Prognose zur restlichen Saison #1: Die Kellerteams

Alles läuft ein wenig anders in diesem kurzen Winter. Die Hinrunde ist noch nicht vorbei, viele Nachholspiele müssen noch absolviert werden. liga3-online.de schaut dennoch wie in den vergangenen Jahren kurz und knackig auf die bisherige Saison aller 20 Vereine und gibt eine Prognose für 2021 ab. Den Anfang der dreiteiligen Serie machen die sechs Kellerkinder der Tabelle.

Ausgangslage: Auch wenn Vereinspräsident Peter Fechner zuletzt den frommen Wunsch äußerte, irgendwann wieder um den Aufstieg mitspielen zu wollen: Die Realität ist beim 1. FC Magdeburg eine ganz andere. 13 Punkte nach 15 Spielen, weniger als ein erzieltes Tor pro Partie und Platz 20. Sicherlich ist man beim FCM nicht absoluter Topverdiener der 3. Liga, doch diese Tabellenregion entspricht ganz und gar nicht den Möglichkeiten, die Magdeburg besitzt. Trainer Thomas Hoßmang stand wiederholt in der Kritik, einen Wechsel hat man an der Elbe bislang noch nicht vollzogen. Auch das ist ein stilles Eingeständnis an eine verkalkulierte Kaderplanung – würde man den Profis viel mehr zutrauen, ist der Übungsleiter üblicherweise schnell das fünfte Rad am Wagen. Da hilft es auch nicht, dass Hoßmang zuletzt immer wieder betonte, zehn Punkte aus den vergangenen sechs Partien geholt zu haben. Denn überzeugend waren die Aufritte nicht, stattdessen war oftmals Glück dabei.

Prognose: Platz 15-18. Magdeburg braucht im Winter neue Spieler, gerade für die lahmende Offensive, in der Christian Beck nach vielen beeindruckenden Jahren allmählich an seine Grenzen stößt. Alles andere als ein Kampf um den Ligaverbleib bis in die Endphase der Saison wäre ein positives Ausrufezeichen. Oder ein negatives, wenn die Spannung gegenteilig früh erlischt.

 

Ausgangslage: Noch vor einem Jahr ging der MSV Duisburg als Herbstmeister in die zweite Saisonhälfte, nun kämpfen die Zebras um den Klassenerhalt – verrückte 3. Liga. Dem MSV geht es dabei kaum besser als Magdeburg, nachdem das direkte Duell der beiden Vereine kurz vor Weihnachten corona-bedingt gecancelt werden musste. Überhaupt waren die Zebras sehr gebeutelt von der Pandemie, sie traf es schon in der Frühphase der Saison, mehrere Spiele fielen aus. Es folgten Englische Wochen, die Trennung von Trainer Torsten Lieberknecht, die umstrittene Rückkehr von Gino Lettieri, den die ohnehin angesäuerte Fanszene nicht gerade herzlich empfing. Tatsächlich tat sich Lettieri schwer, doch mit drei Partien ohne Niederlagen, darunter das 4:1 gegen Wiesbaden, war der Jahresabschluss ein versöhnlicher.

Prognose: Platz 11-15. Der MSV-Kader ist unter allen schwächelnden Mitfavoriten der am stärksten besetzte und hat auf den letzten vier Plätzen nichts verloren. Wir glauben: Duisburg kommt – ähnlich wie Braunschweig vor zwei Jahren, aber aus besserer Ausgangsposition – rechtzeitig unten raus und schafft es noch ins Mittelfeld.

 

Ausgangslage: Jedes Jahr ist beim FSV Zwickau klar, dass es eine Überperformance braucht, um den Klassenerhalt möglichst frühzeitig zu schaffen. In dieser Saison ist das bis dato nicht eingetreten. Vor allem daheim fehlen die Ergebnisse, der Push der eigenen Fankurve bleibt aus. Nur am ersten Spieltag gewannen die Schwäne als Gastgeber, danach folgten fünf Niederlagen in sechs Spielen, kurz vor Weihnachten das 0:2 gegen Hansa Rostock. Einzig die wenigen Ausrufezeichen auswärts, die Zwickau zum Beispiel in Dresden setzte, retten die Bilanz – unterm Strich ist der FSV trotzdem, hat allerdings erst 14 Spiele absolviert. Zwar steht die Defensive ordentlich (nur 18 Gegentore), spielerisch aber blieben die Westsachsen zu oft etwas schuldig. Trainer Joe Enochs musste daher Kritik einstecken, kann im Mammut-Januar (sieben Spiele in drei Wochen) aber viel für seine Position tun. Bei einer Niederlage gegen Lübeck am kommenden Sonntag droht ihm allerdings direkt das Aus.

Prognose: Platz 15-20. Sowohl nach individueller Klasse als auch nach dem sportlichen Niveau der Mannschaft wird es für Zwickau in diesem Jahr wohl knapp, spektakuläre Wintertransfers dürfte das Budget ebenso nicht hergeben. Aber glauben wir das nicht jedes Jahr? Und am Ende lehren uns die Ostdeutschen doch wieder unter widrigsten Umständen das Gegenteil…

 

Ausgangslage: Eine kleine Achterbahnfahrt hat der VfB Lübeck bis dato hinter sich. Begonnen mit einem Kaltstart und sieben sieglosen Spielen in Folge, kämpfte man sich unter dem Holstentor mit dem hochverdienten 2:0-Auswärtssieg bei Viktoria Köln beeindruckend in die 3. Liga hinein und legte als Duftmarke noch drei Siege nach, darunter das 3:0 gegen den (schwächelnden) Meister FC Bayern München II. Zuletzt zog die Mannschaft von Trainer Rolf Landerl aber wieder die Bremse: Ein unglückliches 0:1 in Kaiserslautern war der Auftakt von fünf Partien ohne Erfolgserlebnis, darunter auch das 2:4 in Wiesbaden nach 2:0-Führung – das tut weh. "Wir haben gezeigt, dass wir erfolgreichen Fußball spielen können", resümierte Landerl. Trotzdem hinkt der VfB dem zugegeben hohen Niveau seiner drei Mitaufsteiger bislang ein wenig hinterher.

Prognose: Platz 14-20. Sicherlich hat sich der VfB, allein nach Betrachtung der einzelnen Leistungen, bislang ein wenig unter Wert verkauft. Aber auch die Konkurrenz im Keller wird im Winter nicht schlafen, sich möglicherweise gezielt verstärken. Für Lübeck gilt wie für Zwickau und Magdeburg: Kämpfen bis zum Schluss. Den Fans, die bislang noch nie die 3. Liga im Regelbetrieb erleben durften, wäre es nur zu wünschen, dass es klappt.

 

Ausgangslage: Ratet mal: Auf welchem Platz standen die Jungprofis des FC Bayern in der Winterpause vor einem Jahr? 20 Spieltage waren da bereits absolviert, doch der FCB belegte Rang 15. Das Ende dürfte noch sehr präsent sein: Woche für Woche holten die Roten Punkte und zogen in der Schlussphase der Saison bis auf den ersten Platz vor. Kann Ähnliches in diesem Jahr geschehen? Wir haben Zweifel. Zu viele Leistungsträger aus dem Vorjahr fehlen, oft musste Trainer Holger Seitz rotieren – auch, weil die Erste der Bayern immer wieder Personalnot hat und Nachwuchsspieler in den Kader für Bundesliga oder Champions League beruft. So läuft das in einem Ausbildungsbetrieb. Vor allem die Offensive lebt noch sehr von individueller Klasse. Bezeichnend: Mittelfeld-Routinier Timo Kern (sieben Tore) ist mit Abstand gefährlichster Schütze. Fiete Arp, einer der Stammspieler, bleibt dagegen bislang unter seinen Möglichkeiten (drei Tore, zwei Vorlagen).

Prognose: Platz 12-20. Nach wie vor lebt der FC Bayern attraktiven Fußball, gebündelt mit mächtigem Selbstvertrauen kam eine phänomenale Rückrunde 2019/20 zusammen. Nur: Gelingt das nicht so problemlos, könnten die jungen Wilden im Abstiegskampf durchaus noch Probleme mit jenen Mannschaften bekommen, die mit entsprechender Härte ums Überleben kämpfen.

 

Ausgangslage: Der FCK ist der Letzte in unserem ersten Serienteil, doch dass er überhaupt dort auftaucht, ist schon erstaunlich. Wie konnte das passieren? Wir beurteilen nur das Sportliche – alles andere sprengt den Rahmen. Erstens: Weil im Sommer Zeit verschwendet wurde mit einem Trainer Boris Schommers, der offenbar kaum noch Rückhalt besaß – sonst hätte man ihn nicht nach zwei Spieltagen gefeuert. Zweitens: Weil die Mannschaft sich in vielen Pflichtspielen als kaum lernfähig erwies und eine mangelnde Körpersprache an den Tag legte. Standardgegentore etwa wurden zu einem absoluten Ärgernis, führten auch bei Schommers' Nachfolger Jeff Saibene zu Frust. Dazu kamen unglaublich viele Punkteteilungen, Lautern trat wochenlang auf der Stelle und ist offensiv enorm abhängig von Marvin Pourie und Kenny Redondo, den zwei auffälligsten Neuzugängen.

Prognose: Platz 11-14. Kaiserslauterns Mannschaft ist viel zu gut besetzt für diese Tabellenregion, und ebenso viel zu teuer dafür. Eigentlich müsste sie oben mitspielen. Nur wer kann dies den Spielern beibringen? Das 2:0 in Uerdingen war ein versöhnlicher Abschluss, insgeheim träumt mancher vielleicht gar noch von einer Aufholjagd im Frühjahr. Wir sagen: Lautern bleibt in der unteren Tabellenhälfte – aber am oberen Ende davon. Allerdings haben alle direkten Konkurrenten noch Nachholspiele.

   
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