Pelzer: Müssen wieder eine Lockerheit ins Team bekommen

Mit 33 Jahren gehört Sebastian Pelzer zu den erfahrensten Spielern des F.C. Hansa Rostock: Der Kapitän blickt auf 130 Spiele in der zweiten (für Trier, Saarbrücken, Ahlen und Rostock) sowie auf 95 Spiele in der dritten Liga (für Dresden und Rostock) zurück. In dieser Saison bestritt er bisher 22 Partien – zuletzt setzte ihn eine Sprunggelenksverletzung außer Gefecht. Vor dem Heimspiel gegen die Adlerträger aus Münster sprach liga3-online.de mit dem 33-Jährigen über seinen aktuellen Verletzungsstand, das Derby gegen Halle, seine Zeit in England und über seine weiteren Perspektiven.

liga3-online.de: Herr Pelzer, eine kurze Frage vorab: Was macht Ihr Sprunggelenk?

Sebastian Pelzer: Ich bin am Dienstag wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. Es ist also besser geworden.

Steht einem Einsatz am Samstag also nichts mehr im Wege?

Solange ich schmerzfrei bleibe, sollte das hinhauen.

Wie geht’s denn den Nerven nach dem Wahnsinns-Kick in Halle?

Abseits des Platzes ist das natürlich schon sehr verschärft und nochmal emotionaler, als würdest du als Spieler auf dem Grün mitwirken. Tatenlos daneben zu sitzen, ist einfach brutal, da du keine Chance hast, einzugreifen.

Und woran hapert es im Moment?

Wir müssen einfach wieder eine gewisse Lockerheit ins Team bekommen. Die Ansätze, die Robert Roelofsen und Uwe Ehlers reingebracht haben, sind schon sehr positiv. Halle war ein guter Anfang.

Sie haben aus sechs Heimspielen ganze zwei Punkte geholt und zudem im Landespokalhalbfinale zu Hause verloren. Gibt es so etwas wie einen Heimfluch oder gar Heimdruck?

Statistisch gesehen ja, aber für mich persönlich sollte jedes Spiel – egal ob heim oder auswärts – so angegangen werden, dass man immer gewinnen will.

Wie groß sind denn die Chancen, dass die Kogge am Saisonende auf Platz vier landet?

Solang rechnerisch noch alles möglich ist, sollte man sich nie hängen lassen. Wir sind als Profis dazu verpflichtet, alles zu geben. Das ist unser Job. Dementsprechend musst du alles in die Waagschale werfen, was du hast. Gerade das macht letzten Endes erfolgreiche Mannschaften aus, die diese Mentalität bis zum Schluss aufrechterhalten.

Im Vergleich zur vergangenen Saison: Wo sehen Sie Parallelen?

Damals hatten wir im Herbst auch diese Wahnsinnsserie und in der Rückrunde war der Wurm drin und es lief nicht mehr viel – ähnlich wie in dieser Saison.

Wenn man mal Ihre langjährige Rolle als Kapitän betrachtet: Wie sehr interessiert die Trainer bei wichtigen Entscheidungen auch Ihre Meinung?

Ich bin ja schon in mehreren Vereinen Kapitän gewesen und habe im Laufe der Jahre festgestellt, dass man am erfolgreichsten war, wenn man in die Mannschaft hineingehört hat. Sprich wenn du einen gewissen Konsens mit ihr gefunden hast. Ein Austausch sollte regelmäßig vorhanden sein. So handhabe ich es auch heute noch.

Schweifen wir mal ab ins Jahr 2002. Sie spielten auf der Insel für die Blackburn Rovers. Inwieweit hat Sie diese Zeit geprägt? Was konnten Sie mitnehmen?

Die Einstellung zum Sport und natürlich die englischen Tugenden und Mentalitäten „Niemals aufgeben und immer alles geben“ sind haften geblieben. Der Fußball wird dort gelebt und geatmet. Das wurde mir nahezu eingeimpft.

In England machten Sie auch einige Spiele für die Reserve, die in einer eigenen Liga kickt. Vor ein paar Wochen gab es hier in Deutschland die Entscheidung, dass Profi-Vereine selbst entscheiden können, ob sie ihre U23 am regulären Spielbetrieb teilnehmen lässt oder nicht. Wo sehen Sie die Vor- und Nachteile?

Dazu muss ich ein wenig ausholen. In England gibt es eine North und eine South Reserve League, in der die Mannschaften eine eigene Runde ausspielen. Regelmäßig laufen dort die besten A-Jugendspieler, die Reservespieler der 1. Mannschaft und fünf oder sechs Regular-Reserves auf. Letztere spielen ausschließlich in der Reserve und werden für zwei Jahre verpflichtet. Ihre Entwicklung wird genau beobachtet und wenn sie sich nicht verbessert, können sie wechseln. So hat man diese Spieler immer im Fokus. Und ganz klar, die A-Jugendspieler werden auch erheblich gefordert und man tritt schon mal gegen Top-Spieler an. Wir haben damals mit der Reserve an der Anfield Road in Liverpool gespielt. Da kamen 11.000 Zuschauer. Oder auch gegen Manchester United: damals schoss uns Diego Forlán mit fünf Toren vom Platz. Das Niveau spielt da eine nicht unerhebliche Rolle.

Seit 2010 haben Sie Ihre Zelte an der Ostsee aufgeschlagen. Sie haben Spieler und Trainer kommen und gehen sehen, Siege gefeiert und Niederlagen verdauen müssen. Was hält einen gebürtigen Pfälzer hier in Rostock?

Also, erst einmal bin ich kein gebürtiger Pfälzer. Ich bin Rheinland-Pfälzer. Bei uns zu Hause hat das noch einen besonderen Stellenwert. (lacht) Nein aber mal ernsthaft, die Mentalität passt einfach. Meine beiden Söhne sind ja auch hier geboren und die Verbundenheit zu Rostock ist da sehr groß.

Hat Ihre Frau ein Mitspracherecht bei schwierigen Entscheidungen?

Natürlich diskutieren wir zu Hause, aber sie ist auch diejenige, die sämtliche Entscheidungen mitgetragen hat und auch mitträgt.

Es existieren ja hier und da Gerüchte, dass man Sie gerne halten möchte…

Gar keine Frage, dass ich bleiben will. Es hat ein Austausch mit dem Verein stattgefunden. Beide Seiten können es sich vorstellen, aber alles Weitere sieht man dann zu gegebener Zeit.

Kommen wir nochmal zur aktuellen Saison: Am Samstag (12.4.) treffen Sie auf die Preußen aus Münster, die in der Tabelle mit nur einem Punkt Abstand zwei Plätze hinter Ihnen liegen. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Es ist kein einfacher Gegner, wobei in dieser 3. Liga kein Spiel auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Wir müssen in diese Partie mit dem richtigen Plan. der richtigen Einstellung und Mentalität reingehen.

Bleiben die Punkte an der Ostsee?

Ganz klar, es gilt einen Heimsieg einzufahren. Alles andere interessiert nicht.

Können Sie sich noch erinnern, was Sie am 12.4.2013 getan haben?

(überlegt lange) Hmmm, nein nicht wirklich.

Stichwort Aachen (Anmerkung der Redaktion: Hansa drehte eine 3:1-Führung der Aachener und gewann auswärts mit 4:3. Sebastian Pelzer – damals mit Zehenbruch und Gipsfuß mitgereist – verfolgte das Geschehen von der Bank)!

Aachen? Ach ja… Da bin ich rumgehumpelt auf dem Platz nach dem verrückten Sieg…

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihrem Team genau ein Jahr später alles Gute für den kommenden Spieltag und für alle noch folgenden Partien, viel Erfolg und maximale Punkte. Vielen Dank für das Interview!

 

FOTOS: Sebastian Ahrens / rostock-fotos.de

   

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