Spielabbruch: Affenlaute im DFB-Sonderbericht vermerkt

Auch vier Tage nach dem Abbruch der Partie zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL Osnabrück ist weiterhin unklar, wie die Partie gewertet wird oder ob es ein Wiederholungsspiel gibt. Bekanntgeworden ist dagegen, dass Schiedsrichter Nicolas Winter Affenlaute im Sonderbericht an den DFB vermerkt hat – das berichtet die "Bild".

Affenlaute von der Tribüne?

Sowohl Opoku als auch Linienrichter Fabian Schneider hatten Winter unmittelbar nach dem rassistischen Vorfall am Sonntag davon berichtet, Affenlaute von der Tribüne vernommen zu haben. Die Polizei konnte das auch am Donnerstag auf Anfrage unserer Redaktion nicht bestätigten, ermittelt diesbezüglich aber noch. Auch mehrere Zeugen hatten bestritten, dass es zu Affenlauten gekommen war. In Kürze sollen Winter und Schneider bei der Polizei aussagen.

Verbrieft ist dagegen, dass der 55-jährige Tatverdächtige "Du Affe kannst doch eh keine Ecken schießen" auf den Platz gerufen hat. Bei der Polizei hatte der MSV-Fan zwar ausgesagt, nicht Opoku, sondern Florian Kleinhansl gemeint zu haben. Allerdings stand Opoku, der sich am Dienstag zu Wort gemeldet hatte, in unmittelbarer Hörweite und hatte in der 15. Minute bereits eine Ecke ins Toraus geschossen, sodass der Spruch gegen den 23-Jährigen passen würde. Zeugen wollen außerdem gehört haben, dass der 55-Jährige schon vor besagtem Ruf mit Sprüchen gegen Opoku aufgefallen sein soll. Bestätigt ist das aber noch nicht.

Neben dem Sonderbericht von Schiedsrichter Nicolas Winter liegen dem DFB seit Mittwoch auch die Stellungnahmen beider Vereine vor. Nun wird sich das Sportgericht mit der Angelegenheit befassen, eine Entscheidung wird allerdings erst für das neue Jahr erwartet. Gemäß Paragraph 18 der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB sind vier Szenarien möglich: Ein Wiederholungsspiel, eine Wertung für eine der beiden Mannschaften oder eine Wertung gegen beide Teams. Sowohl der MSV als auch der VfL hatten sich nach der Partie für eine Wiederholung der Partie als "einzig richtige Entscheidung" ausgesprochen, da der Fußball nicht als Verlierer vom Platz gehen dürfe. Es wäre auch aus sportlicher Sicht die fairste Lösung.

VfL-Fans nehmen Stellung

Unterdessen haben sich die Fans des VfL Osnabrück in einer Stellungnahme zu Wort gemeldet: "Klare Kante gegen Rassismus und Diskriminierung: So steht es in der Satzung unseres Vereins und so ist es für uns seit vielen Jahren gelebte Praxis. Umso mehr haben uns die Ereignisse in Duisburg erschüttert." Dass in einem Fußballstadion nicht jedes gesprochene Wort zitierfähig sei, daran würden keine Zweifel bestehen. "Dass aber einige selbst im Jahr 2021 noch der Meinung sind, man könne Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, sexuellen Orientierung, Religion oder Staatsangehörigkeit herabwürdigen, macht die VfL-Anhänger "fassungslos."

Es tue weh, "!mitzuerleben wie einer unserer Spieler diese ekelhafte Erfahrung machen musste. Wir als Mitglieder und Fans des VfL Osnabrück e.V. sprechen uns deutlich gegen jede Form der Diskriminierung aus – im Stadion und in der Gesellschaft. Und wir stehen hinter Aaron Opoku! Abschließend gilt es festzuhalten: Vereine sollten grundsätzlich nicht für das Verhalten einzelner Zuschauer*innen bestraft werden. Daher kann es aus unserer Sicht nur auf ein Wiederholungsspiel hinauslaufen."

Welling: "Geschehnisse nicht bagatellisieren"

Auch VfL-Geschäftsführer Michael Welling nahm gegenüber "Sport1" nochmals Stellung – und verteidigte den Abbruch: "Die Entscheidung, nicht wieder auf das Spielfeld zurückzukehren und damit das Spiel nicht fortzusetzen, war richtig und konsequent. Wir können keine Form von rassistischem beziehungsweise allgemein diskriminierendem Verhalten akzeptieren, hier gibt es Null-Toleranz." Mit der Entscheidung habe sich der VfL "nicht nur mit unserem Spieler Aaron Opoku solidarisiert, wir haben gleichzeitig auch ein Signal gesendet, dass Diskriminierung und Rassismus in Stadion und in unserer Gesellschaft allgemein zwar existent sind, wir uns aber mit Haltung in Form von Handlungen dagegen wehren und auflehnen müssen".

Der Abbruch brachte dem VfL in den vergangenen Tage eine Welle der Solidarität entgegen. Daneben habe Welling aber "leider auch zunehmend Tendenzen" bemerkt, die die Geschehnisse zu relativieren versuchen. "Diese Relativierungsversuche zeigen, wie tief verwurzelt das Problem ist. Hier müssen wir gemeinsam Einhalt gebieten und einer Täter-Opfer-Umkehr keine Chance lassen. Wir sind alle gefordert, insbesondere dem latenten Alltagsrassismus Einhalt zu gebieten und Haltung zu zeigen." Man dürfe Geschehnisse nicht bagatellisieren oder schnell abtun und zur Tagesordnung übergehen. Jeder einzelne sei gefordert, sich gegen jede Tendenz von Rassismus und anderen Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aufzulehnen." Welling wünscht sich, "dass sich durch das Handeln der Verantwortlichen, hier der Schiedsrichter, der Spieler, der Klubs und der Mehrheit der Fans im Stadion andere Menschen ermutigt fühlen, Diskriminierungen nicht hinzunehmen und die Ablehnung zu adressieren, Menschen ermutigt fühlen, sich mit den Opfern von Diskriminierung sofort und unmissverständlich zu solidarisieren."

   

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