Saisonfazit Kickers: Traumsaison trotz verpasstem Aufstieg

Die Stuttgarter Kickers landeten am Ende der Saison 2014/ 2015 mit 65 Punkten und einer Tordifferenz von 61:47 auf dem vierten Tabellenplatz. Damit verpassten die Schwaben nur knapp den Relegationsplatz drei, den Holstein Kiel mit zwei Punkten Vorsprung belegte. Als Trostpflaster dient den Blauen als Tabellenvierter immerhin der Einzug in den DFB-Pokal.  Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison der Stuttgarter Kickers einmal genauer an.

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Das lief gut

Heimspiele in Reutlingen

Die Stuttgarter Kickers mussten die ersten elf Heimspiele der vergangenen Saison in Reutlingen austragen, da das heimische Gazi-Stadion umgebaut wurde. Dies wurde zuerst kritisch beäugt, doch vor allem sportlich war die Ausweichstätte Reutlingen für die Kickers ein echter Glücksbringer. Die Schwaben wurden dort zur Heimmacht und gewannen acht Partien, trennten sich vier Mal Remis und verloren dabei keine einziges Spiel. Eine bemerkenswerte Bilanz, mit der wohl kaum jemand zuvor gerechnet hatte.

Spielstil

Trainer Horst Steffen ließ die Mannschaft fast durchgehend mit einem offensiven 4-3-3 System auftreten. Dabei war es meist auch egal, ob die Mannschaft zuhause oder im fremden Stadien spielte. Das frühe Pressing der gegnerischen Abwehr, die Lauffreudigkeit der Außenverteidiger gepaart mit der Spielfreude von Besar Halimi und der Übersicht von Kapitän Enzo Marchese machten die Stuttgarter Kickers zu einen der spielstärksten Teams der Liga. Dies war deshalb auch für die Zuschauer schön anzusehen.

 Moral

Doch am meisten überzeugten die Kickers in der vergangenen Saison mit ihrer eindrucksvollen Moral. Kein anderes Drittliga-Team konnte nach einem Rückstand noch so viele Punkte holen wie die Blauen. In den Auswärtsspielen in Münster und Mainz  bekam man beispielsweise erst nach der Halbzeitpause den Gegentreffer zum 0:2, konnte die Partien dennoch zum 3:2 Sieg drehen. Auch von einer nummerischen Unterzahl aufgrund eines Platzverweises ließen sich die Degerlocher nicht verunsichern. So konnte man im Hinspiel gegen Münster trotz Rückstandes in Unterzahl noch einen Punkt mitnehmen und gegen Dresden gar einen 1:3 Rückstand zum zwischenzeitlichen 3:3 aufholen. Etliche Male erzielten die Blauen bei ihren Aufholjagden auch kurz vor Spielende das entscheidende Tor.

Das lief nicht gut

Torhüter

Keeper Korbinian Müller erwies sich als ein eher durchschnittlicher Drittliga-Torhüter und konnte der Mannschaft im Aufstiegskampf nicht entscheidend weiterhelfen. Zwar blieb er zumeist ohne große Patzer, doch vor allem im Aufbauspiel und in der Strafraum-Beherrschung zeigte er immer wieder Schwächen. Selten konnte er- wie beim 2:1 Derby-Sieg gegen den VfB Stuttgart II- sicher geglaubte Gegentore verhindern. Da auch der zweite Torhüter Mark Redl keine echte Alternative darstellte, schaut der Verein sich nun nach Alternativen um.

Torjäger

Wenn kein SVK-Spieler mehr Tore geschossen hat als Verteidiger Marc Stein (7), hat dies schon viel Aussagekraft. Zwar hatten die Blauen während der Saison viele verschiedene Torschützen, doch keiner von ihnen traf mehr als sieben Mal. Dabei war es besonders bitter, dass Mittelstürmer Elia Soriano im Jahr 2015 mit einem Kreuzbandriss ausfiel, denn er war im Angriff nicht zu ersetzen.

Unnötige Auswärtsniederlagen

Während die Konkurrenten aus Bielefeld, Duisburg und Kiel im Saisonendspurt kontinuierlich punkteten, ließen die Kickers unnötig Punkte liegen. Besonders bitter waren hierbei die Auswärtsniederlagen in Osnabrück (1:4) Rostock (0:1) und Cottbus (0:2). In diesen Spielen lieferten die Blauen einen leidenschaftslosen Auftritt ab und konnten sich kaum eine Torchance herausspielen. Dies war einfach zu wenig für eine Mannschaft, die aufsteigen möchte, auch wenn man ihr zugute halten muss, dass sie verletzungsbedingt auf einige wichtige Spieler verzichten musste.

Bester Spieler: Besar Halimi

Der 20-jährige Neuzugang vom VfB Stuttgart II konnte bei den Kickers auf Anhieb überzeugen und sich einen Stammplatz erspielen. Vor allem seine Tempo-Dribblings sind in der Dritten Liga einzigartig und machen es jedem Gegner schwer ihn zu stoppen. Auch seine Übersicht für die Mitspieler ist überragend, deshalb konnte er 13 Tore für seine Mitspieler auflegen. Ob Halimi auch in der kommenden Saison für die Kickers aufläuft, ist jedoch fraglich. 

Schwächster Spieler

An dieser Stelle fällt es schwer, aus einer gut funktionierenden Mannschaft, die eine starke Saison spielte, einen schwächsten Akteur zu benennen. So könnte man jedoch meinen, dass die Ersatzspieler sich zu wenig aufgedrängt haben, da Horst Steffen auch nach Niederlagen oftmals die gleiche Elf auf den Platz schickte. Doch auch vom schnellen Außenstürmer Randy Edwini-Bonsu wurde beispielsweise mehr erwartet. Der kanadische Nationalspieler konnte seine Leistung bei den Blauen trotz fünf Toren in 35 Spielen nur selten auf den Platz bringen, deshalb wurde sein Vertrag auch nicht verlängert.

Saisonhighlight

Die Schwaben lieferten eine starke Saison mit vielen Highlights ab. Doch unvergessen bleibt bei allen SVK-Fans wohl der 2:1 Siegtreffer von Daniel Engelbrecht am 20. Spieltag gegen Wehen-Wiesbaden. Der mit Defibrillator spielende Stürmer der Blauen erzielte in der Nachspielzeit bei seinem ersten Heimspiel nach seinem Comeback den entschiedenen Siegtreffer. Nach einer langen Leidenszeit durfte der 24-Jährige damals endlich wieder ein Tor bejubeln und mit den Fans feiern. Das ganze Stadion fühlte damals mit ihm und Engelbrechts Geschichte begeisterte die Fußball-Welt.

Negatives Saisonhighlight

Neben den drei schwachen Auswärts-Auftritten in Osnabrück, Rostock und Cottbus ist auch die 1:5 Derby-Klatsche gegen den VfB II in der Hinrunde zu nennen. Damals erwischten die Kickers einen rabenschwarzen Tag und es war zu sehen, dass der verletzte Kapitän Enzo Marchese kaum zu ersetzten ist. Im Rückspiel konnten sich die Kickers immerhin revanchieren und gewannen mit 2:1.

Neuzugänge

Mit Korbinian Müller, Hendrik Starostzik und Besar Halimi konnten sich gleich drei Neuzugänge einen Stammplatz bei den Degerlochern erspielen. Während Besar Halimi spielerisch überzeugte, machte der 24-jährige Starostzik, der seine erste Saison im Profi-Fußball absolvierte, durch seine kämpferische Leistung auf sich aufmerksam und verdrängte Nick Fennell aus der Innenverteidigung. Nachwuchskraft Daniel Kaiser konnte mit einem sehenswerten Freistoßtor in Erfurt auf sich aufmerksam machen und soll auch nächste Saison weiter Druck auf die etablierten Spieler ausüben. Man kann also durchaus sagen, dass Sportdirektor Michael Zeyer bei den Neuzugängen, bei denen Besar Halimi heraussticht, ein glückliches Händchen bewiesen hat.

Trainer

Horst Steffen ist mit Michael Zeyer zusammen der Hauptgrund, weshalb die Kickers vergangene Saison so lange um den Aufstieg spielten. Der Erfolgstrainer hat die Mannschaft kontinuierlich weiterentwickelt und das bestmögliche aus ihr herausgeholt. Er lässt offensiven und ansehnlichen Fußball spielen und war deshalb auch schon als Trainer von Zweitligist Fortuna Düsseldorf im Gespräch. Mit seiner besonnen und symphytischen Art ist der gebürtige Krefelder auch im Umfeld der Schwaben sehr beliebt.

Fazit

Die Stuttgarter Kickers hatte vor der Saison- auch aufgrund der geringen Etats- wohl kaum jemand auf der Rechnung. Trotzdem mauserten sich die Schwaben während der Spielzeit zum ernstzunehmenden Aufstiegs-Kandidaten und waren sogar zwischenzeitlich Tabellenführer. Die Grundlage für die erfolgreiche Spielzeit legten sie dabei im Ausweichquartier Reutlingen, wo man keines von elf Heimspielen verlor. Am Ende verfehlten die Degerlocher den Aufstieg dann nur knapp, denn nur zwei Punkte fehlten zum Tabellendritten Holstein Kiel. Trotzdem war es für die Kickers mit Platz vier und den Einzug in den DFB-Pokal eine rundum gelungene Saison, schließlich konnte man sich im Vergleich zum Vorjahr weiter verbessern.

Ausblick

In der nächsten Saison will der SVK den Aufstieg in die zweite Bundesliga perfekt machen. Dafür hat Sportdirektor Michael Zeyer mit Manuel Bihr (1. FC Nürnberg), Edisson Jordanov (Borussia Dortmund II), Erich Berko, Gratas Sirgeda (beide VfB Stuttgart II) und Alessandro Abruscia (TSG Hoffenheim II) schon fünf Neuzugänge bekannt gegeben. Es wird entscheidend sein, ob diese Spieler wie gewünscht einschlagen und ob die Kickers ihr Spielsystem variieren können. Denn vor allem zum Ende der Saison hat man gesehen, dass die Gegner sich immer besser auf das 4-3-3 System der Degerlocher einstellen. Trainer Horst Steffen steht also vor einer großen Aufgabe, doch wenn er diese meistert, ist den Blauen nächste Saison viel zuzutrauen.

 

   
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