Spieltag 38 im Rückblick: Die Rechnung ging auf
"Wir wollen erst die 45 bis 46 Punkte haben und dann sehen wir weiter" – so lautete die Devise zahlloser Trainer der 3. Liga, die nicht den Aufstieg als offizielles Ziel der Saison ausgegeben hatten. Darunter etwa Jens Härtel vom 1. FC Magdeburg oder Oliver Zapel aus Großaspach. Was sollen wir sagen: Sie haben die Rechnung für den Klassenerhalt schon im Vorfeld verdammt gut abschätzen können.
Am Ende steht der Punkterekord für den Klassenerhalt
Denn wer hätte gedacht, dass schlussendlich 45 Punkte benötigt würden? Nun gut, zwischenzeitlich deutete im Abstiegskampf sogar eine ganze Menge darauf hin – das war jedoch im Februar oder März, als bis auf Mainz 05 II noch keine Mannschaft entscheidend abgefallen war. Dann kamen die großen Schwächephasen beim FSV Frankfurt und dem SC Paderborn, die sich zusammen mit den Mainzern fast schon auf den Abstieg geeinigt hatten. Es deutete nach 33 Spieltagen fast gar nichts mehr auf außerordentlich hohe Punktesummen hin, Paderborn hatte 33 Zähler auf dem Konto – und niemand rechnete damit, dass der SCP einen derartigen Endspurt hinlegen würde. Steffen Baumgart brachte Paderborn zurück und hob die Bilanz binnen fünf Spieltagen auf 44 Punkte an, aber doch war es letztendlich einer zu wenig. Wieder einmal zeigte sich die 3. Liga in einem bis zur letzten Sekunde hochspannenden Finale von ihrer bittersten Seite.
Durchmärsche sind noch immer möglich
Das Beispiel des SC Paderborn zeigt eindrucksvoll, dass zumindest unterhalb der Bundesliga die Rollen längst nicht klar verteilt sind und sich keine eindeutige "Mehrklassen-Gesellschaft“ etabliert. Noch immer gibt es jene, die den negativen Durchmarsch etwa aus der 2. Bundesliga in die Regionalliga West vollführen – auch, weil die Grundtugenden der 3. Liga in Paderborn oder Frankfurt in diesem Jahr vielleicht unterschätzt wurden. Gleichwohl gibt es auch sehr konkrete Kandidaten für die umgekehrte Reise: Jahn Regensburg ließ sich die Spielfreude aus der Regionalliga vom teilweisen Holperfußball unserer liebgewonnenen Spielklasse nicht nehmen und setzte sich damit in einem eindrucksvollen Endspurt gegen die spielerisch etwas abfallenden Magdeburger durch. Keine Frage, in dieser Form ist auch der große TSV 1860 um Scheich Hasan Ismaik eine lösbare Aufgabe.
Die Vorfreude auf das neue Jahr beginnt schon jetzt
Wie geht es im kommenden Jahr weiter? Zunächst einmal stehen lange zwei Monate Pause an, mit dem Confederations Cup dürfte sich kein Anhänger spannenden Drittliga-Fußballs (und der damit verbundenen Stimmung) zufriedengeben. Für den Saisonauftakt sind aber schon jetzt alle Zutaten gemixt: Grundverschiedene Absteiger aus Karlsruhe und Würzburg, die das Unternehmen Wiederaufstieg aus der Pflicht- sowie Wunschposition angehen werden. Sechs Aufstiegskandidaten, die ihre Regionalligen absolut dominiert haben – darunter tolle Traditionsvereine wie Meppen, Mannheim oder Jena. Auch wenn nicht jeder der Genannten die Spielklasse bereichern wird, so wird die Attraktivität der Spielklasse gewiss nicht sinken. Mit Werder Bremen II steht schließlich "nur" noch eine Profi-Reserve auf dem Plan. Hätte auch gar keine sein können, klar! Aber, und da spricht die ehrliche Reporterseele: (Sport-)Platz 11 ist inmitten der teils prächtigen Stadion-Neubauten einfach Kult. Manche haben von dem Ding mittlerweile genug, aber der Platz sorgt für Abwechslung. Man muss den modernen Fußball auch nicht an jeder Ecke der 3. Liga riechen können.