Halil Savran im Interview: "Für den Fußball ist es schade"

Halil Savran vom VfL Osnabrück spricht im Interview mit liga3-online.de über den Trainerwechsel von Maik Walpurgis zu Joe Enochs, die Partie gegen Dynamo Dresden und über den Ausschluss der Gästefans beim Derby nächste Woche gegen den SC Preußen Münster.

[box type="info"]Der 30-Jährige kam in Sommerpause aus Rostock nach Osnabrück und bestritt bisher alle acht Partien. Insgesamt blickt der Stürmer auf die Erfahrung von 57 Zweit- und 132 Drittliga-Spielen zurück.[/box]

Hallo Herr Savran. Nach drei Siegen in Folge habt ihr am Dienstag in Magdeburg erstmals wieder verloren. Was lief schief?

Das Ergebnis war zwar schon recht eindeutig, hätte aber nicht so hoch ausfallen müssen. In der 1. Halbzeit haben wir ja auch ein gutes Spiel abgeliefert, konnten die Chancen aber nicht nutzen. Unmittelbar nach der Pause waren wir dann bei einem Einwurf ein wenig unaufmerksam und haben das 0:1 kassiert – das war der Knackpunkt. Danach hätten wir natürlich nicht so auseinander fallen dürfen.

Seitdem Joe Enochs an der Seitenlinie steht, läuft es auf einmal. Wie hat er es geschafft, Euch wieder in die Spur zu bringen?

Zunächst war in der Mannschaft ohnehin eine gewisse Qualität vorhanden. Unter Enochs haben wir uns dann auf Dinge wie das Spielsystem konzentriert. Die Umstellung auf die Dreierkette in der Abwehr, mit der wir unter Walpurgis gespielt haben, hätte einfach mehr Zeit benötigt. Die hat Maik Walpurgis leider nicht bekommen.

War der Trainerwechsel aus Ihrer Sicht also nicht die richtige Entscheidung?

Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen. Die Entlassung kam natürlich schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt in der Saison, allerdings haben auch die schwachen Aufritte in der vergangenen Rückrunde die Entscheidung begünstigt.

Was macht Joe Enochs im Training anders als Maik Walpurgis?

Beide Trainer arbeiten sehr akribisch. Joe Enochs probiert, uns Erfahrungen aus seiner aktiven Laufbahn mit auf den Weg zu geben. Er arbeitet hart und gibt uns immer wieder Tipps – da merkt man seine große Erfahrung besonders.

Am Samstag treffen Sie bei Dynamo Dresden auf einer Ihrer Ex-Vereine. Ein besonderes Spiel für Sie?

Ja, kann man so sagen. In Dresden habe ich meine ersten Schritte im Profifußball gemacht – von daher ist es schon ein besonderes Spiel. Es wird für mich immer eine besondere Bindung zur Stadt und auch zum Verein geben. Im Endeffekt ist es aber ein ganz normales Spiel, in dem es um drei Punkte geht.

Sie haben zwei Jahre in Dresden gespielt: Was macht eine Dresdner Mannschaft aus, wie kann man sie schlagen?

Einfach wird es natürlich nicht. Dresden hat einen guten Kader und eine hohe sportliche Qualität – bisher werden sie ihrer Favoritenrolle in dieser Saison auch gerecht. Mit den Fans haben sie zudem den viel zitierten „zwölften Mann“ an ihrer Seite. Man muss schon mit allen Wassern gewaschen sein, um dort zu bestehen. Aber wir fahren natürlich nicht dorthin, um freiwillig Punkte zu verschenken.

Wie geht man als auswärtiger Spieler mit der bundesligareifen Stimmung in Dresden um?

Wir haben genügend Spieler im Kader, die schon vor solchen Kulissen gespielt haben. Druck verspüren wir aufgrund des vollen Stadions aber nicht. Solche Spiele sind es doch, die man als Fußballer liebt – dafür spielen wir Fußball.

Am kommenden Mittwoch steht dann das mit Spannung erwartete Derby gegen Münster an. Wissen Sie um die Bedeutung des Spiels?

Dieses Derby habe ich zwar noch nicht bestritten, bringe dafür aber die Erfahrung aus einigen Ost-Duellen mit und weiß daher, worum es in solchen Spielen geht. Für die Leute in der Region ist es natürlich das Spiel des Jahres. Die Mannschaft ist sich dessen absolut bewusst.

Erstmals werden keine Gästefans im Stadion sein – auch die VfL-Anhänger wollen aus Solidarität schweigen. Wie finden Sie das und kann man dann überhaupt noch von einem Derby sprechen?

Es ist natürlich schade, schließlich macht ein gefülltes Stadion – auch mit Gästefans – den Reiz dieser Spiele aus. Von daher ist es zwar schade, dass so entschieden wurde, aber man muss es leider so akzeptieren. Für den Fußball ist es natürlich schade.

Nach acht Spielen hat Osnabrück bisher elf Punkte gesammelt. Zu wenig für die eigenen Ansprüche oder genau richtig?

Weder noch. Die ersten Spiele haben wir natürlich nicht optimal bestritten, aber mit den drei Siegen in Folge haben wir uns jetzt ein Stück weit befreien können. Wichtig ist aber, von Woche zu Woche zu punkten, weil es in beide Richtungen immer sehr schnell gehen kann. In Rostock, wo wir letztes Jahr ganz andere Ansprüche hatten, habe ich dies schon mal erlebt, als wir bis zuletzt um den Klassenerhalt kämpfen mussten. Wir dürfen daher jetzt nicht die rosarote Brille aufhaben und glauben, dass wir von der Qualität her automatisch oben mitspielen werden. Ganz optimal ist die Ausbeute nicht, aber auch nicht ganz schlecht.

Sie sprechen Ihren Ex-Verein Hansa Rostock an. Was gab den Ausschlag, die Kogge nach zwei Jahren zu verlassen?

Das war relativ einfach: Osnabrück hat sich frühzeitig bei mir gemeldet und Interesse bekundet. Hansa wusste davon, wollte aber erst den Klassenerhalt sichern, um die Personalplanungen starten zu können. Da ich aber Sicherheit haben und nicht bis zum letzten Spieltag warten wollte, habe ich mich dann für Osnabrück entschieden – der Verein und vor allem das Stadion mit seinen Fans haben mich schon gereizt. Hansa wollte dann später zwar weiter auf meine Dienste setzen, dafür war es dann aber zu spät.

Mit welchen Erwartungen kamen Sie denn nach Osnabrück? Die Fans sehnen sich nach der 2. Bundesliga. Ist diese auf absehbare Zeit schon realistisch?

Ja, absolut. Das war auch der Grund, warum ich nach Osnabrück gekommen bin. Der VfL geht zwar nicht als Top-Favorit in die Liga, aber Osnabrück war für mich in den letzten Jahren immer ein Verein, der oben mitspielen konnte.

   

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