Preußen: Ist der Effekt des Trainerwechsels bereits verpufft?

„Ich denke, dass wir das Wort Aufstieg in dieser Saison nicht mehr in den Mund nehmen brauchen“, so Ralf Looses wahre und vernünftige Worte bei seiner Vorstellung als neuer Coach des SC Preußen Münster Mitte September. Damit beendete der 50-Jährige nach dem katastrophalen Saisonstart nicht nur die letzten Funken Hoffnung bei Fans und Vorstand, sondern machte auch deutlich, um was es nun vorrangig gehen sollte: „Jeder Spieler muss sein Potential wieder steigern und abrufen und wir müssen uns in vielen Bereichen wie Teamgeist, taktische Ordnung und schnelles Umschaltspiel verbessern.“ Keine Frage, so ganz ohne Kritik am Vorgänger konnte und wollte Loose an jenem Septembertag nicht bleiben. Zu schwach war der Saisonstart unter Pavel Dotchev gewesen, der nur wenige Monate zuvor fast den sensationellen Aufstieg mit den Adlerträgern geschafft hatte und so unter anderem auch an den zu hohen Erwartungen in der neuen Spielzeit scheiterte. Nach einem souveränen 3:0 gegen den SV Wacker Burghausen am ersten Spieltag blieben die Preußen an den folgenden sechs Spieltagen ohne Sieg, präsentierten sich besonders in den Heimspielen gegen Holstein Kiel (0:3) und dem VfB Stuttgart II (1:3) nicht annähernd auf Drittliganiveau.

Loose konzentriert sich auf die Tugenden

Mit Ralf Loose sollte dann wieder frischer Wind wehen an der Hammer Straße. Einen Stammplatz hatte zunächst keiner sicher, der Fokus sollte vor allem auf der Defensivarbeit liegen. Besonders hier zeigten die Preußen unerwartet viele Schwächen. Auch aufgrund vieler individueller Aussetzer stellten die Münsteraner zu diesem Zeitpunkt mit 14 Gegentreffern die zweitschlechteste Defensive der Liga – nachdem man die letzte Saison noch als viertbeste der Liga beenden konnte. Und der Effekt des neuen Trainers schien tatsächlich schnell zu fruchten. Beim Debüt gegen Spitzenreiter Heidenheim verschenkten die Preußen erst kurz vor Schluss einen durchaus möglichen Zähler, schon in den Folgewochen sollten dann aber auch die Resultate stimmen. Zwar präsentierte sich der SCP gegen Jahn Regensburg (0:0) vorne noch harmlos, ließ hinten aber nahezu nichts zu. Wiederum wenige Tage später zeigten die Schwarz-Weiß-Grünen im Derby gegen den VfL Osnabrück ihre vielleicht beste Saisonleistung (1:1).

Niemand dachte zu diesem Zeitpunkt, dass Looses Worte, dass der Klassenerhalt definitiv geschafft werde, sich nicht zur Wahrheit entwickeln würde. Mit dem neuen „Kinderriegel“ in der Verteidigung lief es auf einmal bei den Preußen. Sowohl gegen den Chemnitzer FC als auch die Zweitvertretung von Borussia Dortmund II feierte Münster jeweils einen 4:0-Erfolg. Die Neuzugänge Julian Riedel, Gaetano Manno und Marcus Piossek waren endlich angekommen und entwickelten sich schnell zu Säulen im Spiel des Vorjahresvierten. Die Tendenz zeigte klar nach oben, ein einstelliger Tabellenplatz und sogar Relegationsrang drei waren gar nicht mehr so weit entfernt.

Nur noch drei Punkte Vorsprung vor Schlusslicht Burghausen

Doch seit knapp einem Monat scheint der Effekt des Trainerwechsels wieder verpufft zu sein. In Darmstadt kassierten die Preußen eine deutliche, wenn auch zu hohe 4:0-Klatsche, gegen Hansa Rostock erinnerten die Spieler im Adlerdress wieder sehr an ihre Auftritte unter Dotchev und auch bei Abstiegskandidat Saarbrücken wollte kein Sieg her. Die Hoffnung vieler Fans, dass Loose richtig durchgreifen und auch mal etablierte Leute auf die Bank setzen würde, blieb aus. Amaury Bischoff und Matthew Taylor scheinen ihren Stammplatz trotz wenig berauschender Auftritte und durchaus starker Konkurrenz im Nacken sicher zu haben.

Folge dieser Personalentscheidungen und der Ergebnisse zuletzt: Die Preußen stehen wieder nur noch auf Rang 17 – und somit sogar ein Platz schlechter als bei Looses Übernahme Mitte September. Die Trendwende unter dem in Dortmund geborenen Ex-Coach von Dynamo Dresden scheint trotz kurzzeitigem Hoch noch nicht erreicht, zuletzt war sogar das Gegenteil der Fall. Die nächsten Wochen mit den Spielen gegen die Stuttgarter Kickers, den Halleschen FC und den MSV Duisburg dürften somit nicht nur für den weiteren Saisonverlauf des SC Preußen Münster entscheidend sein, sondern auch für die Zukunft von Ralf Loose.

FOTO: Flohre Fotografie

 

   
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