Saisonrückblick VfL Osnabrück: Im Saisonfinale alles verspielt

Der VfL Osnabrück hat die abgelaufene Saison auf dem fünften Tabellenplatz beendet. Keine schlechte Bilanz, möchte man meinen! Getrübt wurde das Abschneiden allerdings durch das Versagen in mehreren Wettbewerben zum Saisonende hin. Es wäre so viel mehr möglich gewesen an der Bremer Brücke. liga3-online.de blickt auf die Spielzeit 2015/16 des VfL Osnabrück zurück.

Das lief gut:

Das Winterhalbjahr verlief für den VfL nahezu überragend. Trotz eines eher verhaltenen Saisonstarts konnte man sich in die Spitzengruppe der 3. Liga vorkämpfen und war lange auf Kurs, einen der ersten drei Plätze zu belegen. Es stimmte fast alles: Kampf, Einsatz, Spielidee und selbst das nötige Quäntchen Glück half gerne einmal mit.

Die Standardsituationen: 21 der 46 Treffer erzielte Osnabrück nach ruhenden Bällen, das entspricht nahezu 50 Prozent. Es offenbart aber nicht nur die Stärke nach direkten Freistößen (Marcos Alvarez) und Flanken, sowie auch Probleme, aus dem Spiel heraus regelmäßig Gefahr zu kreieren.

Der Trainerwechsel hin zu Joe Enochs: Er führte die Lila-Weißen von den Abstiegsplätzen weit nach oben. Auch wenn das Saisonfinale nicht wie erhofft verlief, ist Enochs ein Glücksgriff der Verantwortlichen gewesen – seine Leistung muss angemessen gewürdigt werden.

Das lief schlecht:

Das Saisonfinale, etwa ab dem April. Plötzlich funktionierte nichts mehr, wie es sollte: In den entscheidenden Momenten war nicht mehr Osnabrück, sondern der jeweilige Gegner zur Stelle. Statt im Tor landeten die Bälle am Pfosten, gerne war dann auch der direkte Gegenzug ein Gegentreffer. Unter dem Strich purzelte Lila-Weiß von Rang zwei auf fünf und verspielte damit Aufstieg und Pokalteilnahme. Der Niedersachsenpokal, in dem man leichtfertig bei Germania Egestorf-Langreder verlor und vielleicht damit sogar die Krise einleitete. Auch dort wurde die Teilnahme am DFB-Pokal verspielt.

Die Derbys: Wieder wurde kein Derby gegen Preußen Münster gewonnen. Auch wenn die Umstände mit dem umstrittenen Ausschluss aller Gästefans alles andere als stimmungsvoll waren, so erhöht sich die Anzahl der nicht gewonnenen Spiele gegen den Erzrivalen auf neun.

Der beste Spieler: Marvin Schwäbe

Wo wäre der VfL Osnabrück wohl ohne seinen Torhüter Marvin Schwäbe gelandet? Er zeigte über weite Strecken der Saison erstklassige Leistungen und dürfte problemlos mindestens in der 2. Bundesliga unterkommen – oder vielleicht sogar bei Stammverein TSG Hoffenheim an der Bundesliga schnuppern. Zwar konnte er im Saisonendspurt keinen entscheidenden Einfluss auf die Negativserie der Lila-Weißen mehr nehmen, zuvor allerdings hatte er dem VfL bereits eine zweistellige Anzahl an Punkten durch seine Paraden gerettet.

Der schwächste Spieler: Addy-Waku Menga

Nach einer tollen Saison 2014/2015 konnte Addy-Waku Menga diese Leistung zuletzt nicht mehr bestätigen. Seinen Stammplatz musste er abgeben, nur einen Treffer erzielte er in 29 Spielen und bereitete kein einziges Tor vor. Es war allgemein ein großes Problem des VfL Osnabrück, in der Sturmspitze hinter Halil Savran und Marcos Alvarez keine gleichwertigen Spieler besessen zu haben.

Das Saisonhighlight: 2:0 über den 1. FC Magdeburg

Es ist schwer, ein einzelnes Highlight zu markieren – aus Osnabrücker Sicht gab es einige Partien, die aufgrund verschiedener Faktoren ein Highlight der Spielzeit darstellten. Allen voran sei hier das 2:0 gegen den direkten Konkurrenten aus Magdeburg zu nennen. 10.300 Zuschauer waren mit dabei, als Halil Savran den VfL mit einem Doppelpack auf die Siegerstraße führte. Auch das 4:0 gegen den SV Wehen Wiesbaden als höchster Saisonsieg sowie etwa das 2:1 über den VfR Aalen, wo die Lila-Weißen die Begegnung spät drehten, kämen als Saisonhighlight in Frage. Und natürlich das sehr emotionale 1:0 bei Holstein Kiel in allerletzter Sekunde.

Das negative Highlight: Der Spielabbruch gegen RB Leipzig

Keine Frage, das negative Highlight war eindeutig der Spielabbruch gegen RB Leipzig – beim Stande von 1:0 für den VfL Osnabrück, wohlgemerkt. Im Zuge einer hitzigen Situation auf dem Spielfeld warf ein junger Fan das berühmte rote Feuerzeug und traf damit Schiedsrichter Martin Petersen. Statt Mehreinnahmen von über 300.000 Euro wurde der VfL in den folgenden Tagen zur Zielscheibe der medialen Berichterstattung und produzierte viele Negativschlagzeilen. Das konnten die Lila-Weißen nun wirklich nicht gebrauchen.

Die Bewertung der Transfers:

Allen voran Marvin Schwäbe schlug voll ein, aufgrund des auslaufenden Leihvertrages müssen die Niedersachsen dort schnell für Ersatz sorgen. Auch Stürmer Halil Savran brachte sich mit insgesamt 15 Torbeteiligungen gut ein,  Anthony Syhre wurde zum Stammspieler und erwies sich ebenso als gute Verpflichtung. Pascal Richter und Lars Bleker konnten sich dagegen bisher nicht nachhaltig durchsetzen.

Die Bewertung der Trainer:

Das Wirken von Maik Walpurgis kann kaum bewertet werden – zu schnell war für ihn Schluss, nach nur vier Spieltagen. Joe Enochs übernahm und führte den VfL umgehend aus der Krise, zwischenzeitlich sogar in Richtung Zweitliga-Aufstieg. Enochs blieb stets auf dem Boden und wollte nichts davon wissen – er sollte recht behalten. Platz 5 ist unter dem Strich dennoch eine sehr gute Bilanz für den US-Amerikaner, der sich jetzt seinen eigenen Kader zusammenbauen kann und dann nochmals neu bewertet werden sollte.

Das Fazit:

Der VfL Osnabrück hat, betrachtet man die gesamte Saison, am oberen Ende seiner Möglichkeiten gespielt. Besonders in der Breite reichte die Qualität im Kader vielleicht noch nicht ganz aus, zumal der VfL im Gegensatz zur Konkurrenz nicht von Verletzungspech verschont blieb. Der fünfte Rang ist vollkommen akzeptabel – nur das doppelte Verpassen des DFB-Pokals ist ein Grund, sich redlich zu ärgern.

Die Prognose:

Auch in der kommenden Saison wird der VfL eine gute Rolle in der Liga spielen, als Aufstiegsfavorit gehen sie aber nicht ins Rennen. Vieles hängt von der fälligen Neuverpflichtung im lila-weißen Tor ab, die Marvin Schwäbe ersetzen muss. Ein Platz in der oberen Tabellenhälfte ist in jedem Fall realistisch.

   

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