Sportfreunde Lotte jubeln über perfekte Woche
Als wäre das sensationelle Weiterkommen im DFB-Pokal noch nicht genug, so geht die Feierei bei den Sportfreunden Lotte in eine weitere Runde: Erst erhielt die Elf aus dem Tecklenburger Land das attraktive Los Bayer Leverkusen für die zweite Pokalrunde, dann schlugen sie auch noch den Chemnitzer FC in dessen Stadion an der Gellertstraße mit 1:0 (0:0).
Frech auch in Chemnitz
Mit acht Punkten aus fünf Spielen haben sie sich spätestens jetzt in der 3. Liga akklimatisiert, die Sportfreunde um Trainer Ismail Atalan. Es wäre überspitzt formuliert sogar verwunderlich gewesen, wenn der freche Aufsteiger beim hochrangigen, zum Favoritenkreis zählenden Chemnitzer FC in irgendeiner Form mehr Respekt gezeigt hätte als gegen Werder Bremen im Pokal – nämlich überhaupt keinen. Vom Anpfiff weg marschierte zunächst nur eine Mannschaft, und das war der Dorfverein aus dem nördlichsten Zipfel Westfalens. Obgleich Sven Köhler und sein CFC sicherlich wussten, wie die Sportfreunde Lotte agieren würden, fanden sie einfach kein Mittel. Schon nach vier Minuten zwang Philipp Steinhart Chemnitz-Torhüter Kunz zu einer Glanzparade, nach 38 Minuten war es wieder Steinhart, der Kunz mit einem strammen Flachschuss prüfte. Zwar besaßen auch die Himmelblauen einige Möglichkeiten, besser aber war zunächst der Gast aus Lotte.
Moritz Heyer macht „ein tolles Spiel“
Dieses Bild veränderte sich in den zweiten 45 Minuten. Chemnitz wurde deutlich stärker und erspielte sich einige hochkarätige Chancen, etwa Tim Dannebergs Lattenkracher (76.) oder zwei aussichtsreiche Möglichkeiten des noch immer torlosen Daniel Frahn (52./70.). Lotte strauchelte, fiel aber nicht zu Boden und setzte tatsächlich in der Schlusssekunde zum entscheidenden Schlag an: Nach einem Standard verblieb Innenverteidiger Gerrit Nauber vorne und stand so bei der Verwertung des zweiten Balles goldrichtig stand (90.+3) – ausgerechnet der letzte Feldspieler stand in der Schlussminute ganz vorne und als einziger Torschütze auf dem Spielberichtsbogen. „Wenn man sich das ganze Spiel anguckt, hätten wir schon eher die Führung erzielen können“, analysierte Trainer Ismail Atalan, der besonders Innenverteidiger Moritz Heyer ein gesondertes Kompliment aussprach. „Er ist 21 Jahre alt, wird hier hineingeworfen und macht gegen Spieler wie Daniel Frahn oder Anton Fink so ein tolles Spiel.“
Die SFL-Devise: „Bis zum Schluss nach vorne spielen und gewinnen wollen“
Alles in allem bedeuteten die drei Punkte den Lohn für die mutige Herangehensweise von Lotte-Coach Atalan, auch in Chemnitz kurz vor Schluss nicht auf Ergebnissicherung zu gehen, sondern die letzte sich bietende Möglichkeit irgendwie zum Überraschungscoup nutzen zu wollen. „Wir wollten bis zum Schluss nach vorne spielen und unbedingt gewinnen“, verriet dieser sein Verständnis vom Fußball, auch in schweren Auswärtsspielen. Es ist wahrlich keine schlechte Idee, und dazu noch perfekt umgesetzt. Selten war man bei den SFL so glücklich mit der Leistung eines Trainers gewesen wie nun mit Atalan: Er erweist sich mehr und mehr als riesiger Glücksgriff. Und das zeichnet sich auch in der Tabelle aus: Die Sportfreunde Lotte haben am fünften Spieltag den großen Nachbarn VfL Osnabrück überholt. Statt Rivalität erhalten die Blau-Weißen von der östlich an Lotte anschließenden Großstadt allerdings nur eines, und zwar viel Respekt und Anerkennung für die geleistete Arbeit.