Röttger: "Umgang mit uns Spielern nicht akzeptabel"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Großaspachs Leistungsträger Timo Röttger über die Corona-Krise aus Sicht eines Spielers, den möglichen Re-Start der 3. Liga und damit einhergehende Gesundheitssorgen.

Röttger für Videokonferenzen mit Kapitänen

liga3-online.de: Die Corona-Krise birgt für Verbände und Vereine Herausforderungen und verursacht Konflikte. Wie bewerten Sie als Spieler die Lage: Sollte die Saison abgebrochen oder fortgesetzt werden, Herr Röttger?

Timo Röttger: Ich würde es grundsätzlich natürlich bevorzugen, die Saison zu Ende zu spielen. Aber ich frage mich: Wie soll das bis Ende Juni funktionieren? Wir haben hier in Baden-Württemberg fast 60 Tage nicht trainieren dürfen und sind nicht einmal ansatzweise in einem optimalen, fußballspezifischen Fitnesszustand. Es ist sicher eine schwierige Zeit für uns alle und es ist beinahe unmöglich, Lösungen zu finden, die jeden zufriedenstellen. Ich hätte mir aber gewünscht – und da spreche ich bestimmt für viele andere Profifußballer mit -, dass man uns Spieler von Seiten des Verbands mehr mit einbezieht.

Inwiefern?

Man hätte das Thema anders angehen und Spieler aller Drittliga-Vereine fragen können, wie wir die Lage einschätzen und was wir wollen. Videokonferenzen mit allen Drittliga-Kapitänen wären eine Möglichkeit gewesen. Schließlich sind wir die Personen, die auf dem Platz stehen und das Gesundheitsrisiko tragen. So, wie es nun gelaufen ist, muss festgehalten werden, dass die Spieler leider auf der Strecke bleiben.

Dass die Spieler für einen schnellen Re-Start nicht fit genug sind, monieren viele Klubs.

Und das völlig zurecht. Jedem sollte eigentlich klar sein, dass ein kurzfristiger Re-Start unverantwortlich wäre. Dafür war die Pause zu lang. Jeder Spieler hat sich in den letzten Monaten nur zuhause fitgehalten. Das reicht vielleicht für eine gewisse Grundfitness, ist aber nicht vergleichbar mit dem Teamtraining. Hier muss ich Zwickau-Spieler Davy Frick beipflichten, der bereits gesagt hat, dass die Gesundheit von uns Spielern leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird. Die Verletzungsgefahr ist deutlich höher – und dann sollen wir auch noch elf Spiele in fünf Wochen absolvieren. Das geht nicht.

Sie selbst sind noch verletzt, befinden sich in der Reha und waren deshalb beim Einstieg in das Kleingruppentraining nicht dabei. Was sagen Ihre Mitspieler zur Trainingsintensität?

Erst einmal sind sie froh, dass sie wieder am Ball sind. Dennoch ist das Kleingruppentraining natürlich nicht vergleichbar mit richtigen Mannschaftseinheiten. Dass es zuletzt hinsichtlich der Corona-Vorsichtsmaßnahmen nicht anders ging, ist mir bewusst. Aber man kann dann nicht von uns verlangen, schon in ein oder zwei Wochen wieder Pflichtspiele zu bestreiten.

 

"Kein fairer Wettbewerb"

Kritik gibt es auch aufgrund der unterschiedlichen Regelungen in den Bundesländern. Während sich andere Klubs seit längerem im Kleingruppentraining befinden, durfte beispielsweise Großaspach erst letzte Woche starten. Was halten Sie davon?

Das ist Wettbewerbsverzerrung, auf die die Vereine keinen Einfluss haben. Wir können nicht mehr von einem fairen Wettbewerb sprechen, wenn Team A einige Wochen mehr Vorbereitungszeit hatte als Team B, das noch nicht auf den Trainingsplatz durfte.

Sollte es nach dem bereits erfolgten Re-Start in den beiden Bundesligen auch in der 3. Liga bald wieder losgehen: Machen Sie sich als Spieler dann Sorgen um Ihre Gesundheit?

Sicherlich macht man sich Gedanken über eine eventuelle Corona-Ansteckung und mögliche Folgen davon. Vor allem ältere Familienmitglieder aus der Risikogruppe möchte man – unabhängig vom Spielbetrieb – schützen. Aber es geht ja nicht nur um Corona. Wie gesagt ist auch das erhöhte Verletzungsrisiko nicht zu unterschätzen. Besonders bei älteren Spielern wie mir können schwere Verletzungen das Karriereende bedeuten. Aus diesen Gründen haben uns die Vereinsverantwortlichen der SG auch freigestellt, am Spielbetrieb teilzunehmen – alle Spieler wollen aber dem Verein etwas zurückgeben und werden spielen. Ich möchte es aber noch einmal betonen: Der aktuelle Umgang mit uns Spielern von Seiten des Verbands ist nicht akzeptabel. Um der Diskussion um eine Fortsetzung des Spielbetriebes auch einmal einen übergreifenden Rahmen zu geben: Ich finde, dass sie erneut grundsätzliche Probleme aufzeigt, die es seit Jahren in der 3. Liga gibt.

Wie meinen Sie das?

Es muss besser miteinander kommuniziert werden, um gemeinsam auf einen Nenner zu kommen. Ein weiteres Beispiel: Schon seit Ewigkeiten wird die Regelung des Aufstiegs aus den Regionalligen in die 3. Liga diskutiert. Keiner weiß, woran er ist und es werden Not- und Übergangslösungen präsentiert, die auf viel Kritik stoßen. Vielleicht ist die aktuelle Lage eine Chance, langfristige Konzepte für eine bessere Zukunft der 3. Liga zu erstellen.

   

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