Saisonprognose #2: BTSV, Aspach, Jena und Meppen

Die Tage werden kürzer – und die Sommerpause auch! In rund zwei Wochen startet die 3. Liga in ihre zwölfte Auflage, und die Vorzeichen machen sie ziemlich schmackhaft. In fünf Teilen analysiert liga3-online.de die Entwicklungen bei allen 20 Vereinen. Am Ende schätzen wir ein, wer als Favorit und wer als Außenseiter in die neue Saison geht. Weiter geht es heute mit den vier Teams, die im Mai nur knapp den Klassenerhalt erreicht haben.

Ausgangslage: Ein Tor genügte der Eintracht nach einer sensationellen Aufholjagd schließlich, um im direkten Duell mit Energie Cottbus die Klasse zu halten – es war eine der spannendsten Entscheidungen in der Drittliga-Geschichte. Jetzt aber muss die Eintracht neue Ziele ausgeben, denn in der 3. Liga ist sie dauerhaft kaum überlebensfähig. Die Transfers in den letzten Wochen machen deutlich, dass der BTSV 2019/20 um den Aufstieg mitspielen will.

Zu- und Abgänge: Viel hat sich in Braunschweig getan, unter anderem durch den Abgang von Stürmer Philipp Hofmann nach Karlsruhe (ablösefrei) und den Verkauf von Suleiman Abdullahi zu Union Berlin (500.000 Euro). Auch durch das frische Geld konnte die Offensive massiv aufgerüstet werden: Martin Kobylanski (Münster), Orhan Ademi (Würzburg) und Nick Proschwitz (Meppen) kommen als Topschützen ihrer Vereine. Eine Ansage an die Konkurrenz!

Mannschaft: Die völlig falsch zusammengestellte Truppe aus dem Sommer 2018 wurde schon in der Winterpause zurechtgefräst, sie bleibt aber gerade im Mittelfeld mit Akteuren wie Marc Pfitzner (34), Bernd Nehrig (32) und Stephan Fürstner (31) sehr erfahren bis fast schon überaltert. Dafür weht an der Seitenlinie frischer Wind: Christian Flüthmann, vorher Co-Trainer übernimmt den Posten von André Schubert – der trainiert nun Holstein Kiel.

Prognose: Platz 1 bis 9

Eintracht bleibt eine Wundertüte und muss mit Vorsicht genossen werden. Nominell sind die Löwen Teil des Favoritenkreises, wie ein Aufsteiger gespielt haben sie in der Rückrunde trotz toller Punkteausbeute allerdings nicht. Spielerisch muss ein ordentlicher Schritt nach vorne erfolgen – und Fans, Verantwortliche und Team wieder zusammenhalten.

 

Ausgangslage: Sechs Punkte aus zwei Spielen brachten Großaspach im Endspurt den Klassenerhalt. Pikant: Jener Trainer, dessen schon abgestiegene Kölner Fortunen am 38. Spieltag gegen die SG Sonnenhof verloren hatten, ist nun wieder im Fautenhau zugegen: Oliver Zapel. Nachdem dieser erst Bremen II 2017/18 als späteren Absteiger und zuletzt Fortuna Köln betreute, wird die SGS nur darauf hoffen, dass sich das böse Omen nicht fortsetzt.

Zu- und Abgänge: Großaspach fischt für gewöhnlich in einem kleineren Teich als viele seiner Kontrahenten. Das macht sich auch in diesem Sommer bemerkbar, denn die Verstärkungen für alle Mannschaftsteile stammen vornehmlich aus der Regionalliga. Dennis Slamar aus Jena dürfte nach jetzigem Stand der Top-Transfer sein. Zugleich, auch das kennt Aspach gut, sind Stammspieler gegangen: Makana Baku für etwa 300.000 Euro nach Kiel, Keeper Kevin Broll nach Dresden und Philipp Hercher zum 1. FC Kaiserslautern.

Mannschaft: Kein Team abseits der Aufsteiger hat einen geringeren Marktwert als Sonnenhof Großaspach (3,7 Millionen Euro). Sorgen bereitet der Sturm, der schon 2018/19 lange Ladehemmung hatte und bislang nur durch Dimitry Imbongo Boele von Viertligist Aachen verstärkt worden ist. Mit Orrin McKinze Gaines II (Darmstadt 98) und Eric Hottmann (VfB Stuttgart U19) kamen zudem zwei hoffnungsvolle Nachwuchstalente. Die Innenverteidigung ist mit Kaptiän Julian Leist (31) und Kai Gehring (31) dagegen sehr erfahren.

Prognose: Platz 16 bis 20

Aktuell gibt es wenig Anlass, an ein besseres Ergebnis als in der Vorsaison zu glauben. Die Konkurrenz ist nicht schwächer, eher stärker geworden. Für den Dorfklub ist jedes Jahr in der 3. Liga ein Geschenk – dieses könnte das letzte sein.

 

Ausgangslage: Ein beeindruckender und in der Drittliga-Geschichte bisher einmaliger Schlussspurt bescherte Carl Zeiss Jena einen nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt, Trainer Lukas Kwasniok wurde vom Sündenbock zum Helden. Jetzt gilt es, auf der unverhofften Euphorie aufzubauen und sich langfristig in der 3. Liga zu etablieren. Leicht wird auch das dritte Jahr für die Thüringer nicht – Kracher-Transfers waren bislang nicht drin.

Zu- und Abgänge: Der größte Jenaer Coup ist ein ehemaliger Leihspieler: Julian Günther-Schmidt wurde vom FC Augsburg fest verpflichtet, muss aber nach langwierigen Verletzungsproblemen erst fit werden. Auch sonst stimmt die Mischung: Nico Hammann kommt mit viel Erfahrung, Kilian Pagliuca, Ole Käuper und Patrick Schorr kennen die 3. Liga gut. Daniele Gabriele rundet das Paket als vielversprechender Stürmer ab. Weh tun die Abgänge von Manfred Starke und Maximilian Wolfram, zumal sie zur direkten Konkurrenz nach Lautern und Ingolstadt gehen. Auch die starken Leihgaben Phillip Tietz und Dominic Volkmer müssen ersetzt werden.

Mannschaft: Der Kader ist ausreichend groß, hat aber nach erstem Ermessen eher keine Spieler, die Partien im Alleingang entscheiden können. Ganz wie in den Finalwochen der Vorsaison wird sich Jena über die Geschlossenheit und den Mannschaftsverbund in Richtung der ersehnten 45-Punkte-Marke bewegen müssen.

Prognose: Platz 13 bis 19

Klassenerhalt? Abstieg? Oder sogar Mittelfeld? Klar ist: Auf ein zweites Wunder braucht sich Jena nicht zu verlassen – das wird nur einmal so gelingen. Läuft die Hinrunde gut und bleiben Verletzungsprobleme aus, ist der frühzeitige Klassenerhalt drin. Ansonsten aber ist Carl Zeiss wieder eines der sechs bis sieben Teams, die stark abstiegsgefährdet sind.

 

Ausgangslage: Auch der SVM musste 2018/19 zwischenzeitlich um den Drittliga-Verbleib bangen, das war allerdings recht früh in der Saison. Dann gelang ein beeindruckendes Zwischenhoch, ehe zum Saisonende wieder ein wenig die Puste ausging. In der Liga aber ist der Klub allmählich etabliert und hat durch sein schmuckes Stadion und viele sportlich faire Fans Sympathien erlangt.

Zu- und Abgänge: Die Offensiv-Abgänge von Nick Proschwitz und Nico Granatowski, Verwerter und quirliger Vorarbeiter, tun weh, keine Frage. Zum Proschwitz-Ersatz soll Julius Düker werden, der von Erstliga-Aufsteiger SC Paderborn verpflichtet wurde. Ansonsten blieb die große Fluktuation aus, einige Reservespieler sind gegangen – darunter "Emsland-Messi" Martin Wagner. Dafür suchte der SVM in der Regionalliga gezielt nach Verstärkungen für Abwehr- und Mittelfeldzentrale. Top-Transfer ist Hilal El-Helwe, der vom griechischen Erstligisten Apollon Smyrnis kam und die Offensive über die Außenbahn ankurbeln soll.

Mannschaft: Ihren Charakter, über Biss und Leidenschaft zur durchaus vorhandenen Spielstärke zu finden, soll das Team beibehalten. Schlüsselspieler dürfte Thilo Leugers bleiben, heißester Kandidat auf den Titel des "Gelbsünders" – 17 Mal wurde Leugers im Vorjahr verwarnt. Die Stammelf könnte derweil bald vor einem kleinen Umbruch stehen, überschritt sie in der Vorsaison doch teils die Marke von 28 Jahren im Durchschnitt. Viele junge Spieler drängen auf Einsatzzeiten.

Prognose: Platz 10 bis 14

Zumindest vor der Saison sieht die 3. Liga nach einer Zwei-Klassen-Gesellschaft aus – Meppen gehört dabei nach unserer Einschätzung zu den stärksten Mannschaften der unteren Tabellenhälfte. Ausreißer nach unten, aber insbesondere nach oben sind möglich, weil Meppens Teamgeist Wunder wie etwa das v­on Darmstadt 98 im Jahr 2014­ wahrscheinlicher macht.

 

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