Rassismus-Eklat! Duisburg gegen Osnabrück abgebrochen

Das Spiel zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL Osnabrück ist am Sonntagnachmittag nach rund 30 Minuten beim Stand von 0:0 abgebrochen worden, nachdem Osnabrücks Aaron Opoku von einem Anhänger des MSV Duisburg rassistisch beleidigt worden war. Wie die Partie gewertet wird, ist noch offen.

Affenlaute von der Tribüne

32 Minuten waren gespielt, als Opoku auf dem Weg zur Eckfahne war und dabei von einem MSV-Fan rassistisch beleidigt wurde. Schiedsrichter Nicolas Winter berichtete bei "MagentaSport" von Affenlauten von der Tribüne. "Das hat er sofort wahrgenommen, und auch der Assistent. Beide haben mir den Vorgang geschildert. Wir sind alle geschockt." Das sei etwas, "wo wir sehr sensibel sind und auch direkt darauf reagieren", sagte der Unparteiische. "Ich habe versucht, mich direkt um ihn zu kümmern und habe gesehen, wie schockiert er war und dass er gar nicht richtig aufnahmefähig war."

Normalerweise gibt es für Vorfälle dieser Art einen Drei-Stufen-Prozess, bei dem zunächst eine Stadiondurchsage veranlasst wird. "Aber er war überhaupt nicht ansprechbar, und auch die Mannschaften sind schnell in Richtung Kabine gegangen, sodass wir die erste Stufe der Unterbrechung schnell überspringen mussten und in die Kabine gegangen sind", so Winter. Als Duisburgs Leroy Kwadwo dazukam, um die Situation vor die Tribüne zu schlichten, sei er vom entsprechenden Duisburger Anhänger ebenfalls beleidigt worden – wenn auch nicht rassistisch, wie im Nachgang bekannt wurde.

Während in den Katakomben diskutiert wurde, konnte der vermeintliche MSV-Fan auf der Tribüne durch Zeugenaussagen anderer Duisburger Anhänger ausfindig gemacht und aus dem Stadion gebracht werden. Allerdings sahen sich Opoku und der VfL nicht mehr im Stande weiterzuspielen, sodass die Partie kurz danach abgebrochen wurde. Laut VfL-Geschäftsführer Michael Welling soll auch Duisburgs Leroy Kwadwo mit rassistischen Äußerungen bedacht worden sein.

"Tiefpunkt in der Vereinsgeschichte"

"Es ist absolut nachvollziehbar, dass Osnabrück nicht mehr weiterspielen kann. Wir haben mehr als Verständnis dafür und können uns nur furchtbar schämen", sagte MSV-Pressesprecher Martin Haltermann im Interview mit "MagentaSport", sprach von einem "ganz schweren Moment" und entschuldigte sich im Namen der Duisburger beim VfL. Opoku sei "fix und alle", so Haltermann. "Die ganze Mannschaft ist fertig, wir sind es ehrlicherweise auch nach diesem unfassbaren Vorfall. Das ist ein absoluter Tiefpunkt in der Vereinsgeschichte. Es ist hoffentlich die letzte Warnung für alle Hohlköpfe, die es in diesem Land noch gibt, jeden Menschen so zu akzeptieren und zu respektieren, wie er ist", so Haltermann. Osnabrücks Pressesprecher Sebastian Rüther sagte: "Es war eine konsequente und richtige Entscheidung des Schiedsrichters. Es sind mehrere Beleidigungen erfolgt, die auch der Linienrichter mitbekommen hat. Unserem Spieler Aaron Opoku geht es mental sehr schlecht."

Auch MSV-Präsident Ingo Wald zeigte sich "entsetzt" und "wütend" über den Vorfall. "Das entspricht nicht unseren Werten. Einige wenige zerstören den Fußball – das ist nicht zu tolerieren", sagte er. Die Reaktion der übrigen Fans beider Lager war dagegen stark: Während die Mannschaften vom Platz gingen, skandierten sie "Nazis raus". Die Stadionregie spielte derweil den Antifaschismus-Song "Schrei nach Liebe" von den Ärzten ein. Als der Stadionsprecher bekanntgab, dass der Täter durch Zeugenaussagen identifiziert werden konnte und des Stadions verwiesen wurde, brandete lautstarker Jubel und Applaus auf. Die Bekanntgabe des Abbruchs wurde mit lautstarken Pfiffen quittiert, die vor allem dem Täter galten.

Wertung der Partie offen

Dass ein Spiel aufgrund eines rassistischen Vorfalls abgebrochen wird, ist ein Novum im deutschen Profifußball. Ob das Duell nun wiederholt wird, oder ob eine der beiden Mannschaften die Punkte am grünen Tisch zugesprochen bekommt, ist noch offen. Für Welling spielte das für die Entscheidung, nicht mehr anzutreten, aber keine Rolle: "Es ging darum, ein Zeichen zu setzen und zu dokumentieren, dass wir als Verein einen solchen Vorfall nicht akzeptieren. Der Schutz unseres Spielers ist in dem Moment wichtiger als das sportliche Ergebnis." Mit dem MSV Duisburg sei sich der VfL einig, "dass es uns am liebsten wäre, wenn es zu einem Wiederholungsspiel kommt um dort ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen." Nun liegt der Ball beim DFB, der einen Sonderbericht des Schiedsrichters erwartet.

Kommentar: Der Spielabbruch ist ein richtiges und wichtiges Zeichen

   

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