Rot-Weiß Erfurt: Charakter des Teams muss hinterfragt werden

Tiefer hätten die Köpfe bei den Spielern des FC Rot-Weiß Erfurt nach der blamablen Vorstellung beim Chemnitzer FC nicht hängen können. Über 90 Minuten wurden die Thüringer vorgeführt und hatten letztlich Glück, nicht noch höher verloren zu haben. Die beste Chance für die Sachsen, das Ost-Derby noch höher zu gewinnen hatte Tino Semmer, dessen Strafstoß RWE-Keeper Philipp Klewin entschärfen konnte. Der 20-jährige Schlussmann war der einzige Erfurter mit Normalform und musste des Öfteren rettend eingreifen.

Routiniers enttäuschten auf ganzer Linie

Der unglücklichste Spieler des Tages war ohne Zweifel Saheed Mustapha. Der 19-Jährige sprang für den verletzten André Laurito in der Innenverteidigung ein. Seine Rückkehr nach Chemnitz, von wo aus er sich im vergangenen Sommer RWE anschloss, verlief alles andere als nach Plan. Nach 70 Minuten war sein Arbeitstag beendet, nachdem er Marcel Hofrath als letzten Mann im Strafraum zu Fall gebracht hatte. Seine Rückkehr nach Sachsen beschrieb er liga3-online.de gegenüber mit einem Wort: "Scheiße". "Ich wollte das Gegentor verhindern, da kann ich nicht einfach wegbleiben", schilderte er die Situation nach dem Abpfiff. Was an diesem aus Erfurter Sicht katastrophalen Sonntag auffiel, war, dass die beiden Führungsspieler Nils Pfingsten-Reddig und Marco Engelhardt die Schwachstellen des Teams darstellten. Dabei sind gerade die Routiniers gefordert, die Mannschaft an schlechten Tagen zu unterstützen. Dem Kapitän unterliefen im Mittelfeld im Minutentakt Fehler, der ehemalige Nationalspieler Engelhardt stand als Linksverteidiger vor allem in Durchgang zwei komplett neben sich. Sämtliche Angriffe des Chemnitzer FC liefen über seine Seite. Da verwunderte es, als er dem 19-jährigen Drittliga-Debütanten Mustapha aufmunternd auf die Schulter klopfte – eigentlich hätte dies mehrfach anders herum geschehen müssen.

Bei Negativphasen hält niemand den Kopf hin

Auch wenn die Rot-Weißen aufgrund von Verletzungen (Tunjic, Laurito) und Sperren (Odak, Czichos, Möhwald) nicht in Bestbesetzung auflaufen konnten, muss die Einstellung des Teams hinterfragt werden. Läuft es gut, kann man von den Lobeshymnen nicht genug bekommen, bei Negativphasen hält niemand den Kopf hin oder versucht, das Zepter an sich zu reißen. Lediglich Stürmer Carsten Kammlott machte den Anschein, sich nicht aufgeben zu wollen, war jedoch aufgrund von nicht vorhandenen Zuspielen völlig allein gelassen. Umso bizarrer ist es, dass gerade er sich immer wieder Beschimpfungen von RWE-Fans anhören muss. Dabei scheint nur der 24-Jährige einer dieser Charakterspieler zu sein, die eigentlich nach der schlimmen Vorsaison und der Niederlage im Landespokal gegen einen Sechstligisten im Sommer verpflichtet werden sollten.

Am Donnerstag empfangen die Blumenstädter die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund. Die gesperrten Spieler werden dann wieder zur Verfügung stehen. Möchte man sich auch der letzten Abstiegsängste entledigen (Tabellenplatz 18 ist sechs Punkte entfernt) muss sich die Mannschaft steigern und einen Sieg einfahren. Am Ostermontag steht das Halbfinale des Landespokals gegen den Fünftligisten Dachwig/Döllstädt an. Wichtige fünf Tage, die Aufschlüsse über weitere Personalentscheidungen (der Trainer soll nicht ausgenommen werden) bringen werden. Neun Verträge laufen aus. Gerade auf den Kapitän, der die Leistung beim CFC als "desaströs" bezeichnete, werden die Augen gerichtet sein. Eine Bewerbung gab er zuletzt nicht ab.

FOTO: Marcel Junghanns / Klettermaxe Photographie / Fototifosi

   

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