"Ohne Worte": Wechselposse kostet Halle die Tabellenführung

Es gibt sie immer wieder: Fußballspiele, nach deren Abpfiff nur noch über eine einzige Szene diskutiert wird. Ein solches fand am Samstagnachmittag auch in Halle statt. Beim 2:2-Unentschieden gegen Preußen Münster drehte der HFC zunächst einen Rückstand – und gab die drei Punkte im Zuge einer Wechselposse doch noch aus der Hand. Der kuriose Treffer ließ nach Spielende eine Vielzahl fragender Gesichter zurück.

Zwei gehen, einer kommt – und Münster trifft

Am vergangenen Wochenende kletterte der Hallesche FC an die Spitze der 3. Liga. Nun ist klar: Es war erstmal nur ein kurzes Vergnügen. Durch den ersten Punktverlust nach drei Siegen in Folge mussten die Saalestädter die SpVgg Unterhaching passieren lassen. Dass HFC-Trainer Torsten Ziegner darüber nicht sonderlich erfreut war, liegt in der Natur der Sache. "Auf der anderen Seite", so der Übungsleiter am "Magenta Sport"-Mikrofon, "brauchen wir uns jetzt auch keine Sorgen machen in irgendeiner Form." Ohnehin erschien das Ergebnis nach Abpfiff fast nebensächlich. Denn die Diskussionen drehten sich lediglich um den letzten der vier Treffer.

Der Reihe nach: Halle startete gut und wurde seiner Favoritenrolle im ersten Durchgang gerecht. Ein Tor wollte trotz mehrerer Großchancen jedoch nicht fallen. Das änderte sich direkt nach Wiederanpfiff – allerdings nicht zur Freude der Gastgeber. Münsters Özcan bediente Mörschel, welcher zum 0:1 einschob (48.). Der Rückschlag weckte Halle scheinbar erst so richtig auf: Erdogan verlängerte eine Göbel-Flanke, am langen Pfosten nickte der freistehende Sohm ein (63.). Der HFC blieb dran und bog wenig später vermeintlich schon auf die Siegerstraße ein. Preußens Heidmann nahm im Sechzehner unerlaubt den Arm zur Hilfe und verursachte einen Elfmeter. Bahn versenkte locker im linken Eck (77.).

"Habe gedacht, ich muss raus"

Kurz vor dem Ende wurde es dann unübersichtlich: Sohm fühlte sich fälschlicherweise von der Münsteraner Auswechseltafel angesprochen und wurde von Schiedsrichter Michael Bacher vom Feld geschickt. Auf der gegenüberliegenden Seite machte sich jedoch auch der eigentlich für die Auswechslung vorgesehene Boyd auf den Weg in Richtung Auswechselbank. Noch bevor dieser das Grün verlassen hatte, mahnte der Unparteiische zum Weiterspielen. So konnte auch der eingewechselte Washausen nur aus der Ferne zusehen, wie der Sekunden zuvor ins Spiel gebrachte Gordowski den Ball unter die Latte drosch und das Leder von dort zum Ausgleich hinter die Linie sprang (85.). Zu diesem Zeitpunkt war der HFC faktisch nur zu Neunt.

Pascal Sohm, eine der Hauptfiguren des Wechseltheaters, bemühte sich nach Abpfiff um eine Rekonstruktion der Geschehnisse: "Also, ich habe die Neun auf der Anzeigetafel gesehen und habe gedacht, ich muss raus. Das war ein großes Missverständnis. Ohne Worte." Zurück auf den Platz durfte er anschließend zunächst übrigens nicht. Ein Aspekt, den sein Trainer nicht nachvollziehen konnte. "Am Ende des Tages haben die Schiedsrichter uns vorgegeben, dass wir die Neun rausnehmen müssen und Terrence Boyd auf dem Feld bleiben muss. Und das wollten wir gar nicht. Das kann es ja nicht sein. Jetzt wird das Spiel schon durch einen Lesefehler entschieden."

Boyd beweist Sportsgeist

Angesprochener Boyd hingegen wollte sich nicht weiter mit den Geschehnissen rund um das Tor zum 2:2 beschäftigen und bewies Sportsgeist: "Wenn wir ein Team sein wollen, das zu den Besten der Liga gehört, dann müssen wir das auch schon vorher – oder ohne diese Szene – klären." Die nächste Aufgabe hat es nun in sich: Am kommenden Samstag gastiert Halle zum Spitzenspiel bei Eintracht Braunschweig. Gelingt dann der Sprung zurück an die Spitze?

   
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