Koschinat gibt sich Mitschuld an Pleite: "Vom Gegner überrascht"
Es war ein Spektakel, das der 1. FC Saarbrücken gegen den SV Wehen Wiesbaden geboten hatte – allerdings nur im zweiten Durchgang, weshalb letztlich eine 3:4-Niederlage gegen die Hessen zu Buche stand. Trainer Uwe Koschinat gab sich an der Pleite eine Mitschuld, konnte aber trotz fehlender Punkte auch etwas Positives aus dem Spiel ziehen.
0:4 zur Pause
Erst einmal herrschte für wenige Sekunden Ruhe. Uwe Koschinat musste sich sammeln, genau überlegen, was er nun zum Spiel, vor allem der Leistung seiner Mannschaft, sagt. Nach etwas Bedenkzeit meinte der 50-Jährige, er und sein Team seien im ersten Durchgang vom Gegner überrascht worden: "Ich habe die Mannschaft auf eine andere Art des SV Wehen vorbereitet, habe nicht geglaubt, dass sie aus einer Dreierkette operieren", nahm er sich mit in die Verantwortung. Auch den Angriff der Hessen, durch seine "brutale Geschwindigkeit" bestechend, hätte der FCS "unterschätzt".
Und so erlebten die Saarländer im ersten Durchgang ein Debakel. Nach Gegentreffern durch Ahmet Gürleyen (5.), Maximilian Thiel (10.), Thijmen Goppel (26.) und Emanuel Taffertshofer (44.) stand es bereits zur Pause 0:4. "In den ersten Minuten haben wir strukturell gar nicht so schlecht gespielt, aber jeder Ballverlust hat direkt zu einer Großchance geführt", sagte Koschinat bei "MagentaSport". Es sei zu spüren gewesen, "dass eine Mischung aus nicht so passender Taktik und Unsicherheit, die sich eingeschlichen hat", den Kontrahenten immer weiter gestärkt und seine Profis geschwächt hätte.
"Punkt lag im Bereich des Möglichen"
Nach diesen katastrophalen 45 Minuten sei es in der Pause darum gegangen, die FCS-Profis zu beruhigen, eine noch höhere Niederlage abzuwenden und nicht vollkommen auseinander zu brechen. "Dann habe ich der Mannschaft gesagt, dass sich in so einer Situation Scheißhaufen von richtigen Teams unterscheiden", verriet Koschinat. Zu diesem Zeitpunkt war die Marschroute klar: "Wir wollten im zweiten Durchgang 0:0 oder 1:0 spielen." Diese Worte, gepaart mit einer Systemumstellung nach 35 Minuten – es gab drei Wechsel – und dem anpeitschenden Publikum fruchteten. "In der zweiten Halbzeit haben wir gezeigt, dass wir auf dem Weg sind, ein Team zu werden. Wir sind nicht untergegangen und haben noch einen offenen Fight geliefert", war Koschinat stolz.
Den Lohn gab es nach 56 Minuten, als Tobias Jänicke anfing, Ergebniskosmetik zu betreiben. Dass noch mehr herausspringen könnte, zeigte sich durch die Treffer von Adriano Grimaldi (68.) und Justin Steinkötter (84.). Plötzlich stand es nur noch 3:4, der Glaube an den Punktgewinn war wieder da. Und es gab sogar noch die Chance auf den Ausgleich, doch SVWW-Schlussmann Florian Stritzel verhinderte diesen nach einem Abschluss von Steinkötter in der letzten Minute. "Der Punkt lag im Bereich des Möglichen. Wir konnten uns nicht belohnen, aber das hatten wir in Summe nicht verdient", meinte Koschinat auf der Pressekonferenz.
Rassismus-Vorwürfe keine Ausrede
Nach diesem Wechselbad der Gefühle wurde der FCS-Coach auch darauf angesprochen, inwiefern die Rassismus-Vorwürfe gegen Dennis Erdmann Einfluss gehabt hätten. Natürlich sei dies nur hypothetisch zu beantworten. "Das Thema, ein massiver Vorwurf, lässt eine Mannschaft nicht kalt." Aber den Grund für die Niederlage darin zu suchen, "wäre falsch", so der gebürtige Koblenzer. Auch wenn "eine Wesensveränderung in der Mannschaft stattgefunden" habe. Belohnen wollen sich die Saarländer nun am nächsten Samstag in Köln. Dann soll das "richtige Team" von Beginn an sein Gesicht zeigen.