Schmidts Brandrede: "Nicht verpissen, sondern Brust zeigen"

Drei Punkte benötigt der Meidericher Spielverein noch für den Klassenerhalt, doch die Stimmung ist im Keller. Cheftrainer Hagen Schmidt zeigte Verständnis für den Unmut im Duisburger Umfeld – und hielt auf der Pressekonferenz vor der Partie in Mannheim eine Brandrede an das Team.

"Kann nicht alles bei Null sein"

Wieso stellte Hagen Schmidt nach der 0:6-Niederlage gegen 1860 München nahezu dieselbe Elf im Landespokal auf? Diese Frage beschäftigte viele Fans nach dem blamablen Pokal-Aus. "Die Jungs, die am Sonntag verkackt haben, haben die Möglichkeit bekommen, es gerade zu rücken. Das Ergebnis kennen wir ja", bezog der MSV-Coach Stellung vor dem Auswärtsspiel in Mannheim. Es waren nicht die einzigen klaren Worte, die der 52-Jährige an diesem Tag wählte. Auch Schmidts Geduld neigte sich dem Ende. "Die Enttäuschung der Fans und des Umfelds ist völlig nachzuvollziehen." Nun geht es nur noch um den Klassenerhalt, der mit drei Punkten aus drei Spielen perfekt gemacht werden kann. Personelle Konsequenzen innerhalb der Mannschaft behielt sich der MSV vor.

Zunächst liegt der Ball aber noch einmal bei den Spielern. "Jeder hat die Gelegenheit, sich im Training zu zeigen, wie er die Aufgabe annimmt. Mit welcher Körpersprache und welcher Intensität", erklärte Schmidt, dass er genau selektieren wird, wer die passende Bereitschaft für die letzten Partien hat. Die Spieler sind in der Pflicht. "Es gibt schon gewisse Parallelen zur letzten Saison", erinnerte Schmidt. Eine Anspielung auf das damalige 2:6-Aus im Landespokal gegen Wuppertal. "Da fragst du dich als Trainer schon, was in den Köpfen einzelner Spieler vorgeht. Es kann irgendetwas nicht stimmen. Von der einen Woche auf die andere kann nicht alles bei Null sein." Denn bei Viktoria Berlin kämpften die Zebras wenigstens bis zum Schluss – gegen 1860 glich es einer Kapitulation.

Schmidts beherzte Kampfansage

Einmal in Fahrt, holte Schmidt weiter aus. "Mir nützen keine Worte etwas, wenn keine Taten folgen. Geredet haben wir in der Vergangenheit auch schon viel. Ist ja nicht das erste Mal, dass wir in einer solchen Situation sind", sprach der Übungsleiter davon, dass es eine Aussprache mit und in der Mannschaft gab. "Ich will auf dem Platz jetzt Taten sehen", forderte Schmidt – und ging auf die Rolle als Motivator ein. "Mich hätte niemand motivieren müssen, wenn ich wüsste, das ich ein Pokal-Endspiel im eigenen Stadion in Aussicht habe. Gerade nach einer Scheiß-Saison, in der ich trotzdem einen Pokal in den Händen halten kann. Man muss davon wegkommen, dass immer nur der Trainer motivieren muss", appellierte Schmidt.

"Wenn ich einen Fußballer motivieren muss, dann hat er seinen Beruf verfehlt. Wenn ich auf dem Platz stehe, dann brenne ich. Dann ist es egal, gegen wen ich spiele. Und wenn ich etwas gewinnen kann, dann will ich das gewinnen. Da brauche ich keinen Trainer oder Zuschauer für die Motivation. Ich will einfach das Spiel und den Wettbewerb gewinnen, das muss ich auf den Platz bringen. Und wenn ich die Motivation nicht habe, dann bitteschön, muss ich überlegen, ob ich Profi-Fußballer bin oder etwas anderes", erklärte der 52-Jährige deutlich. Eine beherzte Kampfansage, die überfällig war. Das dürften auch die Fans begrüßen. Und so fügte Schmidt an: "Es gibt jetzt kein Jammern. Es gilt, mit Energie, mit Mut und mit Aggressivität an die Aufgabe herangehen und sich nicht zu verpissen, sondern den Kopf herauszustrecken und Brust zu zeigen."

Yeboah und Kwadwo fraglich

In Mannheim gilt es, diese Worte in Taten umzusetzen. Bei einem Sieg ist der Klassenerhalt fix. "Die Situation hat sich für uns nicht weiter geändert", blickte Schmidt auf die siegreichen Ergebnisse der Konkurrenten. "Wir haben vorher Punkte gebraucht, und brauchen sie jetzt genauso. Wir haben es in der eigenen Hand", hielt er fest. Allen Ärger müssen er und seine Mannschaft für die anstehende Aufgabe beiseite schieben. So sah es auch Sport-Geschäftsführer Ralf Heskamp: "Wir müssen uns auf uns verlassen. Wir müssen sehen, dass wir ein Spiel gewinnen." Möglicherweise muss das in Mannheim ohne John Yeboah (Wadenprobleme) und Leroy Kwadwo (Schulterblessur) gelingen, hinter denen noch Fragezeichen stehen. Generelle personelle Entscheidungen schob Schmidt vorerst beiseite: "Die Frage nach der neuen Saison können Sie mir hoffentlich am Dienstag stellen."

   

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