Rot-Weiß Erfurt: Unruhe tut dem Verein nicht gut

In den letzten Tagen erhielt die zuvor ungewohnt ruhig verlaufende Saison von Rot-Weiß Erfurt den ersten wirklichen Zündstoff: Die überraschende, aber völlig verdiente Niederlage gegen den bis dato Tabellenletzten Fortuna Köln warf viele Fragen auf. Speziell Christian Preußer steht als Trainer nun traditionell im Kreuzfeuer der Kritik – ein Kommentar.

Viele Fans sprachen im Anschluss an die Partie zum ersten Mal offen über eine Beurlaubung des Trainers. Eine sinnvolle Maßnahme? Es sind 13 Spieltage absolviert, und Erfurt befindet sich auf dem 14. Platz. Mit den Stuttgarter Kickers, dem SV Wehen Wiesbaden, Hansa Rostock und Holstein Kiel befinden sich gleich vier Teams im unmittelbaren Umkreis, die mit teils deutlich höheren Erwartungen in die neue Saison gestartet waren und ebenfalls (noch) zu kämpfen haben. Auch diese Vereine haben ihren Trainer bisher nicht ausgetauscht, Personalien wie Karsten Neitzel, Karsten Baumann oder Horst Steffen bekommen zumeist das Vertrauen von der Fanseite. Einzig Christian Preußer, der das Zepter am Steigerwald inmitten der großen Krise im Frühjahr 2015 übernahm, muss sich nun der Kritik erwehren. Nach einer Niederlage, wohlgemerkt. Zuvor hatte RWE aus vier Spielen stolze sieben Punkte ergattert, unter anderem dem FSV Mainz 05 II die erste und bisher einzige Niederlage zugefügt.

RWE erwarten enge Spiele vor dem Winter

Fakt ist: Mit der Rückendeckung von der Vorstandsseite kann Preußer den kommenden Wochen zumindest ein wenig gelassener entgegensehen. Bis zur Winterpause sind jedoch noch acht Partien zu absolvieren, und tatsächlich geht es in jeder Begegnung gegen ein Team aus dem direkten Umfeld. Ob Aalen oder das anstehende Auswärtsspiel in Osnabrück, oder Rostock, Kiel und Cottbus – der Großteil dieser Spiele wird im Normalfall auf Augenhöhe verlaufen. Minimale Unterschiede in Sachen Einstellung und Taktik geben den Ausschlag, ob RW Erfurt einen ruhigen oder hektischen Winter verbringen wird – und ob Christian Preußer weiterhin im Amt bleibt. Kann er den jungen Spielern, die zu allem Überfluss zumindest in den kommenden Partien ohne Leitwolf Carsten Kammlott auskommen müssen, die richtigen Worte entgegenbringen? Dann werden sich auch auf Fanseite die Wogen schnell glätten.

Kein wirklicher Schwachpunkt in der Mannschaft

Der junge und sachliche Trainer, er täte den Rot-Weißen nach der unglaublich hektischen letzten Spielzeit eigentlich mehr als gut. Schafft er es nicht, den Verein zurück in ruhiges Fahrwasser zu bringen, wird sein Stuhl wohl oder übel immer heftiger schwanken. Ob an den nicht zufriedenstellenden Ergebnissen jedoch letztendlich Preußer allein oder die Qualität der gesamten Mannschaft die Schuld besitzt, ist weiterhin ungeklärt. Entscheidungen wie der überraschende Torwartwechsel wirkten sich bisher nicht nachweislich negativ auf den Erfolg der Mannschaft aus. Mit 15 Toren und 15 Gegentoren kann auch in Defensive und Angriff nicht unbedingt der Rotstift angesetzt werden. Alles befindet sich im durchschnittlichen Bereich – und würde RWE am Ende der Spielzeit ohne Abstiegssorgen bleiben und einen Mittelfeldrang belegen, könnte dies als Erfolg verbucht werden. Im Sinne des Vereins bleibt zu hoffen, dass eine sachliche, zufriedenstellende und erfolgreiche Lösung für alle Seiten gefunden wird und die Emotionen nicht derart überkochen wie zum Ende der abgelaufenen Spielzeit.

   
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