Realismus beim VfB Lübeck: "Fangen nicht an zu rechnen"

Nach dem Sieg im "Endspiel um die letzte Chance" herrscht beim VfB Lübeck nüchterner Realismus. Das 2:0 beim SV Meppen empfanden die Hanseaten im Kampf gegen den Abstieg eher als Verlängerung ihrer Galgenfrist denn als ernsthaftes Signal für eine späte Aufholjagd zur unwahrscheinlichen Rettung.

Freitag droht der Abstieg auf dem Sofa

"Wir haben", sagte Routinier Mirko Boland in den "Lübecker Nachrichten" zur Vertagung der schon in Meppen möglich gewesenen Entscheidung gegen Lübeck im Rennen um den Klassenerhalt, "weiter eine klitzekleine Chance. Wir fangen jetzt aber nicht an zu rechnen." Denn gewinnt Meppen bereits am Freitag beim 1. FC Saarbrücken, wäre das rettende Ufer für das Team von VfB-Trainer Rolf Landerl bei dann sieben Punkten Rückstand selbst im Fall von zwei abschließenden Erfolgen vorzeitig in unerreichbare Entfernung gerückt – es wäre ein Abstieg auf der Couch. Aber auch im Falle weiterer Punkteverluste der als letzter verbliebener Abstiegskonkurrent verbliebenen Emsländer darf sich Lübeck weder gegen Zwickau noch zum Saisonabschluss bei Aufstiegsfavorit Hansa Rostock eine weitere Niederlage erlauben.

Die missliche Gefühlslage der ungeliebten Abhängigkeit von anderen war den Lübeckern auch trotz des ersten Erfolgs nach zuvor fünf Spielen in Serie ohne Sieg deutlich anzumerken. "Das Ergebnis heißt, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben, aber leider Gottes auf die anderen gucken müssen und was auf anderen Plätzen passiert“, wertete Torhüter Lukas Raeder den Erfolg fast schon nur noch als Pyrrhussieg. Auch Sportdirektor Rocco Leeser schränkte die Bedeutung des Duells mit Zwickau vorerst noch ein: "Wir müssen erst auf die anderen schauen."

"Wollen uns mit Würde verabschieden"

Den nun absolut notwendigen Blick auf die Konkurrenz beschrieb Boland in einem ersten Vorabresümee der Lübecker Saison als eine mögliche Ursache für den praktisch kaum noch zu vermeidenden Abstieg: "Vielleicht haben wir immer ein Stück zu weit geguckt, was die anderen machen, obwohl wir das nicht beeinflussen können“, monierte der 34-Jährige rückblickend schon einen fehlgerichteten Fokus seines Teams: "Wir sind diejenigen, die Leistung auf den Platz bringen müssen."

Die Umsetzung dieser Erkenntnis wenigstens in Meppen durch die Tore von Thorben Deters (55.) an seiner früheren Wirkungsstätte und Martin Röser (84., Foulelfmeter) versöhnte die sportliche Leitung zumindest etwas mit dem bisher bescheidenden Saisonverlauf. "Das war das wahre Gesicht der Mannschaft, eine Mannschaft, mit allem, was dazu gehört“, lobte Landerl sein Team für Moral. Leeser sah nach seiner Standpauke nach der vorherigen 0:3-Heimpleite gegen den SV Wehen Wiesbaden immerhin ein Ziel schon fast erreicht. "Falls es so sein sollte, wollen wir uns mit Würde verabschieden.“

   

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