Remis-König: VfR Aalen beweist große Moral

Und wieder ein Unentschieden! Der VfR Aalen darf sich zumindest in dieser Spielzeit einen echten Experten in Sachen Punkteteilungen nennen. Am 21. Spieltag erfreuten sich Peter Vollmann und Co. bereits am zwölften (!) Remis. Tatsächlich durfte Aalen diesen Zähler auf der wohl längsten Rückfahrt redlich abfeiern, denn beim Aufstiegskandidaten Holstein Kiel wurde ein 0:2-Rückstand noch egalisiert.
Kiel wird seinen Ansprüchen früh gerecht
Moral besitzt dieser kleine, nicht besonders finanzstarke Klub von der Ostalb in großen Maße. Genau das wurde und wird dem VfR bei engen und umkämpften Spielen immer wieder zum Vorteil, wenn etwa späte Treffer für Zählbares sorgen oder Rückstände noch umgebogen werden. Auch bei Holstein Kiel sah es lange Zeit nicht nach einem Punktgewinn aus. Denn die Gastgeber, die im Winter vierfach nachgelegt hatten und damit ganz offensichtlich im Aufstiegskampf noch ein gewichtiges Wörtchen mitreden wollen, erwischten einen traumhaften Start: Nur fünf Minuten dauerte es, ehe Manuel Janzer mit einem herrlichen Seitfallzieher einen zweiten Ball in die Maschen wuchtete. Danach drängten die Störche weiter und wollten die frühe Vorentscheidung markieren. Dies gelang Steven Lewerenz, der nach einem Pass in die Schnittstelle Torhüter Daniel Bernhardt überwinden konnte (30.). Aalen wirkte verunsichert und deutlich unterlegen, der Rückstand ging zur Pause vollkommen in Ordnung.
Ein neuer VfR Aalen kommt aus der Kabine
Dann aber passierte Überraschendes: Aus den vermeintlich geschlagenen Baden-Württembergern keimte plötzlich Hoffnung, eine Stehauf-Mentalität entwickelte sich. Gefühlt stand eine ganz neue Mannschaft auf dem Feld – Trainer Peter Vollmann musste in der Halbzeitpause den Nerv seiner Akteure getroffen haben. Schon kurz nach dem Seitenwechsel näherte sich Maximilian Welzmüller dem Kasten (52.), Sturm-Neuverpflichtung Martin Toshev scheiterte ebenso am Kieler Torhüter Kronholm (67.). Den Freistoß-Aufsetzer von Welzmüller konnte Kronholm dann aber nicht parieren (70.) – und auch beim raschen Abschluss von Matthias Morys hatte Kiel keine Abwehrchance (79.). Plötzlich stand es 2:2! Was für ein kurioser Spielverlauf, der aus Aalener Sicht an das Heimspiel gegen Chemnitzer FC erinnerte – auch dort sorgten die Schwarz-Weißen mit späten Toren für eine überraschende und moralisch eminent wichtige Punkteteilung.
Vollmann: "Wir können zufrieden mit uns sein"
"Wenn man in der Halbzeit 0:2 zurückliegt, sich dann aber durch eine wirklich gute zweite Halbzeit noch zurückkämpft, dann kann man zufrieden sein“, äußerte sich Vollmann dann auch nach Abpfiff gegenüber dem SWR. Auch die knapp 100 mitgereisten Anhänger, die insgesamt fast 1.500 Kilometer quer durch Deutschland zurückgelegt hatten, freuten sich doppelt über den unverhofften Punktgewinn, obgleich dieser allmählich zum festen Ritual der Süddeutschen wird. Zwölf der 21 Punktspiele in dieser Saison endeten in einer Punkteteilung: Wirklich voran bringt das die Mannschaft nicht, die als Tabellenzehnter etwa zwei Niederlagen weniger vorweist als der aktuelle Zweite aus Osnabrück. Nichtsdestotrotz bleibt Aalen durch das konstante Punkten weiterhin neun Zähler über dem Strich, akute Abstiegsgefahr kann weiter vermieden werden. Und wer auswärts bei einem bestbesetzten Klubs der 3. Liga einen 0:2-Rückstand egalisiert, der hat seine Tauglichkeit für diese Spielklasse allemal erneut unter Beweis stellen können.