VfL gewinnt Wahnsinnsspiel – Hohnstedt sagte Siegtor voraus

Was für ein Wahnsinn, was für ein Spektakel haben der VfL Osnabrück und der 1. FC Magdeburg am Samstagnachmittag an der Bremer Brücke geboten! Es war fast schade, dass „nur“ 8.722 Zuschauer ein Spiel der Note Eins mit Sternchen verfolgten – die hatten dann aber die Verzögerung von 15 Minuten gerne in Kauf genommen.

Viele Chancen, aber (noch) keine Tore zur Pause

Dass schlussendlich der VfL Osnabrück die Oberhand behielt, das kann allein durch Leistung nicht erklärt werden: Beide Teams schenkten sich nichts und boten trotz einigen Fehlern hier und da Fußball auf allerhöchstem Drittliga-Niveau, das auch den Fans viele Nerven und kühles Blut abverlangte. Alles begann mit einer starken Phase des 1. FC Magdeburg – auch dadurch bedingt, dass sich Osnabrück ungewohnt viele Fehler im Spielaufbau leistete und somit die Blauen zu mehreren Tempogegenstößen in der gegnerischen Hälfte einlud. Allen voran Manuel Farrona Pulido machte in der ersten Halbzeit nicht nur durch seine sehenswerten Dribblings auf sich aufmerksam, sondern auch mit zwei deftigen Abschlüssen (9./13.) aus der Distanz sowie einem herausgeholten Elfmeter gegen den ungeschickten El-Bouzzati (17.) – diesen konnte Torjäger Christian Beck für seinen FCM allerdings nicht verwandeln, er scheiterte an Keeper Marius Gersbeck. Weil auch Halil Savran (25.) und Ahmet Arslan (33.) ihre Gelegenheiten nicht nutzen konnten, blieb es zur Pause bei einem 0:0 der besten Sorte.

Reimerink „sollte einfach mal den Abschluss suchen“

Doch dieses Spiel hatte Tore verdient, und so dauerte es nach dem Seitenwechsel nicht lang, bis plötzlich Osnabrück die Führung markierte: Jules Reimerink tankte sich mit legalen Mitteln und viel Körpereinsatz gegen seinen Gegenspieler Nils Butzen auf dem linken Flügel durch, suchte dann den Abschluss und netzte aus spitzem Winkel rechts unten ein (58.), ein toller Treffer! „Meine Teamkollegen haben mir in der Pause gesagt, ich solle doch einfach mal den Abschluss suchen“, gab der Torschütze nach Abpfiff zu Protokoll, „das habe ich dann gemacht. Hat ganz gut geklappt!“ In der Tat – und es sollte der Dosenöffner für Osnabrück werden, die weiter nach vorne marschierten und nur fünf Minuten später nachlegten: Marc Heider brachte einen Wriedt-Freistoß per Kopf an den zweiten Pfosten, wo Christian Groß einnickte (63.). Die Vorentscheidung? Vieles deutete darauf hin, aber Magdeburg gab sich nicht auf – und kam auch durch VfL-Torhüter Gersbeck nochmals zurück.

Gersbecks Patzer bringen Magdeburg zurück

Diesem unterliefen nämlich ein kleinerer sowie ein größerer Patzer binnen weniger Minuten: Erst brachte er Beck während dessen einziger wirklich gelungener Aktion im Sechzehner zu Fall, es gab wieder einen Strafstoß für die Gäste. Farrona Pulido belohnte sich für seinen guten Auftritt und wuchtete den Ball oben unter den Querbalken (77.). Vier Minuten später griff Gersbeck nach einem FCM-Einwurf im eigenen Fünfmeterraum nicht richtig zu, das Leder sprang zum reaktionsschnellen Ahmed Razeek – der Ausgleich (81.)! Was für ein Wahnsinn an der Bremer Brücke, in dem das allerletzte Wort aber noch nicht gesprochen war: Der eingewechselte Michael Hohnstedt stieg nach einer Ecke von Wriedt am Höchsten und köpfte tatsächlich das umjubelte 3:2 ein (86.), das auch den Endstand bedeuten sollte. Was für ein Krimi am Samstagnachmittag!

Hohnstedt sagt Siegtor voraus

Es war eine besondere Geschichte für Hohnstedt, das „Kampfschwein“ des VfL Osnabrück. Er muss sich auf der linken Abwehrseite zumeist hinter Alexander Dercho anstellen, wird aktuell nur als Joker gebraucht. „Natürlich würde ich lieber von Beginn an spielen“, räumte der Verteidiger ein, „aber ich bin ein Teamplayer und stelle meine Wünsche gerne in den Hintergrund.“ Gegenüber Tobias Willers habe er, wie er nach Spielende erzählt, sogar noch vor Anpfiff gescherzt: „Heute werde ich eingewechselt und mache das entscheidende Tor! So eine Geschichte schreibt wohl nur der Fußball“, jubelte Hohnstedt. Trainer Joe Enochs freute sich derweil wie gewohnt eher innerlich, konnte sich aber auf die Brust schreiben, mit Doppel-Vorlagengeber Wriedt und eben Hohnstedt ein goldrichtiges Händchen bewiesen zu haben. So geht der VfL Osnabrück mit viel guter Laune, acht Punkten und noch keiner erlittenen Niederlage in die zweiwöchige Punktspielpause: Zeit, die wohlbenötigt wird, um dieses Spektakel in Ruhe verdauen zu können. Am Mittwoch steht allerdings bereits das Landespokalspiel gegen den VfL Oldenburg an.

   

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