Saisonvorschau VfR Aalen: Ohne Schulden voll durchstarten

Bevor die 3. Liga am 21. Juli in die neue Saison startet, blickt liga3-online.de auf die 20 Drittligisten und schätzt die Chancen der Teams ein. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf den VfR Aalen, der im letzten Jahr eine tolle Saison erwischte – sich aber unter anderem aufgrund eines Punktabzuges nicht belohnen durfte. Gelingt dem VfR in der neuen Spielzeit der große Wurf?

So lief die Vorbereitung

Statt mit Testspielen gegen unterklassige Gegner zu beginnen, setzte der VfR Aalen auf Anhieb ein kleines Ausrufezeichen und besiegte die SpVgg Greuther Fürth aus der 2. Bundesliga mit 2:1. Kein schlechter Auftakt! Danach folgten obligatorische Kantersiege von 19:1 und 7:0, aber auch eine 0:2-Pleite gegen den Regionalligisten SSV Ulm. Dagegen wurde der Bayern-Regionalligist 1. FC Nürnberg II mit 3:2 besiegt, auch die TSG Schnaitheim stellte keine Herausforderung dar (6:0). Zum Abschluss der Testspielreihe wartet am Wochenende zusätzlich der Vergleich mit dem SSV Jahn Regensburg.

Auch personell kann Trainer Peter Vollmann nach wie vor durchatmen: Das Glück der ausbleibenden Verletzungen hält beim VfR unvermindert an – auch die bisherige Vorbereitung konnte ohne gravierende Rückschläge absolviert werden. Angesichts von aktuell nur 18 Feldspielern im Aufgebot ist das ein wichtiges Zeichen.

Die Transferperiode

Zugänge Abgänge
Torben Rehfeldt (Werder Bremen II) Firat Sucsuz (Carl Zeiss Jena)
Luca Schnellbacher (SV Wehen Wiesbaden) Nico Rodewald (SC Freiburg II)
Marcel Bär (FSV Zwickau) Mika Ojala (unbekannt)
Cagatay Kader (FSV Frankfurt) Torge Paetow (SC Weiche Flensburg)
Mattia Trianni (Viktoria Berlin) Steffen Kienle (SSV Ulm)
Patrick Schorr (FSV Mainz 05 II) Yannick Deichmann (VfB Lübeck)
Noah Feil (eigene U19) Daniel Schelhorn (Stuttgarter Kickers)
Fabian Menig (Preußen Münster)
Alexandros Kartalis (Greuther Fürth II)
Philipp Hercher (1. FC Nürnberg II)
Martin Toshev (unbekannt)

 

Wer soll noch kommen?

Mit aktuell 21 Spielern im Kader ist der VfR Aalen wieder einmal dünn besetzt, ganz ähnlich wie zum Saisonauftakt von vor einem Jahr. Der kleine, aber feine Unterschied: Die Mannen von der Ostalb drückt mittlerweile kein Schuldenberg mehr, die finanzielle Lage hat sich entspannt. Das bedeutet freilich nicht, dass Aalen plötzlich üppige Gehälter zahlen und Sensationstransfers tätigen kann – dafür genügt ein Blick auf die bisherige Bilanz. Es sind die jungen Talente, deren Entwicklung bei ihren bisherigen Vereinen teils stagnierte. Clevere Transfers, das war das bisherige Motto des VfR.

Kommen könnte gerne noch ein Allrounder in der Defensive, hier wird der nach Münster abgewanderte Fabian Menig fehlen. Auf Linksaußen kann sich bisher nur der gelernte Matthias Morys beweisen, hier muss möglicherweise noch improvisiert werden.

Auf diesen Spieler sollte man achten: Luca Schnellbacher

Beim SV Wehen Wiesbaden ging es nicht wirklich voran, doch sein Talent ist unumstritten: Luca Schnellbacher, im Alter von 23 Jahren immer noch enorm entwicklungsfähig, möchte beim VfR Aalen einen neuen Anlauf starten. Dass dies klappen kann, zeigt das Beispiel seines Teamkollegen Gerrit Wegkamp – auch er schien bereits als ewiges Talent verschrien, überzeugte aber seine Kritiker mit einer eindrucksvollen Saison 2016/17. Die Krux: An ihm muss Schnellbacher wohl oder übel im System mit einer Spitze vorbeikommen – oder alternativ auf den rechten Flügel ausweichen. Auch dort warten mit Sebastian Vasiliadis und Mattia Trianni aber hungrige, junge Konkurrenten.

 

AufstellungAalenStärken und Schwächen

Anhand der getätigten Transfers lässt sich schnell feststellen, dass die Stärke des VfR Aalen – das überfallartige, präzise Konterspiel – auch in der kommenden Spielzeit wieder ausgespielt werden soll. Aalen verfügt über keinen klassischen Spielgestalter, denn es möchte die Partie gar nicht an sich reißen. Stattdessen soll der Gegner in die Falle tappen und schnell überspielt werden. Auch daher wurden mit Trianni, Bär und Schnellbacher weitere potenzielle Flügelspieler verpflichtet. In der Defensive vertraut man hingegen auf dem Kern-Trio Robert Müller, Thomas Geyer und Maximilian Welzmüller – dem vielleicht solidesten Verbund der gesamten 3. Liga.

Eine Schwäche ist schwer auszumachen, zumal Aalen mit Daniel Bernhardt zusätzlich einen bockstarken Drittliga-Keeper zwischen den Pfosten besitzt. Einzig die Kaderbreite, die bereits mehrfach zitiert wurde, kann zum Manko werden: Fallen ein Welzmüller, ein Morys oder ein Geyer langfristig aus, dann geht Aalen schnell auf dem Zahnfleisch.

Die Erwartungen der Fans

Nach der Insolvenz in der abgelaufenen Spielzeit wagt der VfR Aalen mit seinen Anhängern einen weiteren Neustart. Dabei sollte sich aus rein sportlicher Perspektive am liebsten gar nicht viel ändern: Der VfR schlug eine Menge erfolgreicher Schlachten und bescherte seinen Fans viele fröhliche Stunden. Sollte in der (wir beziehen uns auf die Tabelle ohne insolvenzbedingten Abzug) Endabrechnung wieder ein Platz im Verfolgerfeld herausspringen, wäre die ganze Ostalb aus dem Häuschen. Wird es "nur" ein Rang im Mittelfeld, wäre das auch in Ordnung. Wer dagegen Aalen sogar als Geheimfavoriten auf dem Zettel hat, der muss sich auch mit dieser Einschätzung gewiss nicht verstecken.

Fazit & Prognose

Nach wahrlich turbulenten Jahren würde der VfR Aalen in der kommenden Spielzeit gerne zur Ruhe kommen. Klar ist: Eine lange Episode in der 3. Liga können sich die Baden-Württemberger (wie so viele Kontrahenten) aus wirtschaftlicher Perspektive trotz Schuldenfreiheit nicht erlauben – zumal auch die Zuschauerzahlen trotz guter Leistungen in der letzten Spielzeit weiter gesunken sind. Wie kann der VfR seine Anhänger zurückgewinnen, wenn sie trotz guter Leistungen nicht erscheinen? Ja, auch die Fans sind auf der Ostalb in der Bringschuld, sie müssen wieder regelmäßiger erscheinen und die höchst akzeptablen Leistungen einer charakterlich einwandfreien und zusammengeschweißten Mannschaft angemessen würdigen.

Möglich ist für den VfR zwischen einer Platzierung im hinteren Mittelfeld und einem Mitspielen um den Aufstieg oder die Relegation nahezu alles. Wir halten den VfR mindestens für einen Geheimfavoriten, sofern er wie im vergangenen Jahr möglichst wenige personelle Rückschläge hinnehmen muss. Ein Platz im oberen Tabellendrittel, mindestens aber unter den ersten zehn Teams ist für die Spieler um Coach Peter Vollmann ein absolut realistisches Ziel.

   

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