Saisonfazit Erfurt: Höhenflug folgt unerklärlicher Absturz

Am Ende einer Achterbahnfahrt landete Rot-Weiß Erfurt in der abgelaufenen Saison auf dem 12. Tabellenplatz. Bei einem Torverhältnis von 47:54 erspielte das Team insgesamt 51 Punkte. liga3-online.de blickt zurück und analysiert die Saison am Steigerwald.

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Das lief gut:

  • Die ganze Saison bis zum 27. Spieltag: Erst sortierte man sich mit Blickkontakt zur Spitze im Verfolgerfeld ein, um mit einer Siegesserie dann gar die vordersten Ränge in Angriff zu nehmen.
  • Die Heimspiele: Insgesamt fuhren die Thüringer 37 Punkte zuhause ein, was gut zwei Punkten pro Spiel entspricht. Ohne den Einbruch zum Saisonende hätten sogar noch weitaus mehr Punkte eingefahren werden können.
  • Die Stadionfrage: Mit dem Umbau zu einem modernen, zweitligatauglichen Stadion wurde in Erfurt jüngst begonnen. 40 Millionen Euro stecken das Land Thüringen und die Stadt Erfurt in das Steigerwaldstadion, um dieses zu einem multifunktionalen Sportkomplex umzubauen.

Das lief schlecht:

  • Die Rückrunde ab dem 27. Spieltag: Mit der 1:4-Niederlage bei Holstein Kiel ging bei RWE plötzlich überhaupt nichts mehr, insgesamt elf Spiele in Folge blieben die Erfurter fortan sieglos und sammelten nur zwei mickrige Punkte.
  • Die Auswärtsspiele: In nur zwei von 19 Fällen fuhren die Anhänger der Erfurter mit drei Punkten wieder nach Hause. Mit insgesamt 14 Zählern belegt man in der Auswärtsbilanz gar einen Abstiegsrang.
  • Der Zuschauerzuspruch: Trotz namhafter Absteiger wie Dynamo Dresden oder auch Energie Cottbus sowie einer längeren Erfolgsphase Mitte der Saison ging der Zuschauerschnitt in Erfurt leicht zurück. Eine runderneuerte Spielstätte kann hier aber schon bald Abhilfe schaffen und neue Zuschauer generieren.

Der beste Spieler:

Kevin Möhwald: Nicht umsonst wechselt der junge Allrounder im Mittelfeld zur neuen Saison zum 1.FC Nürnberg: Er stellte eine der wenigen Konstanten im Erfurter Spiel dar und erzielte als Mittelfeldspieler stolze acht Treffer in 35 Einsätzen, dazu gesellen sich noch drei Torvorlagen. Seine Kreativität sowie die Übersicht in der Ballverteilung stellen Stärken des 21-Jährigen dar, der bei den Franken den nächsten Karriereschritt vollziehen will. Da beim Eigengewächs, der gut 100 Spiele für die Rot-Weißen absolvierte, der Vertrag ausläuft, wird RWE keine Ablösesumme einstreichen können.

Der schwächste Spieler:

Haris Bukva: Unter keinem guten Stern stand das Intermezzo des Österreichers Haris Bukva bei den Thüringern. Mit der Empfehlung von zahlreichen Spielen in der ersten österreichischen sowie kroatischen Liga wechselte er zu Rot-Weiß – und enttäuschte mit nur einem erzielten Tor die Erwartungen vieler Anhänger. 2015 ging es für ihn noch einen Schritt zurück: Erst gelang ihm auf dem Platz fast gar nichts, dann flog er erst aus Startelf, dann aus dem Kader und musste zum Abschluss mit einer Knieverletzung passen. Was für ein Seuchenjahr!

Saisonhighlight:

Gleich einige Highlights konnte RWE insbesondere in den hitzigen Ostderbys verzeichnen. Die wohl größte Lektion erteilten die Steigerwäldler jedoch wohl dem taumelnden FC Hansa Rostock im Dezember, als sie im strömenden Regen die Hanseaten mit 4:1 zurück an die Ostseeküste schossen. Von Beginn an nutzten die Erfurter jeden Fehler der Gäste eiskalt aus und spielten sie über 90 Minuten nahezu an die Wand. Ein toller Tag für jeden, der es mit Rot-Weiß hält.

Tiefpunkt der Saison:

Mit jeder Niederlage im Saisonendspurt wurde bei Rot-Weiß Erfurt ein neuer Tiefpunkt erreicht. Die 1:3-Niederlage bei der Reserve des FSV Mainz war die Elf um Trainer Christian Preußer, der zuvor Walter Kogler beerbt hatte, endgültig am Boden angekommen. Schon zur Pause stand es 0:3, die Fans gingen auf die Barrikaden und forderten Erklärungen für die Leistungsverweigerung. Einige trieben es dann aber zu weit und beleidigten Verteidiger Steve Gohouri rassistisch – womit die Fans die Leistung der Spieler an diesem traurigen Tag nochmals deutlich unterboten.

Die Transfers:

Insgesamt 11 Neue präsentierten die Verantwortlichen den Fans im Sommer, zwei darüber hinaus im Winter. Insbesondere Andreas Wiegel und Okay Aydin stachen hervor, auch Steve Gohouri, Christoph Menz und Sebastian Tyrala brachten ihre Erfahrung oftmals in das Spiel der Rot-Weißen ein. Die Österreich-Fraktion um Haris Bukva und Stürmer Christian Falk enttäuschte hingegen auf ganzer Linie, auch Federico Palacios Martinez wurde dem Ruf des Riesentalents zu keiner Minute gerecht.

Die Trainer:

Walter Kogler betreute die Mitteldeutschen über einen Großteil der Saison und erreichte zunächst Großes: Bis auf den zweiten Tabellenplatz rückte RWE im Laufe der Saison voran, insgeheim hofften bereits einige auf eine verfrühte Erfüllung der Mission 2016. Doch als die Mannschaft dann in ein riesiges Leistungsloch fiel, erhielt auch Kogler keinen Zugriff mehr und musste folgerichtig seinen Hut nehmen. Nachfolger Christian Preußer steht für den Wandel von RW Erfurt hin zu einem jungen, erfolgshungrigen Fußball. Doch auch er schaffte es bisher nicht, den Erfolgsfußball vom Anfang des Jahres zurück an den Steigerwald zu bringen.

Fazit und Ausblick:

Kaum jemand hatte ernsthaft mit einem Aufstieg der Rot-Weißen gerechnet und viele wären mit einer soliden Saison zufrieden gewesen. Doch der unerklärliche Absturz von Platz 2 auf 12 innerhalb von zehn Wochen ist nicht leicht zu verdauen und wird Verantwortliche wie Fans noch eine Weile beschäftigen. Ob in der neuen Saison ein neuerlicher Angriff auf die begehrten Plätze gestartet werden kann, bleibt fraglich. Schon früh wurden drei Neuzugänge aus unteren Ligen sowie mit Fabian Hergesell ein drittligaerprobter Außenverteidiger präsentiert – die Kaderverjüngung geht nichtsdestotrotz weiter. Fest steht: Schon vor dem Abschluss des Stadionumbaus ist ganz Erfurt heiß auf hochklassigen Fußball. Als erste Anwärter auf den Aufstieg 2015/16 werden trotzdem voraussichtlich andere Namen gehandelt werden.

   

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