Osnabrück: Klassenerhalt gesichert – Konflikt mit Fans

Es war ein wichtiges Spiel für den VfL Osnabrück, diese Begegnung mit dem SV Babelsberg 03 am 34. Spieltag der laufenden Drittligasaison. Zumindest sportlich konnte die Saison mit dem glanzlosen 1:0-Sieg über die stark abstiegsgefährdeten Filmstädter abgeschlossen werden – in den verbleibenden vier Spielen muss die Mannschaft des VfL Osnabrück dennoch nochmal kämpfen, um das zerschnittene Tischtuch zwischen Mannschaft und Fans wieder zusammenzuflicken.

Schweigende Fans sehen schwache 1. Halbzeit

Dienstagabend, 19.00 Uhr, ein Spiel unter Flutlicht. Normalerweise bebt die Osnabrücker "Bremer Brücke" bei solchen Spielen, gerade wenn sie einen solch wichtigen Wert für die Zukunft des gesamten Vereins haben – das Problem: Es ging um den Klassenerhalt in der 3. Liga nach zuletzt mehr als schwachen Auftritten gegen Oberhausen, Münster und Jena. Dementsprechend enttäuscht zeigten sich die Anhänger der Lila-Weißen, nachdem es im letzten Auswärtsspiel am vergangenen Samstag in Jena bereits einen Stimmungsboykott der nach Jena gereisten VfL-Fans gab, herrschte auch am gestrigen Dienstag, zumindest in den ersten 45 Minuten, Totenstille in der osnatel ARENA. Nur die mitgereisten Babelsberg-Fans machten ab und an auf sich aufmerksam. Wahrscheinlich enttäuscht von der nicht vorhandenen Unterstützung der eigenen Fans zeigte sich das Team um Trainer Claus-Dieter Wollitz anfangs zwar bemüht, hatte in Person von Costa und Tauer in den ersten drei Minuten gar schon Torchancen, nahm diesen Schwung aber nicht mit in den weiteren Verlauf der 1. Hälfte. Die größte Chance hatte noch Stürmer Hennings, als dieser einen Freistoß an die Latte des gegnerischen Tores setzte (12.). Doch dann entwickelte sich das Spiel zu einem ohne große Chancen, auf beiden Seiten schlichen sich immer wieder nicht klassengerechte Fehler ein, die die jeweils gegnerische Mannschaft jedoch auch nie wirklich zu nutzen wusste. Kurz vor der Halbzeitpause bekam der eingewechselte Nulldrei-Torhüter Rauch nochmal was zu tun, als Hennings (44.) und Costa (45.) ihn zu Paraden zwangen. Die vom bis dato 0:0-Unentschieden enttäuschten VfL-Fans schickten ihre Mannen pfeifend in die Kabine.

Hennings erlöst VfL

Nach dem Pausentee rangen sich dann einige Anhänger des VfL doch mal zum ein oder anderen Gesang durch, ausgelöst durch die nun engagiertere Leistung der VfL-Mannschaft. Anscheinend hatten sie nun erkannt, dass die stark abstiegsbedrohten Babelsberger ebenso oder gar noch weniger Qualität in ihren Reihen haben wie die Lila-Weißen selbst. So zeigten sich die Osnabrücker etwas dominierender, kamen auch das ein oder andere Mal vor das Tor der Nulldreier, ehe der heute glücklose und zweikampfschwache Leih-Stürmer Kachunga durch den VfL-Youngster Pauli ersetzt wurde. Dieser zeigte sich unbeirrt, nachdem ihm Publikums-Liebling Jan Tauer den Ball auf der linken Außenbahn mustergültig in den Lauf passte. Nachdem er den letzten herbeigeeilten Abwehrspieler umspielte, behielt er an der Strafraumkante die Nerven und sah den einlaufenden Stürmer Hennings, der aus kurzer Distanz vollendete (75.). Nun war anscheinend der Bann gebrochen, einige Fans konnten sich über diese Führung gar ausgiebig freuen. So war es wieder dieser einsatzwillige Tauer, der in der 83. Minute einen Strafstoß für den VfL herausholte. Wurde dieser noch als möglicher ausführender Schütze von den Fans gefeiert, eilte Torhüter Riemann herbei, der nach eigenen Aussagen auch schon früher einige Elfmeter verwandelt habe und sich auch diesmal ziemlich sicher war, den Ball im Tor versenken zu können. Doch nichts war es mit der Vorentscheidung, Riemann spielte seinem Kollegen Rauch den Ball haltbar in die rechte untere Torecke. Fast hätte sich diese Leichtfertigkeit noch gerecht, als Riemann vor seinem eigenen Tor gegen Kauffmann parieren musste (90.) – zwar bemühten sich die Babelsberger noch um den Ausgleich, die spielerischen Mittel fanden sie aber nicht mehr. Das zumindest in der 2. Halbzeit etwas unterhaltsame Drittliga-Spiel endete also dementsprechend leistungsgerecht mit 1:0 für den VfL Osnabrück.

VfL sichert Klasse – und feiert

Ob dieser Sieg ein Grund zur Freude darstellt, bleibt wohl umstritten. Wie die "Osnabrücker Nachrichten" in ihrer Mittwoch-Ausgabe berichten, sollen die Spieler des VfL den gesicherten Klassenerhalt mit Party-Hits in der eigenen Kabine lautstark gefeiert haben. Für mittelklassige Teams ohne mittelfristigen Anspruch auf die 2. Bundesliga könnte der Klassenerhalt, der mit neun Punkten Vorsprung auf Platz 18 bei vier verbleibenden Partien wohl gesichert sein sollte, ein Grund zum Feiern sein. Doch für den VfL Osnabrück, dessen Umfeld und Fans ist es eigentlich schon schlimm genug bzw. sollte es schlimm genug sein, doch noch in diese Lage geraten zu sein, war doch zum Jahresanfang noch vom Aufstieg die Rede.

Konflikt mit den Fans muss ausgeräumt werden

Ein wenig eingeschnappt zeigte sich die VfL-Mannschaft nach dem glanzlosen 1:0-Sieg über den SV Babelsberg 03 nach dem Spiel und vor ihrer anscheinenden Feier in der Kabine. Nachdem sich die Mannschaft auf dem Feld nochmal zu einem Kreis zusammenschloss, ging sie einheitlich, ohne einen Blick Richtung Fans zu werfen, in die Kabine. Zwar ist die Enttäuschung des Teams nach fehlender Unterstützung durch die eigenen Fans im eigenen Stadion ein wenig zu verstehen, doch ist diese Antwort auf das Schweigen der Fans wohl kaum die richtige. In den verbleibenden vier Spielen und darüberhinaus liegt es nun beim VfL-Team, den Konflikt mit den Fans auszuräumen. Die Fans werfen ihrer Mannschaft vor, sie hätten kein Herz, keine Seele, seien leblos. Sie würden sich nicht vollends mit dem VfL Osnabrück identifizieren. Die Trotz-Reaktion des Teams ändert wohl nicht wirklich etwas an dieser Ansicht der Fans.

Babelsberg muss weiter zittern

Für die im wahrsten Sinne des Wortes heißeste Szene des Spiels sorgten übrigens die Anhänger des SV Babelsberg 03: Mit einigen pyrotechnischen Gegenständen empfingen diese ihr Team nach der Halbzeitpause. Doch die damit verbundene Strafzahlung für den Verein ist wohl noch das geringste Problem der Filmstädter – schließlich ist der Klassenerhalt stark gefährdet. Die Babelsberger verweilen auch nach diesem Spieltag auf dem 18. Tabellenplatz, sind noch längst nicht abgeschrieben. Die auf Platz 15 mit zwei Punkten Vorsprung stehenden Wiesbadener haben schon gespielt, Rot-Weiß Oberhausen (Platz 17) und Arminia Bielefeld (Platz 16) sind heute gegen Darmstadt bzw. Chemnitz gefragt. Verlieren beide, ändert sich an der Situation der Nulldreier nichts – nach einem Spieltag kann dann schon ein ganz anderes Team unter dem Strich stehen. Am kommenden Wochenende geht es bereits weiter, der SV Babelsberg 03 empfängt den VfR Aalen am Samstag um 14.00 Uhr, zum gleichen Zeitpunkt ist der VfL Osnabrück beim bereits abgestiegenen SV Werder Bremen II zu Gast.

Die Fotos zum Osnabrücker-Sieg:

FOTOS: Flohre Fotografie

   

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