Nach ungeahntem Absturz: KSC vor Neuanfang in der 3. Liga
Der Karlsruher SC ist und bleibt ein Verein der Extreme, wenn er zwischen den Ligen hin- und herpendelt. Nach vier Jahren in der 2. Bundesliga deutet mittlerweile fast alles auf einen neuerlichen Abstieg hin – ein schwerer Schlag auf dem Weg, sich mithilfe eines Stadionneubaus dauerhaft in den oberen deutschen Klassen festsetzen zu wollen.
Von der Bundesliga in die 3. Liga und (fast) zurück
Werden künftig Achterbahnen nach dem Karlsruher Maßstab erbaut – sie wären in jedem Fall eine Fahrt wert. Kaum ein anderer Verein ist sich in seinem Weg derart unklar wie der KSC, der seit knapp zehn Jahren nun zwischen Bundesliga und 3. Liga pendelt. Fahrstuhl extrem, möchte man meinen, und eine sinnige Erklärung für dieses Phänomen zu finden, ist alles andere als leicht. Im Jahr 2008 endete das erfolgreichste Jahr dieses Jahrtausends mit dem 11. Platz in der Bundesliga, danach begann ein schrittweiser Absturz. Seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte dieser im Frühsommer 2012, als Jahn Regensburg durch zwei Remis in der Relegation Karlsruhe in die 3. Liga und sich selbst ins Bundesliga-Unterhaus beförderte. Fünf Jahre ist das nun her – fünf Jahre, in denen wiederum kein Stein auf dem anderen geblieben ist. Man denke nur an Regensburg selbst, die nach dem Relegationskrimi zwei Abstiege und einen Aufstieg erlebten und aktuell um einen weiteren Durchmarsch mitspielen.
Aufstieg als Frischekick
Karlsruhe ging einen anderen Weg. 2012/13 erfüllten sie ihre Favoritenrolle im wohl hochklassigsten Aufstiegsfinale der eingleisigen Drittliga-Geschichte, hielten Bielefeld, Osnabrück, Heidenheim und Münster auf Abstand. Es war das Jahr eines gewissen Hakan Calhanoglu, aber auch des Koen van der Biezen und des Trainers Markus Kauczinski. Anschließend nahm Karlsruhe all seinen Schwung mit, stürmte in der 2. Bundesliga auf den fünften Tabellenrang – der KSC war runderneuert, er wirkte trotz des altbackenen Stadions frisch und munter. Diese Entwicklung setzte sich gar noch fort und endete 2015 im berüchtigten Wildpark-Relegationskrimi gegen den Hamburger SV: In letzter Sekunde glich der totgesagte HSV per fragwürdigem Freistoß aus, drehte die Partie in der Verlängerung dann komplett. Wieder einmal hatte Karlsruhe im eigenen Stadion eine bittere Schlacht verloren. Der Traum von der Bundesliga-Rückkehr war geplatzt.
Kauczinskis Abgang – der Wendepunkt?
Dass nicht einmal zwei Jahre später der neuerliche Abstieg in die 3. Liga kurz bevorsteht, kann mit diesem Ereignis allein aber nicht erklärt werden. Nicht wenige sehen den Anfang vom Ende im Ausscheiden von Kauczinski im Sommer 2016 – nach 15 Jahren KSC entschloss sich der 47-Jährige, eine neue Herausforderung zu suchen. Das Ende ist bekannt: Seine Amtszeit beim FC Ingolstadt beschränkte sich auf zehn Bundesliga-Spiele, zwei mickrige Pünktchen waren ihm vergönnt. Kauczinski funktionierte nicht ohne den Karlsruher SC, und der Karlsruher SC nicht ohne Kauczinski. Tomas Oral übernahm das Zepter. Eine sehr kritisch beäugte Verpflichtung von den Fans, deren böse Vorahnung sich bestätigen sollte. Unter Oral wurde das Spiel unattraktiv, aber Sportdirektor Jens Todt wartete und wartete – bis er selbst gefeuert wurde. Oliver Kreuzer kehrte fortan zurück und führte aus, was Anhänger schon wochenlang gefordert hatten: Oral wurde nach 15 Spielen von seinem Amt entbunden.
Oral bleibt zu lange, Slomka muss zu früh gehen
Zu spät, viel zu spät, kritisierten die Fans. Nachfolger Mirko Slomka erhielt ab der Winterpause nur zehn Partien Zeit – dann musste auch er gehen. Jugendtrainer Marc-Patrick Meister muss den Scherbenhaufen nun zusammenkehren und die Saison vernünftig zu Ende bringen – ein Klassenerhalt erscheint längst als blanke Utopie. Aber wie würde es in der 3. Liga überhaupt weitergehen? Der SC Paderborn und der FSV Frankfurt lassen schon jetzt die Alarmglocken schrillen: Auch Karlsruhe werden die deutlich geringeren Einnahmen hart treffen. Pokert der KSC um den direkten Wiederaufstieg und zahlt bei Nichterfolg den Preis? Ob das badische Aushängeschild tatsächlich Topfavorit wäre, ist noch nicht abzusehen.
Lebt der Südwesten neu auf?
Für die 3. Liga würde ein Abstieg jedoch ebenso Folgen besitzen: Lange Zeit vermisste diese Spielklasse den Südwesten, der in der Saison 2017/18 jedoch mit Duellen zwischen Karlsruhe und Waldhof Mannheim neu aufblühen könnte – selbst ein Dazugesellen des 1. FC Kaiserslautern sowie des 1. FC Saarbrücken ist noch nicht vom Tisch. Es wäre ein attraktiver Zuwachs, das steht außer Frage – zumal der KSC nach aktuellem Stand nicht vollends auseinanderfallen wird: Trainer Meister und Sportdirektor Kreuzer sollen ihre Posten weiter ausüben und auch Torhüter Dirk Orlishausen, nach Gaetan Krebs dienstältester Karlsruher Akteur, hat sich bereits zu den Oberrheinern bekannt. Kleine Funken Hoffnung inmitten der südwestdeutschen Tristesse, in der jedem bewusst ist: Es wäre im Abstiegsfall längst nicht selbstverständlich, dass die 3. Liga ab Sommer 2017 erneut nur als kleiner Ausrutscher in der Vereinshistorie verbleibt.