt der Erfolg zunächst an – zwei klare Niederlagen reichten im Winter aber aus, um ihn trotz eines Schnitts von mehr als 2,2 Punkten seiner Aufgaben zu entbinden. Ein aus Ungeduld resultierender Fehler, wie die Krefelder um Boss Mikhail Ponomarev rasch vor Augen geführt bekamen. Weder Norbert Meier noch Heiko Vogel brachten taumelnde Uerdinger wieder auf Kurs, es folgten blamable Auftritte, die Mannschaft wirkte zügel- und phasenweise antriebslos. Steuernagel und Reisinger machten ihren Job akzeptabel, gewannen jüngst noch in einem sehr ansehnlichen Fußballspiel mit 4:2 über den FSV Zwickau. Ihnen aber wird offenbar ebenfalls nicht zugetraut, das immer noch präsente Ziel des Zweitliga-Aufstiegs in naher Zukunft umzusetzen.
Genau der Richtige?
Krämers Verpflichtung, so unorthodox sie erscheint und an italienische Verhältnisse erinnert, könnte sich als starker Griff erweisen. Unbestritten sind für einen Tabellenelften nach 27 Spieltagen Aufstiegshoffnungen eine kühne Angelegenheit – aber in der verrückten Konstellation, mit der die 3. Liga derzeit aufwartet, sind lediglich fünf Zähler Rückstand auf Platz 2 ein Klacks. Krämer, der mit insgeheimer Genugtuung feststellen durfte, dass auch sein jüngster Ex-Klub 1. FC Magdeburg nach der Entlassung des Lockenkopfes alles andere als verbessert auftrat, soll nun jene Stimmung entwickeln, die Uerdingen vor genau zwei Jahren in die 3. Liga führte.
Dafür muss er nicht einmal jene Vorwürfe widerlegen, die ihm in Magdeburg nachgesagt wurden: ein zu liebes Auftreten gegenüber den Spielern, keine konsequenten Maßnahmen. Krämer, der in der Lage ist, ein Team zusammenzuschweißen und seinen Spielern ein offenes Ohr zu schenken, kann einer Mannschaft auch mit diesen Fähigkeiten helfen. Verdient hätte er es, nach mehreren Stationen auf dem heißen Stuhl nun etwas mehr Geduld zu erhalten – auch im Nichtaufstiegsfall am Ende der Saison. Dass der 52-Jährige eine Zweitliga-Aufstiegstruppe formen kann, hat er schließlich mit Arminia Bielefeld vor einigen Jahren bereits unter Beweis gestellt.