Pfiffe nach 0:3-Pleite: "Wir haben heute die Fans verloren"
Finanziell konnte der Hallesche FC unter der Woche gute Nachrichten vermelden, sportlich läuft es momentan allerdings überhaupt nicht. Beim 0:3 gegen Fortuna Köln kassierten die Saalestädter am Sonntag die dritte Niederlage in Folge. Nach Abpfiff entlud sich der Frust der Fans in einem Pfeifkonzert und "Schmitt-raus"-Rufen.
Schmitt hat Verständnis
Dabei machte der HFC vor nur 4.668 Zuschauern im Erdgas-Sportpark vor allem in der ersten Halbzeit kein schlechtes Spiel, ließ jedoch nicht zum ersten Mal in dieser Saison beste Möglichkeiten liegen. "Vor dem Tor hat uns die Überzeugung und das Durchsetzungsvermögen", analysierte Trainer Rico Schmitt auf der anschließenden Pressekonferenz. Zudem haderte der HFC-Coach mit den Gegentoren: "Das 0:1 fällt zu einfach, das 0:2 war der Killer – das darf nicht passieren." Dass die Fans enttäuscht waren und seinen Rauswurf forderten, dafür hatte Schmitt indes vollstes Verständnis: "Das gehört zum Geschäft und ist ganz normal." Zuhause mit 0:3 zu verlieren, sei "einfach scheiße", befand er am "Telekom"-Mikrofon und betonte: "Auch wir haben uns den Nachmittag ganz anders vorgestellt." Letztlich sei es ein "harter und nachdenklicher Tag" gewesen.
Warum Schmitt überraschenderweise den Torhüter wechselte und Tom Müller wieder auf die Bank setzte, begründete er so: "Bei Tom ist die Ausstrahlung und Souveränität etwas abhanden gekommen. Er hat mich in den letzten Wochen nicht so ganz überzeugt". Gemeint sind vor allem die letzten Auftritten, bei denen sich der 20-Jährige mehrere Fehler leistete. Für ihn rückte Oliver Schnitzler wieder zwischen die Pfosten und erledigte seine Aufgabe solide – an den Gegentoren war er machtlos.
"Das war ein Scheiß-Spiel"
Nach Abpfiff ging es für Schnitzler und Co in die Fankurve, wo sie minutenlang mit den Fans diskutierten. "Wir müssen als Spieler verstehen, dass die Fans enttäuscht sind", stellte Kapitän Klaus Gjasula gegenüber "Telekom Sport" klar und fand ehrliche Worte: "Das war ein Scheiß-Spiel von uns, keine Frage!" Schon auf dem Platz habe der 28-Jährige kein gutes Gefühl habt. "Da will ich gar nicht wissen, wie das von außen aussah – wahrscheinlich schrecklich", nahm Gjasula kein Blatt vor den Mund.
Vor allem die Tatsache, dass dem HFC die Körpersprache am Ende der Partie völlig verloren gegangen war, störte den Kapitän: "Das darf niemals passieren." Auf diese Art und Weise "haben wir heute unsere Fans verloren", führte Gjasula weiter aus und zeigte sich zudem selbstkritisch: "Ich habe mir mehrere Fehlpässe erlaubt – so fing die Verunsicherung an, der eine oder andere hat sich davon anstecken lassen." Auch Erik Zenga versuchte gegenüber der "Mitteldeutschen Zeitung" erst gar nicht, Ausreden zu suchen: "Für die Leistung in der zweiten Halbzeit gibt es keine Entschuldigung." Es habe das Selbstvertrauen gefehlt – "da kann man nicht frei aufspielen", betonte der 25-Jährige.
Zwei Sechs-Punkte-Spiele vor der Brust
In der Tabelle liegt der Hallesche FC zwar weiterhin sieben Punkte vor den Abstiegsplätzen, hat allerdings auch eine Partie mehr auf dem Konto. Nun warten zwei Sechs-Punkte-Spiele auf die Rot-Weißen. Bereits am Mittwochabend empfängt die Schmitt-Elf die U23 des SV Werder Bremen, die seit 23 Partien auf einen Sieg wartet – drei Punkte sind dementsprechend Pflicht. "Wir müssen von Anfang an eine andere Mannschaft sein", fordert Klaus Gjasula. Vier Tage später steht dann das Ostduell beim Chemnitzer FC hat. Verliert der HFC dort, könnte es nochmal richtig eng werden – und die Stimmung bei den Fans endgültig überkochen.