Saisonfazit Halle: Wintertransfers der Schlüssel zum Klassenerhalt

Der Hallesche FC schloss seine Premierensaison in der 3. Liga mit 46 Punkten und einem Torverhältnis von 37:50 Toren auf einem höchst respektablen 10. Platz ab und konnte damit schon recht früh für die kommende Saison als Drittligist planen. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison des HFC genauer an.

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Das lief gut:

Die Wintertransfers

Zur Winterpause sah es für die Saalestädter trotz einem überraschend guten Saisonstart ziemlich gefährlich aus, man belegte nach einer Last-Minute-Niederlage in Erfurt den 17. Platz und rangierte damit direkt über den Abstiegsplätzen. Zum Jahreswechsel verkündete Manager Ralph Kühne, dass man sich verstärken müsse und werde und ließ sofort Taten sprechen. Mit Toni Leistner, Kristian Kojola, Daniel Ziebig, Björn Ziegenbein und Timo Furuholm kamen fünf Spieler, die sich allesamt sofort und ohne Anlaufschwierigkeiten in den Kader und teilweise sogar in die erste Mannschaft spielten. Ziebig harmonierte auf der linken Seite großartig mit Eigengewächs Dennis Mast, Kojola und Leistner stabilisierten die wacklige Defensive der Hallenser und Ziegenbein und vor allem Furuholm sorgten für Kreativität bzw. Durchschlagskraft im klammen Angriff des HFC.

Der Erfolgshunger

So schlecht sich die Bilanz zwischenzeitlich beim HFC lesen mochte, so erstarkt kam der Verein aus dieser Schwächeperiode. Es war der Mannschaft von Trainer Sven Köhler jederzeit anzumerken, dass jeder einzelne Spieler so richtig Lust auf Drittligafußball an der Saale hatte. So gelang es lediglich dem VfL Osnabrück, Preußen Münster und Stuttgart II dem HFC alle sechs Punkte in dieser Saison abzuringen, bei allen anderen Vereinen holte der Club mindestens einen Punkt oder gar die volle Punktzahl, wie gegen Aachen und Offenbach.

Der Status

Mit dem Aufstieg 2012 kam eine ungeahnte Euphorie in die Saalestadt, die nicht nur zu einem prall gefüllten ERDGAS-Sportpark führte, sondern auch dazu, dass der HFC die unangefochtene Nummer Eins im Land Sachsen-Anhalt darstellt. Die blau-weiße Bastion Magdeburg, ehemals der größte Club Sachsen-Anhalts, wehrt sich zwar noch strikt dagegen, muss aber so wie alle anderen Vereine einsehen, dass der HFC in der landesregionalen Medienberichterstattung den Vorzug bekommt. Regelmäßige Liveübertragungen des MDR trugen ihr Übriges dazu bei, zudem lieferte sich die Elf aus Halle mit den Konkurrenten aus Chemnitz, Erfurt und Rostock auch regional höchst unterhaltsame Duelle, die in jedem dieser Fälle mindestens einmal mit einem deutlichen Sieg für den HFC endeten.

Das lief nicht gut:

Die Sommertransfers

Anders als bei den Nachverpflichtungen im Winter war von den Spielern, die der Verein in der Sommervorbereitung verpflichtete kein einziger in der Lage sich in der ersten Mannschaft festzuspielen. Einzig Philipp Zeiger und Erich Sautner konnten auf sich aufmerksam machen, wurden ihrerseits aber auch 11mal bzw. 15mal eingewechselt. Von den fünf besten Torschützen der HFC-Saison waren bis auf Timo Furuholm alle vier anderen schon in Halles Aufstiegssaison dabei. Glück für den Verein, dass Spieler wie Dennis Mast, Toni Lindenhahn oder Marco Hartmann den Sprung in die höhere Klasse nicht nur meisterten, sondern von ihm gar gestärkt wurden und dass die Winterneuzugänge so einschlugen. Andersfalls wäre es eine kritische Saison geworden.

Der Sturm

Nur Winterneuzugang Timo Furuholm konnte in 16 Spielen mit 8 Treffern klar überzeugen, dahinter traf kein Spieler konstant. Flügelstürmer Dennis Mast kam zwar auf stattliche 7 Tore, brauchte dafür aber auch 37 Spiele. Ersatzstürmer wie Nils Pichinot und Angelo Hauk blieben völlig blass, Pichinot traf immerhin einmal, Hauk blieb gänzlich ohne Torerfolg. An Kreativität aus dem Mittelfeld mangelte es nicht unbedingt, mit Dribblern wie Toni Lindenhahn oder der Routine des zwischenzeitlich verletzen Kapitäns Maik Wagefeld kamen durchaus gute Impulse aus dem Mittelfeld, allein an der Durchschlagskraft mangelte es enorm.

Die Hinrunde

Zehn Spiele ohne Sieg waren nach einem traumhaften Saisonstart zwischen August und Dezember die Bilanz der Hallenser. Ideenlose und blutleere Vorstellungen gegen Burghausen, Heidenheim oder Stuttgart II ließen sogar kritische Stimmen gegen den eigentlich unantastbaren Trainer Sven Köhler laut werden. Wäre der HFC nicht nach der Winterpause wie der sprichwörtliche Phoenix aus der Asche auferstanden, wäre es womöglich eine schwere Saison geworden.

Bester Spieler: Timo Furuholm

Es ist diskutabel, ob ein Spieler, der nicht einmal eine halbe Saison für seinen Verein absolviert hat als Spieler der Saison gelten kann, die Tatsache, dass Furuholm aber in seinen wenigen Spielen direkt bester Torjäger der Mannschaft wurde und allgemein in einer fiktiven Wahl zum Drittligaspieler der Rückrunde auf Titeljagd gehen würde, spricht Bände. Das Engagement des Finnen in Zahlen: 16 Spiele, alle von Anfang an, 8 Tore, 2 Vorlagen. Ein Doppelpack gegen Hansa Rostock, wo er seine ganze Fähigkeit ausspielte und die bemitleidenswerte Abwehr der Hanseaten allein zerlegte. Und die Gewissheit, dass der HFC nie verlor, wenn Furuholm einnetzte. Die Schattenseite: Eine Weiterverpflichtung scheint nach dem Abstieg Düsseldorfs nahezu ausgeschlossen.

Schwächster Spieler: Angelo Hauk

Der Gegenpol zu Furuholm, 22 Spiele, keines über die volle Distanz, kein einziges Tor, keine einzige Vorlage. Die 3. Liga scheint eine Nummer zu groß zu sein für den Wandervogel aus München, dessen Vertrag dementsprechend auch nicht verlängert wird.

Saisonhighlight: Der Saisonauftakt

Vier Spiele, acht Punkte, Platz 4 in der Tabelle. Viele Hallenser, die nach dem Aufstieg des HFC noch skeptisch waren, trauten ihren Augen nicht, wie der vermeintliche Abstiegskandidat gegen Teams wie Offenbach, Karlsruhe und Erfurt aufspielte. Zwar kam danach ein langer und tiefer Fall, aber die Euphorie aus der Aufstiegssaison erlosch nach diesem Auftakt über die gesamte Saison nicht mehr .

Negatives Saisonhighlight: Der Landespokal

Neben der sieglosen Serie in der Hinrunde fällt vor allem die Bilanz im Landespokal negativ auf. Mit der Niederlage im Halbfinale gegen Halberstadt gelang es den Saalestädtern nicht, sich für den DFB-Pokal zu qualifizieren, was wertvolle Einnahmen verstreichen ließ und die ansonsten großartige Saison etwas trübte. So tritt der ewige Konkurrent aus Magdeburg in der kommenden Saison anstatt des HFC an, eine Schmach, die man sich gerne erspart hätte.

Transfers

Wie bereits erwähnt gestalteten sich die Transfers als eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“.  Während die Sommertransfers nahezu allesamt enttäuschten, war jeder einzelne der fünf Wintertransfers eine sichtbare Verstärkung des Kaders. Leider waren bis auf Kristian Kojola und Björn Ziegenbein alle Winterneuzugänge Leihspieler. Zwar ist es nicht unmöglich, dass vor allem Daniel Ziebig fest zum HFC wechseln wird, aber vor allem einen Spieler wie Timo Furuholm wird man ungern ziehen lassen.

Bewertung des Trainers

Sven Köhler ist eine Institution in Halle. Seit nun mehr sechs Jahren führt er die Mannschaft und besitzt mit seiner bescheidenen und trotzdem fachkundlichen Art einen starken Rückhalt im Verein, was deutlich wurde, als der HFC durch eine Krisenperiode vor der Winterpause ging und man trotzdem an Sven Köhler festhielt. Köhler und der HFC, das passt. Ihm gelang es, Spieler wie Dennis Mast oder Toni Lindenhahn weiter zu entwickeln, sodass Mast beispielweise in der kommenden Saison beim Aufsteiger aus Karlsruhe den nächsten Schritt gehen kann.

Fazit

Es war eine lehrreiche und dabei trotzdem ansehnliche Saison für den Aufsteiger aus der Saalestadt. Über den gesamten Zeitraum hat man das bestmögliche aus der Mannschaft rausgeholt und sich, abgesehen vom 0:5 in Saarbrücken, niemals über oder unter Wert verkauft. Fehler wurden erkannt und meist schnellstmöglich ausgemerzt.

Ausblick auf die kommende Saison

Der Werdegang des HFC gehört zu den interessantesten der 3. Liga. Nach einer soliden Premierensaison mit einer bärenstarken Rückrunde wird man nun sehen, wie der Verein die Abgänge der wichtigen Leihspieler, sowie an allererster Stelle den Abgang von Vereinslegende Darko Horvat übersteht. Horvat zeigte sich zwar in der 3. Liga nicht mehr so unschlagbar wie in der Regionalliga, war aber allein menschlich unverzichtbar für die Mannschaft. Seine Nachfolge sollen Dominik Kisiel (BAK 07) und Pierre Kleinheider (FSV Frankfurt) ausfechten, Kisiel wirkt dabei in seinen Ansätzen am ehesten wie ein würdiger Horvat-Ersatz. Doch auch die Baustelle Angriff wird mit dem Furuholm-Abgang neu aufgerissen, der Wechsel von Dennis Mast zum KSC macht die Aufgaben für Manager Kühne und Trainer Köhler nicht leichter. Alles hängt vom Transferverhalten des HFC ab, eine Tendenz ist in der kommenden Saison noch nicht abzusehen, nur der Aufstieg steht wohl außer Frage.

FOTO: Flohre Fotografie

   
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