SC Verl: Vom "Absteiger Nummer 1" zum frühzeitigen Klassenerhalt

Nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge meldete sich der SC Verl gegen Bayreuth mit einem beeindruckenden 4:1 Sieg zurück. Damit haben die Ostwestfalen nun 42 Punkte auf dem Konto – 11 mehr als Gegner Bayreuth, der auf dem ersten Abstiegsplatz liegt. Dazu kommt das deutlich bessere Torverhältnis gegenüber allen Kellerkindern. Der Klassenerhalt scheint dem Sportclub bereits an Ostern sicher. Wer hätte das zu Saisonbeginn erwartet?

Verpatzter Saisonstart

Spulen wir die Zeit ein halbes Jahr zurück. Sommer 2022. Der SC Verl, der sich den Ligaverbleib gerade so auf den letzten Drücker sichern konnte, muss auf dem Transfermarkt wieder mal einen großen Aderlass hinnehmen. Leistungsträger wie Kasim Rabihic, Christopher Lannert und Ron Berlinski wechseln zur ambitionierten Konkurrenz. Insgesamt verlassen 17 Spieler den SC. Dem gegenüber stehen etliche Neuzugänge, mittlerweile sind es deren 27. Die meisten davon kommen aus der Regionalliga. In typischer SC-Verl-Manier setzt man auf junge Talente, die in Verl die nächsten Schritte in ihrer Entwicklung gehen sollen. Angesichts der gewaltigen Fluktuation und den größtenteils unbekannten Neuzugängen wird er Sportclub gemeinhin als Abstiegskandidat Nummer 1 gehandelt. Und die Kritiker scheinen Recht zu behalten: Der Saisonstart geht gehörig in die Hose. Nach fünf Spieltagen ziert Verl mit nur einem Punkt das Tabellenende.

Zurück ins Hier und Jetzt. Der Sportclub hat soeben gegen die SpVgg Bayreuth gewonnen und nun 42 Punkte vorzuweisen. Auch wenn Trainer Mitch Kniat die Glückwünsche zum vorzeitigen Klassenerhalt konsequent ablehnt, solange dieser rechnerisch noch nicht in trockenen Tüchern ist, können die Ostwestfalen nach menschlichem Ermessen bereits die Planungen für eine weitere Drittliga-Saison beginnen. Doch wie kann es sein, dass dieser vermeintlich sichere Absteiger schon an Ostern den Klassenerhalt feiert?

Mit dem Verler Weg zum Erfolg

Der Schlüssel zum Erfolg ist der “Verler-Weg“. Während nach dem verpatzten Saisonstart andernorts vermutlich starke Kritik am Trainer aufgekommen wäre, stand Mitch Kniat in Verl nie zur Debatte. Stattdessen vertraute die Vereinsführung demonstrativ den Stärken ihres Trainers. Eine goldrichtige Entscheidung, denn Kniat darf mit Fug und Recht als Vater des Erfolges bezeichnet werden. Ihm ist es gelungen, aus den unzähligen Neuzugängen eine homogene Mannschaft zu formen, die konsequent gegen den Ball arbeitet und im eigenen Ballbesitz mit feinem Kombinationsfußball zu überzeugen weiß. Obwohl Verl in der Marktwerttabelle nur auf Platz 16 liegt, gehören die Schwarz-Weißen zu den spannendsten Mannschaften der Liga.

Nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluss der Nachverpflichtungen, die Verl nach dem verpatzten Saisonstart tätigte. Nicolas Sessa, Yari Otto und Michel Stöcker – sie alle kamen nach Saisonbeginn und sind längst wichtige Stammspieler. Bei der Auswahl der Spieler scheinen die Verantwortlichen dabei nicht nur ein gutes Auge für die sportliche Klasse gehabt zu haben, sondern auch für die charakterlichen Qualitäten. So berichtete Otto am “MagentaSport“-Mikrofon, dass es innerhalb der Mannschaft keinerlei Grüppchenbildung gäbe, sondern diese ein großes Kollektiv sei. Anstatt nach dem Training direkt nach Hause zu fahren, spiele die Truppe regelmäßig Gemeinschaftsspiele wie “Werfolf“. Der so entstandene Teamspirit – er macht sich auf dem Rasen bemerkbar.

Nächste Saison Überraschungsmannschaft?

Was wird die Zukunft bringen? Einige wichtige Spieler wie Kapitän Mael Corboz, Sechser Vinko Sapina und Rechtsverteidiger Nico Ochojski haben sich frühzeitig zum Sportclub bekannt und sich für eine Vertragsverlängerung entschieden. Es scheint so, als würde Verl kommenden Sommer erstmals seit langem keinen großen Aderlass hinnehmen müssen. Der Blick auf die Tabelle seit dem 6. Spieltag zeigt, dass Verl in diesem Zeitraum auf Platz sieben rangiert. Zudem steht spätestens im Sommer endlich die Rückkehr in die heimische Sportclub Arena an.

Yari Otto findet daher, dass die Ostwestfalen in der kommenden Saison den Blick etwas weiter nach oben richten dürfen. “Wir haben so viele gute Kicker in unseren Reihen und spielen seit dem Herbst konstant gut. Warum soll nächste Saison nicht der SC Verl die Überraschungsmannschaft der Liga sein?“ Eines scheint zumindest klar: Im kommenden Sommer wird der Sportclub nicht als Abstiegskandidat Nummer 1 gehandelt werden.

   

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