Osnabrücker Jubelstürme: "Etwas ganz Großes geschafft"
Es war 15:51 Uhr, als Schiedsrichter Jonas Weickenmeier das Heimspiel des VfL Osnabrück gegen den VfR Aalen mit dem Schlusspfiff beendete und damit Jubelstürme auf den Rängen und dem Platz auslöste. Genau 2.888 Tage nach der verlorenen Relegation gegen Dynamo Dresden ist der VfL zurück in der 2. Bundesliga – und feierte den Aufstieg entsprechend ausgelassen.
Nach Abpfiff brechen alle Dämme
Ausverkauftes Stadion, bestes Wetter und vor drei Tagen das 120-jährige Vereinsjubiläum gefeiert: Besser konnte der Rahmen für die Zweitliga-Rückkehr des VfL Osnabrück an diesem Samstagnachmittag nicht sein. Und der VfL nutzte ihn. Weil Wiesbaden zeitgleich in Jena patzte, verwandelten die Lila-Weißen direkt den ersten Matchball zum vorzeitigen Aufstieg.
Felix Agu sorgte mit seinem Treffer nach 28 Minuten für den ersten Jubelschrei in der mit 14.358 Zuschauern ausverkauften Bremer Brücke. Als Benjamin Girth eine Minute vor Abpfiff alles klar machte, brachen alle Dämme. Rund 100 Fans, die bereits hinter der Bande warteten, liefen auf den Platz und begruben den Torschützen unter einer Jubeltraube – dabei war die Partie noch gar nicht beendet. Kurz danach konnte aber weitergespielt werden, ehe der Unparteiische das Spiel nach 90 Minuten und 15 Sekunden abpfiff. Nun gab es endgültig kein Halten mehr, innerhalb von Sekunden füllte sich der Platz mit freudestrahlenden Fans – und mitten unter ihnen die Spieler. "Wir haben eine unfassbare Saison gespielt, unfassbar intensiv", sagte Torhüter Nils Körber im "Telekom"-Interview mit hörbar angeschlagener Stimmer und stellte heraus: "Das ist kein Glück, das ist einfach nur harte Arbeit. Jetzt genießen wir und feiern heute richtig – bis zum Limit."
Thioune findet es "überwältigend"
Trainer Daniel Thioune verschwand kurz nach Abpfiff zunächst in der Kabine, ehe er zu seiner Familie ging. "Im Moment fällt ein bisschen was von mir ab. Es war hart, es war viel. Es ist überwältigend", sagte er anschließend sichtlich bewegt bei "Magenta Sport". Es werde ein paar Tage brauchen, "bis man realisiert, was man geschafft hat." Thioune sprach von einer Mission. "Die habe ich zu 100 Prozent erfüllt, glaube ich."
Ein Ziel hat der Osnabrücker Coach aber noch: "Wir wollen jetzt Meister werden." Ein Sieg bei Energie Cottbus am nächsten Samstag und dieses Ziel wäre ebenfalls erreicht. Zunächst stehen aber die Feierlichkeiten an. Wie lange diese andauern werden, darüber wollte Thioune keine Prognose abgeben, sagte aber: "Bis zur Abfahrt am Mittwoch müssen die Jungs wieder da sein." Dann nämlich steht für den VfL das Halbfinale im Landespokal gegen die SpVgg Drochtersen/Assel an.
"Nie mehr 3. Liga"
Während Sportdirektor Benjamin Schmeedes die Ereignisse unmittelbar nach Abpfiff nur "ganz schwer in Worte" fassen konnte, jubelte Marcos Alvarez: "Gänsehaut. Einfach geil und unfassbar." Durch den Aufstieg hat sich das am Saisonende auslaufende Arbeitspapier des Angreifers automatisch verlängert – einen Bericht von liga3-online.de bestätigte Alvarez am "Telekom"-Mikrofon. Für Abwehrspieler Adam Susac stand unterdessen fest: "Wir haben etwas ganz Großes geschafft." Und wie lautet das Erfolgsmotto des VfL? "Nie aufgeben", fasste der 29-Jährige zusammen.
Was folgte, waren unzählige Bierduschen. Auch auf der Pressekonferenz nach dem Spiel wurde Thioune von seinen Spielern mit reichlich Gerstensaft übergossen, während die Fans im Stadion weiter feierten. "Nie mehr 3. Liga" und "Der VfL ist wieder da" wurde immer wieder angestimmt, auch die obligatorische Humba sowie die Vereinshymne durften nicht fehlen. "Wir sind alle ein Stück VfL Osnabrück", heißt es darin. Passender lässt sich die Saison der Lila-Weißen wohl nicht zusammenfassen. Mit dem siebten Aufstieg ist der VfL nun Rekordaufsteiger in die 2. Bundesliga – und will sie so schnell auch nicht mehr verlassen.