Neuzugänge: Rot-Weiß Erfurt setzt auf Erfahrung

Sechs Spieler haben den FC Rot-Weiß Erfurt in dieser Wechselperiode bislang verlassen, fünf neue Spieler sind an den Steigerwald gewechselt. Zudem wurde mit Andreas Wiegel die letztjährige Leihgabe vom Zweitligisten Erzgebirge Aue fest verpflichtet. Der 22-Jährige unterschrieb einen Vertrag bis 2015, der eine Option auf ein weiteres Jahr Zusammenarbeit enthält. Der gebürtige Paderborner wusste in der abgelaufenen Spielzeit phasenweise zu überzeugen, fand nach seiner Verletzungspause vom 20. bis 26. Spieltag jedoch nicht mehr zu seinen zuvor gezeigten Leistungen zurück. Negativer Höhepunkt war die rote Karte aufgrund einer Schiedsrichterbeleidigung während des Auswärtsspiels bei der SV Elversberg. Dennoch kann der ehemalige U16-Nationalspieler das Offensivspiel der Rot-Weißen beleben, die richtigen Ansätze zeigte er im Herbst des vergangenen Jahres.

In Deutschland kein Unbekannter ist Rechtsverteidiger Juri Judt. Der 27-Jährige kam von Absteiger 1. FC Saarbrücken, für den er seit Januar spielte. Die erhoffte Verstärkung im Abstiegskampf war der gebürtige Kasache jedoch nicht. Nach seinem Wechsel aus Leipzig ins Saarland spielte er drei Mal über 90 Minuten, stand danach bei 14 Partien nur noch 134 Minuten auf dem Platz und wurde einmal in der zweiten Mannschaft des FCS (Oberliga) eingesetzt. Auf der rechten Seite wird er sich mit Luka Odak um einen Stammplatz streiten müssen, wobei sein Kontrahent den Vorteil der Spielpraxis besitzt. Daher muss der 44-malige Bundesligaspieler die Vorbereitung gut nutzen, um sich Trainer Walter Kogler zu präsentieren und zumindest in der Dritten Liga wieder Fuß zu fassen. Vom Glanz alter Tage ist der ehemalige Jungend-Nationalspieler aktuell weit entfernt.

Hörtnagl: Ausfall erfahrener Spieler war schwer abzufangen

Mit Sascha Eichmeier verpflichtete RWE einen weiteren Verteidiger. Der 24-Jährige ist auf der linken Seite beheimatet und konnte in der Regionalliga mit fünf Toren und zwei Vorlagen bei den Sportfreunden Siegen auf sich aufmerksam machen. Jedoch wird es für ihn schwer werden, sich gegen Rafael Czichos, der auf dieser Position in den vergangenen Monaten gesetzt war, durchzusetzen. Sein gleichaltriger Teamkollege hatte im Sommer auch Angebote aus der zweiten Liga, verlängerte jedoch seinen auslaufenden Vertrag in Erfurt um ein weiteres Jahr und wird sehr wahrscheinlich auch zu Beginn der neuen Spielzeit in der ersten Elf seinen Platz finden.

Anders als in den vorherigen Jahren fällt auf, dass Sportvorstand Alfred Hörtnagl, Trainer Walter Kogler und Manager Torsten Traub vermehrt auf Erfahrung setzen.  "Wir hatten letztes Jahr eine sehr junge Mannschaft. Wenn da einige erfahrene wegbrachen, war es schwer, diese Ausfälle abzufangen", erklärte Alfred Hörtnagl die Verpflichtungen der vergleichsweise alten Spieler, wie zum Beispiel von Stürmer Christian Falk. Der Österreicher kam 45 Mal in der höchsten Spielklasse seines Geburtslandes zum Einsatz, hinzukommen 118 Spiele in der zweiten Liga. 58 Tore in diesem Zeitraum lesen sich gut und klingen im Hinblick auf die anstehende Saison vielversprechend. Aktuell hat Carsten Kammlott den ersten Rang in der Stürmer-Hierarchie inne. Falk, der mit fünf Treffern im ersten Testspiel ein Ausrufezeichen setzte, wird sich mit Simon Brandstetter um den zweiten Platz im Angriff streiten dürfen. Für Nachwuchsspieler Jonas Nietfeld dürfte der Stammplatz nun in ganz weite Ferne gerückt sein, sollte sich niemand verletzen.

Pechvogel Tyrala mit drei Kreuzbandrissen

Eine große Hilfe im Mittelfeld könnte Sebastian Tyrala sein. Die Thüringer offenbarten in der abgelaufenen Saison über weite Strecken große Probleme in der Kreativabteilung, der Deutsch-Pole könnte nun Abhilfe schaffen. Die Karriere des mittlerweile 26-Jährigen begann vielversprechend. 2005 wurde er als DFB-Nachwuchsspieler des Jahres ausgezeichnet. Im Anschluss begann die lange Leidenszeit des zentralen Mittelfeldspielers: 2005 zog er sich den ersten Kreuzbandriss zu. Der deutsche Jugend-Nationalspieler, der sich später entschied, für sein Geburtsland Polen aufzulaufen, kämpfte sich wieder heran und kam in der Saison 2006/2007 sieben Mal für Borussia Dortmund in der Bundesliga zum Einsatz. Im September 2012, Tyrala spielte mittlerweile bei Greuther Fürth, reißt das Kreuzband zum zweiten Mal, im März des vergangenen Jahres erfolgt Knieverletzung Nummer drei.

Der 37-malige Zweit- und 36 malige Drittliga-Spieler erhält in Erfurt einen Einjahresvertrag mit einer leistungsbezogenen Option auf eine einjährige Verlängerung, "damit beide Seiten die Chance haben zu sehen, ob das Engagement auch länger dauern kann", sagte RWE-Sportvorstand Hörtnagl bei der Vorstellung des neuen Spielers und fügte auf einer späteren Pressekonferenz an: "Ich kenne Basti bereits aus Fürth. Er hatte es durch seine Verletzungen bisher nicht leicht. Ich habe großen Respekt vor ihm". Bleibt er im Laufe der kommenden Monate von langen Verletzungspausen verschont, wird er gute Chancen haben, Marco Engelhardt und Eigengewächs Kevin Möhwald den Stammplatz streitig zu machen oder zumindest einen sehr guten Ersatzspieler abzugeben, der einem Spiel frische Impulse verleihen kann. "Ich bin fit und werde vor, während und nach dem Training alles dafür tun, weiterhin verletzungsfrei zu bleiben", erklärte Tyrala.

Neuverpflichtungen klingen interessant und haben Potential

Ebenfalls neu am Steigerwald ist Haris Bukva. Der Österreicher mit bosnischer Herkunft wurde aus der Arbeitslosigkeit geholt. Zuvor spielte er bei Hajduk Split, wo sein Vertrag im März aufgelöst wurde. "Split hat finanzielle Probleme. Da hat man als Spieler ein halbes Jahr kein Geld bekommen. Wir waren uns einig den Vertrag aufzulösen", erklärte er diesen Schritt am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Der Linksaußen verfügt über die Erfahrung von 19 internationalen Einsätzen in Champions- und Europa-League für Sturm Graz, für die er insgesamt über drei Jahre spielte. Auch er kam in der österreichischen Bundesliga zum Einsatz und knackte sogar die 100-Spiele-Marke. In 124 Partien erzielte der Meister und Pokalsieger sieben Tore, hinzu kommen 20 Vorlagen. In den vergangenen zwölf Monaten absolvierte Bukva jedoch lediglich 13 Pflichtspiele für Split, muss somit in der Vorbereitung erst seinen Rhythmus wiederfinden. Sollte dies gelingen, wird er wahrscheinlich die Rolle des abgewanderten Marius Strangl einnehmen.

Es lässt sich festhalten, dass die Thüringer bislang sehr interessante neue Leute verpflichten konnten, die durchaus namhafte Stationen in ihren Lebensläufen stehen haben. Bleibt die Mannschaft – im Gegensatz zum Vorjahr – von Verletzungen verschont und Trainer Kogler kann aus den Spielern eine Einheit bilden, wird man sich in der oberen Hälfte festsetzen und auch die Top-Teams der Liga ärgern können. Der nächste Schritt in der Entwicklung des Teams muss gegangen werden, schließlich soll im Sommer 2016 der Aufstieg in die 2. Bundesliga gefeiert werden. Schlechte Nachrichten sind die Verstärkungen jedoch für die eigenen Nachwuchsspieler wie Jonas Nietfeld und die Mittelfeldspieler Maik Baumgarten und Patrick Göbel, die sich wohl erneut mit einem Platz auf der Bank anfreunden müssen. Jedoch sind sie in einem Alter, in dem Einsätze von höchster Bedeutung sind. Alle drei stehen noch bis 2015 unter Vertrag, Vielleicht tritt manch einer noch mit dem Wunsch eines Wechsels an den Verein heran.

FOTO: Marcel Junghanns / Klettermaxe Photographie / Fototifosi

   

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