Personalplanung Jahn Regensburg: Wer geht? Wer bleibt?

Während die Saison 13/14 so langsam die Endphase einläutet, die Aufstiegspositionen vergeben sind und lediglich im Abstiegskampf noch um jeden Punkt gekämpft wird, laufen in den Büros der sportlichen Leiter die Personalplanungen auf Hochtouren – natürlich auch in der Oberpfalz bei Jahn Regensburg. 45 Punkte forderte Sportchef Dr. Christian Keller als Voraussetzung für Vertragsverlängerungen, er ließ seinen Worten schon erste Taten folgen: Drei Leistungsträger haben ihre Kontrakte schon vorzeitig verlängert: Oliver Hein, Fabian Trettenbach (beide bis 2016) und Andreas Güntner (bis 2015), zudem ein Perspektivspieler, "Sturmpapst" Daniel Franziskus. Bei Mario Neunaber ist schon sicher, dass es keine weitere Zusammenarbeit geben wird. Doch wie schaut es bei den anderen 12 auslaufenden Verträgen aus? Vor allem, nachdem es jetzt ohne den Trainer weitergehen wird? liga3-online.de analysiert im Folgenden die Wahrscheinlichkeit der Akteure, beim Jahn zu bleiben.

Patrick Wiegers

Patrick Wiegers passt genau in das neue Anforderungsprofil der Regensburger: Jung und aus der Region. Noch dazu ist er ein guter Torhüter, der das Zeug zum Stammspieler in der 3. Liga hat. Heuer war der 24-jährige beim Jahn auch zunächst die Nummer 1, wurde dann aber wegen zu vieler Fehler wieder auf die Bank gesetzt. Seit Wiegers beim Jahn ist, hat er auf seine Chance gewartet. Hinter Sattelmaier, Hofmann und Ochs hat er stets die Füße still gehalten und sich durch gute Leistungen angeboten. Nachdem er diese erste Chance in dieser Saison nicht nutzen konnte – was macht er nun? Der Jahn wird ihn sicher halten wollen, die Frage ist aber: Geht er das Risiko ein,  erneut nur auf der Bank zu sitzen? Dass es einen neuen Trainer geben wird, der die Torhüterfrage neu bewerten wird, erhöht die Wahrscheinlichkeit auf 60 %.

Bernhard Hendl

Der 21-jährige Österreicher ist seit anderthalb Jahren beim SSV Jahn und seit Oktober Stammkeeper anstelle von Patrick Wiegers. Mit guten Leistungen machte er auf sich aufmerksam und weckte ligaweit Begehrlichkeiten. Aber: Hendl ist zum ersten Mal im Profibetrieb die Nummer 1 – nach eigenen Aussagen ist Spielpraxis für ihn von enormer Wichtigkeit. Erst Ende Januar betonte Hendl im liga3-online.de-Interview: "Ich kann mir definitiv vorstellen hier zu bleiben, gerade weil ich spielen darf. Ich möchte mich hier für einen weiteren Vertrag empfehlen!" Hendl ist beim Jahn im Augenblick gesetzt und würde auch im kommenden Jahr zunächst die Nase vorn haben – es kommt auch ein wenig auf den neuen Trainer an. Bei einem Wechsel müsste er eine Stammplatzgarantie haben – und hier wird es schwierig: Außer Unterhaching dürfte ihm jeder Dritt- oder Zweitligist mehr zahlen können, doch wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit zu spielen? Um sich weiter zu entwickeln und sich für noch höhere Aufgaben zu empfehlen, würde er wenig falsch machen, bliebe er beim Jahn. Das weiß er. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 80 %.

Sebastian Nachreiner

Seit vier Jahren ist Sebastian Nachreiner Stammspieler beim Jahn, zeigt von Jahr zu Jahr bessere und stabilere Leitungen und ist seit dieser Saison Kapitän. Auch in der 2. Bundesliga gehörte er zu den besten seiner Mannschaft – an lukrativen und lohnenswerten Angeboten wird es ihm nicht fehlen. Doch der 25-jährige fühlt sich sichtlich wohl in Regensburg, studiert an der Universität und steht kurz vor seinem Staatsexamen in Jura. Da ihm die außerfußballerische Ausbildung enorm wichtig ist, wird er Regensburg – zumindest heuer – nicht verlassen. Zudem deutete Nachreiner an, dass er sich mit dem Verein zwar noch nicht ganz einig sei, er jedoch davon überzeugt ist, dass beide Parteien rasch zueinander finden werden. Wahrscheinlichkeit: 95 %.

Thorben Stadler

Thorben Stadler war der letzte Neuzugang des Sommers, seine Verpflichtung stand ganz im Rahmen der Kaderverbreitung. Trotz seines zweifellos vorhandenen Talents füllte er seine Rolle als Reservist voll aus, kommt gerade einmal auf sechs Ligaeinsätze. Zuletzt half Stadler in der 2. Mannschaft aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Jahn Stadler weiter verpflichten möchte, ist gering. Dass er sich erneut auf eine Saison als Reservist einlässt, noch geringer.  Insgesamt höchstens 15 %.

Patrick Haag

Patrick Haag ist ähnlich wie Stadler nicht unbegabt, auch im Zweitligajahr ließ er nicht nur einmal aufblitzen, was er wirklich kann. In dieser Saison Stammspieler als Linksverteidiger – mit Ausnahme seiner Verletzungszeit – mit schwankenden Leistungen. Und das dürfte auch sein größtes Manko sein: Die Inkonstanz. Mal zeigt er sehr gute Spiele, mal weniger gute. Es ist fraglich, ob seine Position bei einer geplanten Kaderverstärkung unberührt bleibt. Eher weniger, eine Verlängerung dürfte es nur mit einer 20 %igen Wahrscheinlichkeit geben.

Thomas Kurz

Thomas Kurz wäre ohne Zweifel Stammspieler bei jedem Drittligisten. Er ist enorm Flexibel, kann von der Innenverteidigung über das Mittelfeld bis hin zur Sturmspitze alles spielen – und das mit ähnlich guten Leistungen. Doch der 26-jährige hatte zuletzt enormes Verletzungspech, machte in den vergangenen zwei Jahren lediglich acht Spiele. Er wird noch einige Zeit brauchen, um wieder topfit zu werden – nicht viele Vereine trauen sich, einen Spieler zu verpflichten, der so lange nicht spielen konnte. Zwar hat Kurz ein paar Angebote, doch er möchte sicher nicht irgendwo auf der Bank versauern. Der Jahn allerdings weiß, was Thomas Kurz drauf hat und wird ihm sicherlich die Zeit geben, die er braucht. Und der gebürtige Altöttinger weiß auch, dass er in Regensburg alle Zeit der Welt bekommt und dann gebraucht wird.  Wahrscheinlichkeit: 80 %.

Jonatan Kotzke

"Jonatan Kotzke liegt seit Anfang März ein Angebot vor, das unsere absolute Schmerzgrenze darstellt. Er weiß, dass wir ihn unbedingt halten wollen. Der Ball liegt jetzt beim Spieler." Jahns Sportchef Christian Keller möchte Kotzke halten. Da der Mittelfeldmotor zur Zweitligasaison kam, wird er einen entsprechenden Vertrag besitzen. Wie bei Amachaibou wird der Verein also Abstriche gemacht haben müssen. „Ich kann keinen Zweitliga-Vertrag weiterlaufen lassen, nur weil der Spieler ein guter Junge ist“, erklärt Keller. Ob Kotzke diese absolute Schmerzgrenze noch zu niedrig ist, darüber kann nur spekuliert werden. Angebote aus der 2. Bundesliga hat er, zudem ist er Leistungsträger und hätte das Zeug, höherklassig zu spielen. Niemand würde es ihm verübeln, wenn er ginge.  Wahrscheinlichkeit: 35 %.

Jim-Patrick Müller

Für Jimi Müller gilt ähnliches wie bei Kotzke. Er spielt schon länger auf höherem Niveau und ist unumstrittener Stammspieler. Dass er lukrative Angebote aus der 2. Bundesliga hat ist nicht verwunderlich, er würde dort auch nicht auf der Bank sitzen. Allerdings fühlt er sich in Regensburg wohl, ist Publikumsliebling. Hier hatte er einen mehr als gelungenen Start in den Profifußball. Der Jahn wird ihn halten wollen und auch Müller schließt einen Verbleib grundsätzlich nicht aus. Doch sein mittelfristiges Ziel ist schon höher angelegt – ob er das Angebot der Regensburger schlussendlich also annimmt, hängt auch von der Perspektive ab: Er wird nicht noch einmal im Mittelfeld der 3. Liga rumgurken wollen. Dass die Trainerposition neu besetzt wird, senkt die Wahrscheinlichkeit auf 55 %.

Marius Müller

Der talentierte Mittelfeldspieler hat in den vergangenen zwei Jahren beim Jahn nicht richtig Fuß fassen können. Nach nur einem halben Jahr ohne Einsatz wurde Müller in die sechste Liga verliehen, auch in dieser Saison kam er nicht über acht Einsätze hinaus, zuletzt verletzte er sich am Kreuzband. Marius Müller hat es fußballerisch drauf, nur überzeugen konnte er bisher nicht. Er selbst wird öfter spielen wollen, in Regensburg wird es es wohl nicht können. Eine Verlängerung scheint unwahrscheinlich – von beiden Seiten aus gesehen. Insgesamt vielleicht 10 %.

Ruben Popa

Der quirlige Stürmer ist schon länger im erweiterten Profikader der Jahnelf, ist zweifellos talentiert. Über vereinzelte Einwechslungen kam er allerdings noch nicht hinaus, der Durchbruch gelang ihm nicht. Die 3. Liga dürfte für Ruben Popa eine Nummer zu groß sein, die Konkurrenz auf seiner Position im Team ist zudem sehr groß. Da er mittlerweile zu alt für die U23 ist, wird er der sportlichen Leitung nur wenige Argumente für eine Vertragsverlängerung liefern können. Wahrscheinlichkeit: 20 %.

Benedikt Schmid

Wie Ruben Popa gehört Benedikt Schmid schon seit längerem zum erweiterten Kreis des Profikaders. Der bullige Stürmer ließ in seinen 21 Einsätzen in dieser Saison öfter sein Können aufblitzen, schoss zwei Tore.  Zudem kommt Schmid aus der Region, stammt aus der Jugend des Vereins  – nicht unwahrscheinlich, dass er ein Angebot bekommt. Wenn er seine Verletzungen in den Griff bekommt, kann er beim Jahn sicherlich noch den einen oder anderen Schritt gehen und sich weiterentwickeln, woanders wird er auf ähnlichem Niveau diese Chance nicht bekommen. Eine Verlängerung ist zu 75 % wahrscheinlich.

Markus Smarzoch

Auch Markus Smarzoch kommt aus der eigenen Jugend und zeigte in seinen 22 Partien (2 Tore) nicht selten, was er drauf hat. Natürlich macht er noch einige Fehler, doch er hat mit seinem Talent definitiv Zukunft beim Jahn. Er wird verlängern wollen, dass er ein Angebot bekommen hat, ist nicht unwahrscheinlich. Zu 75 %.

Abdenour Amachaibou

Mit 11 Toren und 10 Vorlagen ist er bester Torjäger und bester Vorlagengeber der Jahnelf. Trotzdem wird er kommende Saison wohl woanders spielen: Da der Jahn nur einen kleinen Etat zur Verfügung hat, müsste Amachaibou – bliebe er beim Jahn – auf eine Menge Geld verzichten. Sportchef Christian Keller teilte ihm bereits mit, dass man seinen Zweitligavertrag stark kürzen müsse. Da der 27-jährige mit dieser Scorerpunktzahl keine Probleme haben wird in der 3. oder gar 2. Liga unterzukommen und gleichzeitig nicht auf Geld zu verzichten braucht, gilt sein Abgang als sicher. „Er ist jetzt 27 Jahre alt, er muss die Chance jetzt nutzen. Und ich gehe davon aus, dass er sie auch nutzen wird“, so Keller. Wahrscheinlichkeit: 0 %.

Foto: Regensburg1889.de

 

 

   

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