Nicht zu stoppen: Den VfL Osnabrück hält keiner mehr auf!

Neun Punkte Vorsprung, noch acht Spiele. Sicher tut der VfL Osnabrück als Erster der 3. Liga dennoch gut daran, jetzt keine Lässigkeit heraushängen zu lassen – aber das wird er so oder so nicht zu. Spätestens nach dem 3:1 in Kaiserslautern wird sich die Konkurrenz beugen müssen, erste Gratulationen trudelten schon ein. Ja, dieser VfL Osnabrück gehört in die zweite Liga! Ein Kommentar.

Die Liga bewundert den Spitzenreiter

Voller Bewunderung blickt die Spielklasse nicht nur sprichwörtlich zu einem Verein hinauf, auf den noch vor acht Monaten kaum jemand einen Pfennig gesetzt hätte. Der VfL Osnabrück steht kurz vor der Vollendung einer Mission, von der eigentlich in diesem Jahr erstmals Abstand genommen wurde: Die Rückkehr in die Zweitklassigkeit. Zu oft hatten sich die Niedersachsen in ihren Ambitionen verrannt, in ihrem Ehrgeiz die Realität verkannt, nicht gut gewirtschaftet und aus den stets vorhandenen Möglichkeiten viel zu wenig entwickelt, weil in jedem Jahr die Konstanz fehlte – außer im vergangenen, das lief durchweg schlimm.

Aber dann wählte Lila-Weiß einen anderen Ansatz, der auf Vertrauen fußte. Vertrauen in Daniel Thioune, der als "kleine" VfL-Legende in die Fußstapfen der bedeutend größeren Brücken-Ikone Joe Enochs treten musste. Als Thioune übernahm, war Osnabrück abstiegsgefährdet. Als die Saison ein halbes Jahr später vorbei war, hatte sich der VfL irgendwie gerettet. Auf Platz 17, der zwölf Monate darauf den Gang in die Regionalliga bedeutet hatte. Der VfL hielt an ihm fest, verstärkte sich im Sommer auf einigen Positionen – aber niemals nominell in einer Art, in der er von auch nur einem einzigen Experten zum Aufstiegskandidaten ernannt wurde. Es fühlte sich nach Übergangsspielzeit an, mit dem bescheidenen Motto: Einfach nur etwas besser sein als in der grauenhaften Vorsaison, die Fans zurückgewinnen.

Eine komplette Mannschaft

Dass daraus so viel mehr wurde, daran haben viele ihren Anteil. Los ging es mit einem Hauch Spielglück: Osnabrück besiegte Würzburg zum Auftakt in letzter Minute, holte ein 2:2 nach 0:2-Rückstand gegen München, schoss anfangs dominante Münsteraner im Derby mit 3:0 ab. Schon nach dem ersten Heimspiel standen zudem die Fans, die durch das Pannenjahr verprellt schienen, wieder ihren Mann – die Würzburg-Partie sollte bis heute die Minuskulisse der gesamten Spielzeit bilden. Und das Team hatte einen sofortigen Kredit, den es eigentlich gar nicht brauchte. Denn Osnabrück, angetrieben von Mentalitätsmonstern, Arbeitstieren, feinen Technikern, einer bockstarken Defensive und dem sensationellen Nils Körber im Tor, jubelte sich von Woche zu Woche mehr in einen Rausch. Der VfL, er ist der Inbegriff einer "kompletten" Mannschaft. Es ist auch der Verdienst von Sportdirektor Benjamin Schmedes, der bei vielen Transfers das richtige Gespür hatte.

Negativerlebnisse gab es nicht. Was der VfL, was Thioune anpackte, welche Entscheidung er auch traf, sie war zu mindestens 95 Prozent die richtige Wahl. Taktisch implementierte er einen fließenden Übergang zwischen Dreier- und Viererkette, baute eine unglaublich variable, dominant wie auf Konter lauernd auftretende Mannschaft um die Mittelfeld-Säulen David Blacha und Ulrich Taffertshofer. Vorne genügte die Unberechenbarkeit in den Aktionen der besten Stürmer Marcos Alvarez und Marc Heider, dazu ein bislang nicht stetig, aber punktuell sehr überzeugender Wintertransfer Benjamin Girth. Und ziehen diese Optionen nicht, so funktioniert hin und wieder selbst Plan C. Siehe Steffen Tigges: Der 20-Jährige leitete per Doppelpack das 3:1 in Kaiserslautern ein.

Ein ganz besonderes Selbstverständnis

Die Roten Teufel waren es dann auch, die am Sonntag ehrfurchtsvoll Respekt zollen mussten. Der längst geschlagene einstige Topfavorit dieser Liga, gestartet mit großen Hoffnungen und Erwartungen, schaffte es nie, in Pflichtspielen ein Selbstverständnis wie das des VfL Osnabrück zu erzeugen. Dieser Mix aus Souveränität, Spielfreude und Gelassenheit – daran kommt keine andere Mannschaft der 3. Liga heran. Nicht Karlsruhe, nicht Wiesbaden, nicht Halle oder Rostock. Nur Lila-Weiß ist so konstant unbequem zu spielen, weil es so viele taktische Finessen mit individueller Galligkeit paart. Und genau deshalb wird der VfL Osnabrück nach acht langen Jahren in einigen Wochen wieder in den Zweitliga-Express einsteigen. Er hat es sich verdient.

   

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