VfL: Krachende Derby-Niederlage lässt Stimmung überkochen
Was war das für eine Vorstellung? Im mit Spannung erwarteten Derby gegen Preußen Münster präsentierte sich der VfL Osnabrück am Samstag in einem desolaten Zustand und unterlag deutlich mit 1:4. Eine Niederlage, die die Stimmung im Umfeld überkochen lässt.
Mangelhaft bis ungenügend
Viel hatten sich die Lila-Weißen nach Aussage von Cheftrainer Joe Enochs vorgenommen, doch was seine Mannschaft schließlich auf dem Platz zeigte, glich teilweise einer Arbeitsverweigerung: Vor allem in der ersten Halbzeit stimmte die Zuordnung überhaupt nicht, sodass viele Pässe beim Gegner landeten. Ohnehin war das Passspiel mangelhaft, auch das Zweikampfverhalten war eines Derbys nicht würdig. Und die gerade in einem Derby so wichtige Leidenschaft? Die stimmte auch nicht. Bereits nach vier Minuten ging der VfL in Rückstand. Aufbäumen? Fehlanzeige. Das 0:2 nach 29 Minuten war daher folgerichtig. Erst kurz vor der Pause steigerten sich die Gäste, allerdings auf nach wie vor schwachem Niveau.
Ein Blitz-Elfmeter brachte Osnabrück unmittelbar nach Wiederanpfiff zunächst wieder ran, doch schon drei Zeigerumdrehungen später war der alte zwei-Tore-Rückstand wieder hergestellt und das Derby praktisch entschieden. Der VfL trat im zweiten Durchgang zwar insgesamt offensiver auf, wirklich gefährlicher wurde die Enochs-Elf aber nicht. Mit dem 1:4 waren die Niedersachsen am Ende noch gut bedient, ein fünftes oder gar sechstes Gegentor wäre durchaus möglich gewesen.
"Das Ergebnis ist hochgradig peinlich"
"Die Niederlage tut richtig, richtig weh", befand der VfL-Coach nach Abpfiff. Weitaus deutlichere Worte fand Kapitän Halil Savran – der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte er: "Das Ergebnis ist hochgradig peinlich und dieses Vereins nicht würdig." Der Auftritt bei den Preußen sei nicht das gewesen, "was wir von uns selber erwarten", betonte der 32-Jährige und gab zu: "Mir fehlen selbst ein bisschen die Worte, um das zu erklären." Dennoch nahm er die Mannschaft ein stückweit in Schutz und legte die "Hand dafür ins Feuer", dass niemand weniger gelaufen sei oder gegen irgendjemanden gespielt habe. "Hier will jeder gewinnen", so Savran. Der Siegeswille war den Kickern in Lila-Weiß am Samstag aber nicht anzumerken – zu keinem Zeitpunkt.
Und nur mit "im Moment erzwingen wir nicht das Glück" ist die krachende Niederlage beim SC Preußen Münster unterdessen wohl kaum zu erklären. Dafür war der VfL am Samstag viel zu weit von den eigenen Ansprüchen entfernt – weiß auch Marcos Alvarez: "Ich weiß nicht, ob wir in der C-Jugend aufgehört haben, Fußball zu spielen. Zurzeit ist alles sehr planlos, was wir machen." Jeder, so sagte er gegenüber der "NOZ" müsse sich an die eigene Nase fassen. "Es ist einfach viel zu wenig", lautet das Fazit des 26-Jährigen.
Kritik an Enochs wird immer lauter
Klar ist: Die herbe 1:4-Niederlage hat die Stimmung im Umfeld überkochen lassen, nach Spielende bestand großer Redebedarf zwischen Fans und Spielern. Im Zentrum der Kritik steht Joe Enochs, der aus 30 Spielen im Jahr 2017 nur 32 Punkte geholt hat – das ist die Bilanz eines Absteigers. Viele Fans forderten unmittelbar nach der Derby-Pleite den Rücktritt des US-Amerikaners, doch damit beschäftigte sich Enochs nicht: "Ich zweifele nicht an meiner Arbeit. Es geht nicht um mich. Wir müssen sehen, dass der VfL so schnell wie möglich wieder aus dem Tabellenkeller kommt", wird Enochs in der "NOZ" zitiert.
Sind das schon die üblichen Durchhalteparolen? Und wie viel Zeit bekommt der 46-Jährige, dessen Vertrag erst im April bis 2020 verlängert worden ist, noch? Der Blick auf Tabelle sollte die Alarmglocken bereits schrillen lassen: Nur zwei Siege aus elf Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Der desolate Auftritt in Münster tat sein Übriges dazu. Es sind schwere Zeiten, denen der VfL entgegen blickt. Abstiegskampf lautet die bittere Realität.