Saisonfazit Fortuna Köln: Klassenerhalt – mehr nicht

Der Fortuna gelingt zum dritten Mal in Folge der Klassenerhalt, trotzdem war es für die Kölner eine Saison, die zahlreiche Probleme offenbarte. Unter anderem verteidigte die Mannschaft den Titel als "Schießbude der Liga". Die Folge ist nun ein bevorstehender Umbruch in der Sommerpause. liga3-online.de zieht für die Fortuna ein Saisonfazit, beleuchtet Stärken und Schwächen und wagt eine Prognose für das kommende Jahr.

Das lief gut

Die Hinrunde – Die Fortuna startete optimal in die neue Saison und feierte nach dem zweiten Spieltag die erste Drittliga-Tabellenführung der Vereinshistorie. Den Schwung aus den ersten Wochen nahm die Mannschaft bis zur Winterpause mit. Das erste Halbjahr schloss die Fortuna auf Rang zehn ab und verbuchte mit 28 Zählern einen vereinseigenen Punkterekord. Auch der Start in die Rückrunde war vielversprechend. Noch am 20. Spieltag hatte man lediglich vier Punkte Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz. Es gab nicht wenige Anhänger, die bereits im Frühjahr von einem möglichen Zweitliga-Aufstieg träumten. Am Ende der Saison zeigten sich viele Fans allerdings erleichtert, als der frühzeitige Klassenerhalt gelang – zum dritten Mal in Folge. Dass die Fortuna über die gesamten 38. Spieltage nie auf einem Abstiegsplatz stand, ist eine zusätzliche positive Randnotiz.

Personell konnten neben Toptorjäger Hamdi Dahmani nur wenige Spieler über einen längeren Zeitraum einen positiven Eindruck hinterlassen. Christopher Theisen spielte sich im letzten Halbjahr in den Vordergrund. Der 23-Jährige wurde im vergangen Sommer beinahe schon aussortiert. Monatelang kämpfte sich der ehemalige Nürnberger über Sondertraining zurück in den Kader und schließlich in die Stammformation – Theisen ist die Entdeckung der Saison.

Aus rein wirtschaftlicher Sicht muss erwähnt werden, dass die Fortuna, im Vergleich zu anderen zahlreichen Drittligisten, in Lizenzierungsfragen keine negativen Schlagzeilen produziert. In diesem Bereich arbeitet der Verein seit vielen Jahren seriös und stets im Rahmen des selbstgesteckten Saisonbudgets, sodass keine lizenzgefährdenden Konstellationen entstehen.

Das lief schlecht

Der Klassenerhalt war lediglich das sportliche Minimalziel der Kölner. Die von Trainer Uwe Koschinat angestrebten 50 Punkte sowie der Sieg im Mittelrheinpokal wurden derweil verpasst. Vor allem die Niederlage im Landespokalfinale gegen den Regionalligisten Bonner SC steht symbolisch für die sportlich schwache Saison. Viele Anhänger sind immer noch enttäuscht darüber, wie leichtfertig die Mannschaft die Qualifikation für den DFB-Pokal und die damit verbundenen Mehreinnahmen gegen einen unterklassigen Gegner herschenkte.

In dieser Saison ist die Liste der negativen Punkte deutlich länger als in den vergangenen Jahren. Mit 59 Gegentoren stellte die Fortuna in der abgelaufenen Saison die Schießbude der Liga – mal wieder! Die Kölner verteidigten ihren Titel aus dem Vorjahr, zumindest die Anzahl der Gegentore war im Vergleich zum letzten Jahr (69) leicht rückgängig. Auch die Anzahl der geschossenen Tore ist deprimierend. Die Fortuna erzielte lediglich 37 Treffer. Mit Bremens U23, dem Halleschen FC und Rot-Weiß Erfurt haben nur drei Vereine im ligaweiten Vergleich weniger Tore erzielt.

Auch Moral und Mentalität waren in dieser Saison wieder vieldiskutierte Themen. Wie in den letzten Jahren auch, hatte die Fortuna erneut große Probleme mit Rückständen umzugehen. Nicht selten fiel die Mannschaft nach einem Gegentor in sich zusammen und kassierte teils heftige Niederlagen. Insgesamt verlor die Fortuna neun Spiele mit drei oder mehr Gegentoren. Ein Sieg nach einem Rückstand wollte der Mannschaft über 38. Spieltage hinweg nicht gelingen.

Ein Grund warum die sportlichen Zahlen in dieser Saison so negativ ausfallen, ist auch die exorbitant hohe Zahl an Langzeitverletzten. Insgesamt musste die Fortuna vier schwere Knieverletzungen verkraften. Eigentlich sollten in dieser Saison Maik Kegel und Kristoffer Andersen das Herzstück der Fortuna bilden. Gemeinsam standen beide Mittelfeldspieler aber aufgrund von Verletzungen nur in drei von möglichen 38 Spielen auf dem Platz. Die Saison von Kegel war bereits nach dem siebten Spieltag beendet (Kreuzbandriss). Kristoffer Andersen, von dem das Spiel der Fortuna immer noch extrem abhängig ist, kam auf lediglich zwölf Einsätze über 90 Minuten.

Bewertung der Neuzugänge

Die Fortuna verstärkte sich vor der Saison lediglich punktuell. Große Hoffnungen lagen dabei auf Königstransfer Maik Kegel, der diese an den ersten Spieltagen auch bestätigte. Durch seine Erfahrung und Souveränität hatte der ehemalige Kieler von Anfang an einen großen Einfluss auf die Mannschaft und gab der Fortuna merklich Stabilität und Sicherheit. Seinen Ausfall konnte die Mannschaft über die gesamte restliche Saison hinweg nicht kompensieren. In der Offensive blieben Selcuk Alibaz (zwei Tore) und Marc Brasnic (ein Tor) hinter den Erwartungen – auch die Nachwuchsspieler Serhat Koruk und Jannik Stoffels waren keine Verstärkung für die Mannschaft. Mit Maurice Exslager verpflichtete der Verein im Winter einen Hochkaräter für das Sturmzentrum, allerdings riss sich der 26-Jährige bereits in seinem zweiten Einsatz für die Fortuna das Kreuzband und kann deshalb nicht bewertet werden.

Der beste Spieler

Hamdi Dahmani – Wo stünde die Fortuna nach dieser Saison ohne ihren Publikumsliebling? Der Kölsch-Tunesier stand in jedem Ligaspiel auf dem Platz, erzielte 13 Treffer selbst und war insgesamt an über 50 Prozent aller Fortuna-Tore direkt beteiligt. Sogar die Torjägerkanone war für ihn in dieser Saison lange Zeit in greifbarer Nähe. Der 29-Jährige spielte die beste Saison seiner Karriere, ausgerechnet auf der für ihn eher ungewohnten Position im Sturmzentrum. Im Laufe der Saison flatterten viele Vertragsangebote höherklassiger Vereine ins Haus, ein Wechsel galt auch lange als wahrscheinlich. Letztendlich entschied sich Dahmani aber dafür bei der Fortuna zu bleiben. Nach dem Abgang von Daniel Flottmann ist er nun einer der Kandidaten für die Kapitänsnachfolge. Koschinat betonte bereits, dass Dahmani ein Schlüsselspieler im Rahmen der Neuausrichtung sei.

Enttäuschung der Saison

Johannes Rahn – Eigentlich sollte der 31-Jährige wieder an die Leistungen seiner ersten Spielzeit bei der Fortuna anknüpfen (elf Tore) und die Offensiv-Abgänge Julius Biada und Marco Königs ein stückweit abfedern. „Dass wir in der kommenden Saison in ganz hohem Maße von einer Leistungssteigerung von Johannes Rahn abhängig sind, ist kein Geheimnis“, sagte der Koschinat noch im Juli beim Magazin "Köln.Sport". Das Rätsel um Rahn und dessen Formtief hielt aber auch in diesem Jahr weiter an. Der ehemalige Bielefelder blieb in der gesamten Saison ohne eigenen Treffer und verbuchte lediglich drei Torvorlagen. Trauriger Höhepunkt einer für Rahn erneut verkorksten Spielzeit war das Pokalfinale gegen den Bonner SC. Beim Stand von 0:1 hatte Koschinat scheinbar keine Verwendung für den Stürmer und wechselte stattdessen mit Kai Burger einen Angreifer aus der 2. Mannschaft ein.

Fazit

Mit einem Sieg im Pokalfinale gegen den Bonner SC hätte die Fortuna die Saison noch versöhnlich abschließen können. Nach der verdienten Niederlage gegen den Regionalligisten muss man aber bei den Kölnern von einer enttäuschenden Spielzeit sprechen. Der Super-GAU (Abstieg) wurde zwar aus eigener Kraft abgewendet, den letzten Eindruck eines uninspirierten Final-Auftritts nehmen die teils frustrierten Fans aber mit in die Sommerpause. Den Vereins-Verantwortlichen wurden in diesem Jahr die Augen geöffnet. Die schlechten Ergebnisse und die teils fragwürdigen Auftritte in der Rückrunde sind der Anstoß zu einem größeren Umbruch in der anstehenden Sommerpause. Die Ära der Südstadtlegenden ist vorbei, der Kader wird sich im Hinblick auf die kommende Spielzeit radikal verändern. Um sich sportlich weiterzuentwickeln und höhere Ziele anzustreben ist diese Maßnahme auch zwingend Notwendig.

Prognose

Fest steht, dass die Fortuna zu Beginn der kommenden Saison eine Wundertüte sein wird. Die über Jahre bestehenden Automatismen müssen aufgrund des Umbruchs in der Sommerpause neu entwickelt werden. Auf Trainer Uwe Koschinat wartet viel Arbeit, der 45-Jährige wird die Mannschaft neu ausrichten. Dabei muss Koschinat nicht nur viele Neuzugänge in die Mannschaft integrieren, sondern auch einen neuen Stamm an Führungsspielern ernennen und fördern. Auch ein neuer Kapitän muss bestimmt werden. Entscheidend wird sein, wie schnell die Gruppe zusammenwächst. Der Umbruch bietet dem Verein die Chance sich sportlich höheren Zielen zu widmen, ist gleichzeitig aber auch ein Risiko.

 

   
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