Neun Drittligisten im DFB-Pokal: Wer schafft es in die 2. Runde?
Neun Drittligisten treten an diesem Wochenende in der ersten Pokalrunde an – alle werden in kleinerer oder größerer Außenseiterrolle sein. Sie wird nochmals verstärkt dadurch, dass auch die 3. Liga noch nicht in die Saison gestartet ist und Zuschauer begrenzt oder gar nicht erlaubt sind. Können wir überhaupt mit Überraschungen rechnen? Aber sicher. Wir blicken auf alle Spiele.
Die Etat-Erhöhung hat den Sechzigern einen kleinen Schub verliehen, die Neuzugänge Stephan Salger, Richard Neudecker und Erik Tallig kurbeln den Konkurrenzkampf an. Ohne Fans steht den Löwen am Samstag Bundesligist Eintracht Frankfurt im Weg. Der wartet derzeit noch auf etwa 25 Millionen Euro, die West Ham United für den Vorjahrestransfer von Sebastien Haller bezahlen muss. Solange sind keine großen Sprünge drin – die Eintracht dürfte mit ihrer Vorjahreself auflaufen. Doch auch die hat es durchaus in sich: Kapitän Hinteregger, Torhüter Trapp, Talent N`Dicka, die Offensive um Silva und Dost ist quasi gesetzt. Ein schweres Unterfangen für 1860.
Zugelassene Zuschauer: 0
Siegchance 1860 München: 20 Prozent
Einer der stärksten Drittligisten trifft auf einen Bundesliga-Absteiger, der sich noch finden muss: Dem FC Ingolstadt dürften auch ohne Fan-Unterstützung durchaus realistische Chancen zukommen, den zuletzt mit gut 350.000 Euro dotierten Einzug in die nächste Runde zu schaffen. Zumal Fortuna im Vorjahr zwar ins Viertelfinale einzog, dort aber gegen den damaligen Regionalliga-Spitzenreiter Saarbrücken im Elfmeterschießen den Kürzeren zog. Tatsächlich ist Düsseldorf trotzdem Favorit, hat in der ersten Elf immer noch viel Erstliga-Qualität. Rouwen Hennings und Kenan Karaman müssen erst einmal kaltgestellt werden.
Zugelassene Zuschauer: 0
Siegchance FC Ingolstadt: 40 Prozent
Alle Jahre wieder trifft Hansa auf den VfB – dreimal in Folge ergab sich kurioserweise nun diese Erstrundenpaarung. Der FCH kann auf die Unterstützung von 7.500 Zuschauern zählen, ein nicht unwesentlicher Vorteil gegenüber vielen anderen Pokal-Underdogs. Organisierter Support ist allerdings nicht angekündigt. Sportlich kommt der VfB, der in den Duellen mit Rostock einmal gewann und einmal verlor, mit der Euphorie eines Erstliga-Aufsteigers, scheint aber in der Defensive nicht unverwundbar. Zudem fehlen in Nicolas Gonzalez, Erik Thommy und Philipp Förster derzeit drei Kreativspieler verletzt. Hansa wird seine Chance wittern.
Zugelassene Zuschauer: 7.500
Siegchance Hansa Rostock: 25 Prozent
Trotz der Insolvenz will der 1. FC Kaiserslautern in der kommenden Saison um den Aufstieg mitspielen. Zwar mussten die Roten Teufel die Abgänge von Lennart Grill, Florian Pick und Christian Kühlwetter verdauen, haben mit Tim Rieder und Marvin Pourié aber auch schon ordentlich nachgerüstet – zwei Offensivspieler sollen noch kommen. Verantwortliche anderer Klubs kritisieren das Vorgehen des Klubs, die eigenen Fans verweisen auf das Insolvenzrecht und dass alles seine Legitimität habe. Wie dem auch sei: Gegner Jahn Regensburg ist kein Pokalschreck, ging zuletzt zweimal in Folge in der ersten Runde baden. Die Transfers der Bayern waren wenig spektakulär, der SSV gilt als Abstiegskandidat. Kaiserslautern ist kein Außenseiter, sondern vielmehr ebenbürtig einzuschätzen.
Zugelassene Zuschauer: 0
Siegchance 1. FC Kaiserslautern: 55 Prozent
Schneller als gedacht sehen sich die Vorjahres-Kontrahenten aus der 2. Bundesliga wieder: Wehen Wiesbaden hat seine Mannschaft nach dem verdienten Abstieg neu ausgerichtet, Heidenheim musste die hauchzart verpasste Qualifikation für die Bundesliga verarbeiten und geht wieder als Anwärter auf die oberen Plätze ins nächste Zweitliga-Jahr. Beide Mannschaften können Pokal: Wiesbaden schaffte, obwohl stets im Außenseiter-Lostopf zu finden, in den vergangenen drei Jahren zweimal den Sprung in die zweite Runde. Heidenheim ist 2013, damals gegen 1860 München, zuletzt aus der ersten Pokal-Runde geflogen und gilt als sehr souveräner Vertreter. Das macht es für den SVWW nicht leichter.
Zugelassene Zuschauer: 250
Siegchance SV Wehen Wiesbaden: 30 Prozent
Im Vorjahr lieferte sich Waldhof Mannheim mit Eintracht Frankfurt ein Spektakel, das 3:5 aus Sicht des SVW endete. Nun gibt es wieder ein Südwest-Duell. Für Mannheim, das zahlreiche Stammspieler verloren hat und dem auch die Besuchereinnahmen in dieser Zeit bitter fehlen, wäre das Erreichen der zweiten Runde ein Segen, allerdings ist der Kader maximal halbfertig, vor allem die Sturmspitze ist dünn besetzt. Freiburg hat zuletzt neunmal in Folge mindestens die zweite Runde erreicht, ist kein klassischer Pokal-Stolperkandidat. Ein schweres Los für die Buwe.
Zugelassene Zuschauer: 500
Siegchance Waldhof Mannheim: 20 Prozent
Immerhin 5.000 Fans dürfen sich, gut verteilt in der Arena, das Pokalspiel des 1. FC Magdeburg gegen Darmstadt 98 anschauen. 2018 gab es das schon einmal, damals waren die Klubs noch Liga-Konkurrenten – und die Lilien schnappten sich durch ein frühes Elfmetertor den Sieg. Nun kommen sie mit einem neuen Trainer, Markus Anfang, und als Fünfter des Vorjahres, haben ihre erste Mannschaft zudem komplett halten können. Ein Vorteil gegenüber dem runderneuerten FCM, dessen ligainterne Stärke nach der vermiesten Saison 2019/20 noch ein kleines Rätsel ist. Vielleicht aber gibt ja die Anwesenheit von Fans noch einen Motivationsschub.
Zugelassene Zuschauer: 5.000
Siegchance 1. FC Magdeburg: 35 Prozent
Rasches Wiedersehen für SGD und HSV: Im Endspurt der 2. Bundesliga begegneten sich die Teams noch vor drei Monaten, damals siegte Hamburg knapp mit 1:0 – am Ende verfehlten aber beide ihr großes Ziel. In Dresden wurde der Neuanfang nach dem Abstieg mit vielen neuen Spielern eingeleitet, an die hohe Erwartungen geknüpft sind – unter anderem die, dem Hamburger SV Schwierigkeiten zu bereiten. Der will unter dem neuen Trainer Daniel Thioune bescheidener auftreten, ohne das Ziel Bundesliga aus den Augen zu verlieren. Zuletzt flog Hamburg in den Jahren 2015 und 2017 in Jena und Osnabrück umgehend aus dem DFB-Pokal – ebenfalls bei Drittligisten. Ein weiterer Vorteil für Dynamo ist die Kulisse von rund 10.000 Zuschauern – kein anderer Klub darf momentan vor so vielen Fans spielen.
Zugelassene Zuschauer: rund 10.000
Siegchance Dynamo Dresden: 35 Prozent
Wenn wir das in den Oktober verlegte Spiel von Triple-Sieger FC Bayern München bei Fünftligist Düren ausklammern, beenden die Zebras aus Duisburg die erste Pokalrunde am späten Montagabend. Das Los könnte schöner nicht sein, der MSV hätte sicher 50.000 und mehr Karten verkaufen können – doch so gut wie niemand darf gegen Vizemeister Borussia Dortmund tatsächlich ins Stadion. Das mögliche Debüt von Supertalent Jude Bellingham, das Auflaufen der Stars Jadon Sancho und Erling Haaland bleibt einigen Wenigen vorbehalten. Das schmälert die ohnehin winzige Chance des Drittligisten, den BVB an dessen durchaus vorhandenen schlechten Tagen zu ärgern, nochmals – zumal Kapitän Moritz Stoppelkamp aufgrund einer Virus-Erkrankung (kein Corona) auszufallen droht.
Zugelassene Zuschauer: 300
Siegchance MSV Duisburg: 5 Prozent