Saisonfazit F.C. Hansa Rostock: Eine Saison zum Vergessen

Nach der schlechtesten Saison der Vereinsgeschichte im vergangenen Jahr wollte man beim F.C. Hansa Rostock in dieser Spielzeit neu beginnen. Vieles sollte besser werden. Mit attraktivem Fußball und begeisternden Spielen wollte man die Fans ins Stadion locken. Spiele sollten gewonnen werden. Es kam, wie es (wie leider so oft bei Hansa) kommen musste: der Neuanfang versandete und die Hoffnungen der zahlreichen Anhänger auf Besserung wurden im Keime erstickt. Die Kogge beendete ihre zweite Drittligasaison in Folge mit 49 Punkten und einem Torverhältnis von 45:55 auf dem 13. Tabellenplatz. Eine enttäuschende Bilanz nach den Ankündigungen und Versprechen zu Saisonbeginn. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison des F.C. Hansa Rostock genauer an.

Das lief gut

Positiv hervorzuheben waren Beginn und Ende der Hinrunde. Als Tabellenvierter ging man im Dezember in die Winterpause und schürte bei den Fans berechtigte Hoffnungen  auf einen eventuellen Relegationsplatz. Ein weiterer nennenswerter Punkt war die Auswärtsstärke der Hanseaten. Mit 28 Punkten aus 19 Partien fanden sie sich hinter den Aufsteigern Heidenheim, Leipzig und Darmstadt auf Platz vier wieder. Regelrecht befreit spielte die neu zusammengewürfelte Mannschaft in der Ferne auf: Konter ließen sich einfacher fahren, da meist dem Gegner das Feld überlassen wurde. Ein weiterer Positiv-Aspekt – jedoch aus wirtschaftlicher Sicht – war die neu ins Leben gerufene Kampagne „Du bist Hansa“. Innerhalb weniger Monate steckte man möglichst viele Menschen mit dem weiß-blauen Lebensgefühl an und die Hansa-Familie wuchs um zahlreiche neue Mitglieder.

Das lief nicht gut

War man in der Hinrunde noch Tabellenvierter, holte man in der Rückrunde aus 19 Spielen nur magere 18 Punkte und belegte damit den 17. Tabellenplatz. Die desaströse Heimschwäche in 2014 spielte dabei auch eine nicht unerhebliche Rolle. Keinen Heimsieg konnten die Hanseaten im neuen Jahr verbuchen. Drei Punkte holte man im eigenen Stadion aus neun Partien; sechs Spiele gingen verloren. Damit ist Hansa auch über die gesamte Saison betrachtet das schlechteste Heimteam der Liga (20 Punkte). Ebenso trauriger Negativrekord war die Elfmeterbilanz der Kogge. Mit 20 verursachten Elfmetern belegte man am Ende den unrühmlichen ersten Platz.

Bester Spieler

Im Vergleich zur Vorsaison waren die Hanseaten qualitativ sicher besser besetzt. Hervorzuheben ist hier vor allem Mittelfeldspieler David Blacha, der in seiner ersten Saison bei Hansa gleich zehn Tore erzielte. Er entwickelte sich sehr schnell zum Stammspieler, der laufstark, quirlig und immer anspielbar war. Außerdem war er Hansas Siegesgarant: neun von zehn Spielen konnten durch seine Treffer siegreich gestaltet werden. Zudem erwiesen sich Alexandre Mendy und Denis Danso Weidlich als starke Allrounder in der Defensive und im Mittelfeld. Während Tommy Gruppe sich bis zu seiner Verletzung zum Leistungsträger mauserte, waren ebenso die guten Auftritte der Youngsters Max Christiansen (17 Jahre) und Robin Krauße (20 Jahre) zum Saisonende erwähnenswert, die beide in der Rückrunde ihr Debüt bei den Profis gaben.

Schwächster Spieler

Einen einzelnen Spieler für die verkorkste Saison verantwortlich zu machen, wäre sicherlich nicht zielführend. Die Hanseaten offenbarten auf fast jeder Position Schwächen. Am ehesten hinter den Erwartungen blieb sicherlich Mustafa Kucukovic zurück. Obwohl der 1,93 Meter große Stürmer oft seine Chance durch Einwechslungen erhielt, blieb die dadurch erhoffte Torgefahr aus: in 21 Einsätzen kam er lediglich auf 600 Spielminuten und erzielte dabei zwei Treffer, die zumindest für zwei Punktgewinne reichten.

Saisonhighlight

Vermutlich das denkwürdigste Spiel der Saison erlebte man in der Hinrunde beim Auswärtssieg in Leipzig. Vor über 6.000 mitgereisten Hansafans verpasste man dem klaren Favoriten aus Sachsen nach 591 Tagen ohne Niederlage im eigenen Stadion eine 1:2-Niederlage. Die Hanseaten indes feierten in der Ferne einen Sieg des Kampfes und des Teamgeistes und machten das Spiel in Leipzig stimmungstechnisch zum Heimspiel.

Negatives Saisonhighlight

Zum Rückspiel am 36. Spieltag trafen die Hanseaten im heimischen Stadion abermals auf die Leipziger. Sportlich verloren die Rostocker die Partie mit 0:1. Wieder einmal entschied ein Elfmeter über Sieg oder Niederlage und brachte in diesem Fall die Rostocker auf die Verliererstrecke. Hängen blieben jedoch die Geschehnisse am Rande. Während in der zweiten Hälfte Hansa sich gegen die Niederlage zu stemmen versuchte, geschah auf den Rängen der Südtribüne das immer noch Unfassbare. Ein geringer Teil der Rostocker „Südgänger“ versuchte den Gästeblock zu stürmen, prügelte sich mit Ordnungskräften und Polizei, randalierte und zerlegte das eigene Wohnzimmer Ostseestadion. Ein erneuter trauriger Tiefpunkt in der Fankultur und ein Schlag ins Gesicht für 99 Prozent der Hansafans.
Eine weitere total unnötige und blamable Niederlage war die gegen den Fünftligisten aus Neubrandenburg im Landespokal-Halbfinale und die damit verfehlte Qualifikation für den DFB-Pokal.

Bewertung der Transfers

Versuch macht klug: in der Winterpause der Vorsaison noch mit mehreren Leihspielern gescheitert, verpflichtete Sportchef Uwe Vester im Sommer 2013 gleich neun Neuzugänge (Blacha, Jakobs, Pekovic, Radjanali-Fardi, Ruprecht, Savran, Schünemann, Weidlich) von denen einzig Sascha Schünemann Anlaufschwierigkeiten offenbarte. Lediglich den jungen Griechen Nikolaos Ioannidis holte man auf Leihbasis von Olympiakos Piräus.

Bewertung des Trainers und seiner Vorgänger

Als absoluter 1A-Kandidat übernahm Andreas Bergmann im Sommer 2013 das Ruder der Kogge. Zuvor war der Vertrag von Marc Fascher nicht verlängert worden. Eine gierige und hungrige Mannschaft wollte er aufbauen und zudem seine Erfahrung sowohl aus dem Profi- als auch Nachwuchsbereich mit einbringen. Wieder einmal hielt die Amtszeit eines Chefcoaches bei den Rostockern keine komplette Saison. Nachdem Bergmann gut in die Spielzeit startete, im Oktober zwischenzeitlich zur Disposition stand und durch zwei Siege in Folge und Platz vier zur Winterpause seinen Platz auf der Bank der Hanseaten wieder festigte, wurde er Anfang April nach der Pleitenserie und dem blamablen Halbfinal-Aus im Landespokal gegen Neubrandenburg entlassen. Interimscoach Robert Roelofsen übernahm fortan das Steuerrad. Vergebens! Aus zwei Spielen holte er null Punkte. Vier Spiele vor Saisonende bekam der Kölner Dirk Lottner die Chance, die Saison der Hanseaten halbwegs versöhnlich ausklingen zu lassen. In vier Spielen holte er immerhin fünf Punkte.

Fazit

Insgesamt mal wieder eine typisch hanseatische Saison – ein paar schöne Auswärtssiege genauso wie Heimpleiten zum Abgewöhnen. Der Tabellenrang im Winter weckte bei vielen Fans Begehrlichkeiten und Sehnsüchte auf die 2. Bundesliga. Spielerisch indes ließ Hansa diese Wünsche offen und vergraulte viele Optimisten aus dem Stadion. Ebenso zogen sich die vermehrten Fehlverhalten der Anhängerschar wie ein roter Faden durch die Saison – Geldstrafen und Sanktionen des DFB und des Vereins inbegriffen. Ein Problem dem Hansa irgendwann einmal Herr werden muss… Trotz dieser negativen Begleiterscheinungen blieb ein positiver Aspekt hängen: die Bemühungen des Vorstandsvorsitzenden Michael Dahlmann um die finanzielle Konsolidierung.

Ausblick auf die kommende Saison

Ab der kommenden Saison übernimmt ein alter Bekannter den Trainerposten bei den Hanseaten: Peter Vollmann, der im Gegensatz zu seinem letzten Amtsantritt an der Küste nun mehr als zwei Wochen Zeit hat, sein Team zusammenzustellen. Fakt ist: auf ihn wartet jede Menge Arbeit, um die Kogge wieder auf Kurs zu bringen. Sportliche Schlagzeilen und etwas mehr Kontinuität sollten wieder den weiß-blauen Fußballalltag bestimmen. Hansa muss endlich wieder Spaß machen und die Fans begeistern – diese verzeihen dann auch Fehler. Eben jene Fans müssen sich auch wieder auf das Wesentliche konzentrieren, denn „Wichtig ist auf dem Platz!“ und nicht drumherum.

FOTO: Sebastian Ahrens / rostock-fotos.de

   

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